DFB Team News: Fritz Keller nach Nazi-Aussage in Kritik

Aus für DFB-Boss Keller? Große Kritik-Welle nach Nazi-Vergleich

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Nach Nazi-Vergleich: DFB-Präsident Fritz Keller entschuldigt sich beim DFB-Vizepräsident Rainer Koch. (Videolänge: 4:53 Minuten)

Der krisengeplagte DFB kommt nicht zur Ruhe. Die Frage nach der Zukunft von Präsident Fritz Keller stellt sich.

Das Aus für Fritz Keller wurde in den vergangenen Wochen häufig prophezeit, doch exakt 19 Monate nach seinem Amtsantritt ist die Luft für den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) so dünn wie nie. Als Folge seiner verbalen Entgleisung stehen hinter einer weiteren Zusammenarbeit an der heillos zerstritten Verbandsspitze immer größere Fragezeichen. Durch seinen Nazi-Vergleich gilt Keller als kaum noch tragbar, der Druck auf den 64-Jährigen wächst - erste Verbände und die Deutsche Fußball Liga (DFL) rücken von ihm ab.

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Gegnerisches Lager verurteilt Kellers Aussagen

"Wir distanzieren uns deutlich und in aller Form von der Äußerung und der Wortwahl, die DFB-Präsident Fritz Keller in Richtung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch im Rahmen der Präsidiumssitzung am 23. April getätigt hat", hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme der DFL-Vertreter im DFB-Präsidium: "Eine solche Äußerung ist absolut inakzeptabel." Quasi wortgleich wurde Kellers Verhalten vom gegnerischen Lager im Machtkampf verurteilt: von Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge.

Bereits vorher wurde Keller vom Präsidium des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) indirekt der Rücktritt nahegelegt. "Fritz Keller disqualifiziert sich, er vertieft so weiter die Gräben und betreibt Polarisierung", teilte der BFV nach einer Videokonferenz ohne seinen Präsidenten Koch am Dienstag mit: "Mit einem derartigen Verhalten, das jedwede Grenzen überschreitet und nicht zu tolerieren ist, wird er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht."

DFB-Boss will nicht aufgeben

Allerdings lehnt Keller, der seit Monaten im Mittelpunkt eines Machtkampfes steht, eine Demission ab - was er mit einer Fußball-Metapher deutlich machte. "In Zeiten gesellschaftlicher Zerrissenheit sollten wir uns als Fußballer nach meinem Foul die Hände reichen und ein gemeinsames Zeichen der Versöhnung geben", sagte der DFB-Boss: "Ich freue mich, dass Rainer Koch zu gemeinsamen Gesprächen bereit ist."

Keller gab zu, dass er "mit der Bemerkung in der Präsidiumssitzung (...) einen schwerwiegenden Fehler begangen" habe. "Ich ging davon aus, dass er meine Entschuldigung, um die ich ihn schriftlich und am Telefon gebeten habe, umgehend annehmen würde. Diese Einschätzung war, wie aus seiner gestrigen schriftlichen Antwort an mich hervorging, falsch", erläuterte der DFB-Präsident: "Ich bedauere, dass nach meinem gestrigen Statement ein anderer Eindruck entstanden ist."

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Zuvor hatte Koch explizit der ursprünglichen Darstellung Kellers widersprochen, wonach er dessen Bitte um Verzeihung bereits nachgekommen sei. Koch ließ über den BFV auf SID-Anfrage vielmehr mitteilen, dass er die schriftliche Entschuldigung des Präsidenten "bislang nicht angenommen" habe, "weil er den gesamten Vorgang mit zeitlichem Abstand zunächst in einem persönlichen Gespräch mit Fritz Keller aufarbeiten möchte". Laut Sport Bild will Koch erst nach einem Treffen mit Keller am Wochenende bei einer Tagung der 21 Landesverbände in Potsdam entscheiden, ob er die Entschuldigung akzeptiert.

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Keller schockt mit einem Nazi-Vergleich

Keller hatte Koch laut übereinstimmenden Medienberichten mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglichen. Koch, im Hauptberuf selbst Richter, ist davon derart schwer getroffen, dass eine Annahme der Entschuldigung offen ist. Der seit Jahren krisengeplagte DFB äußerte sich bislang nicht im Detail zu den Vorgängen, die bei der Ethikkommission der Verbandes gelandet sind.

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Der DFB bestätigte das Zitat Kellers in der Bild-Zeitung. "Insbesondere auch im Hinblick auf die Opfer des Nationalsozialismus war der Vergleich gänzlich unangebracht", sagte Keller: "Ich bedauere dies sehr und werde meine Worte künftig weiser wählen."

Ob Keller überhaupt noch Worte als DFB-Chef wählen kann, erscheint fraglich. So reagierte das Präsidium des mächtigen Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV), dem unter anderem DFB-Vize Ronny Zimmermann angehört, mit "Entsetzen und völligem Unverständnis" auf "die Äußerungen und die Wortwahl" Kellers.

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Der nächste Präsident, der sein Amt abgibt

"Unser Präsident Rainer Koch verdient Respekt, und wir wissen, dass er sich in den Dienst der Sache stellt, um den Amateurfußball zu sichern", teilte der SFV mit: "Gerade als langjähriger Vorsitzender Richter ist es völlig abwegig, ihn auch nur ansatzweise in die Nähe des höchsten Repräsentanten der unsäglichen und menschenverachtenden Willkürjustiz des Dritten Reiches zu rücken."

Sollte Keller das Handtuch werfen, wäre er der dritte Verbandsboss in Folge, der seinen Rücktritt erklärt. Vor Keller hatten Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel vorzeitig ihren Posten verlassen.

Alles begann mit der Affäre um die WM 2006

Der DFB befindet sich seit Beginn der Affäre um die WM-Vergabe 2006 im Krisenmodus. Keller hätte den Verband beruhigen sollen, doch das Gegenteil war der Fall. Immer wieder gelangen pikante Details an die Öffentlichkeit, die im Machtkampf beide Seiten in ein schlechtes Licht rücken.

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Um die DFB-Spitze wieder handlungsfähig zu machen, hatten zuletzt auch die Landesverbände eingegriffen. Aus ihren Reihen kommt auch der Vorschlag zur Einberufung eines außerordentlichen Bundestags im Sommer.

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger ("Ich bin schon fassungslos") sieht neben den Verbänden auch die DFL in der Pflicht. "Die Landesverbände und der Ligaverband sind jetzt aufgerufen, etwas zu tun", sagte Zwanziger der Bild-Zeitung: "An der DFB-Spitze ist man seit Monaten in Feindschaft befreundet, der DFB wirkt gelähmt."

Sport-Informations-Dienst (SID)