DFB-Team News: Kommentar zur erfolgreichen WM-Quali von Deutschland
WM-Titel realistisch? So weit ist das DFB-Team noch lange nicht
12.10.2021 | 20:03 Uhr
Mit der erfolgreichen und souveränen Qualifikation für die WM 2022 hat die deutsche Nationalmannschaft ihre Pflicht erfüllt. Der Start unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick verläuft verheißungsvoll, doch zurück in der Weltspitze ist das DFB-Team noch lange nicht, meint Sky Redakteur Robin Schmidt.
23:3-Tore, sieben Siege aus acht Spielen und nur ein Ausrutscher gegen Nordmazedonien - das DFB-Team hat sich souverän das Ticket für die WM 2022 in Katar gesichert, doch alles andere wäre auch nicht zumutbar gewesen. Schließlich war von den Gruppengegnern Rumänien auf Platz 42 das bestplatzierte Team in der Weltrangliste. Die Pflicht ist erfüllt, mehr nicht.
Jetzt schon wieder öffentlich vom WM-Titel zu reden und diesen als realistisches Ziel auszugeben, wie es Kapitän Manuel Neuer zuletzt getan hat, ist jedoch nicht angebracht. Nicht falsch verstehen: Sich die höchsten Ziele zu setzen, ist keineswegs verkehrt. Doch das sollte intern geschehen und intern bleiben. Nach außen würde dagegen etwas mehr Demut guttun, vor allem nach den zuletzt zwei verkorksten Turnieren.
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Euphorie muss richtig kanalisiert werden
Natürlich hat Hansi Flick in seiner noch kurzen Amtszeit bereits einiges in Gang gesetzt. Die deutsche Mannschaft zeigt aggressives Pressing, spielt wieder schnell und direkt nach vorne. Der Fußball ist ansehnlich und mutig, das Selbstvertrauen ist zurück und es fallen sogar wieder entscheidende Tore nach Standards.
Beim hart erkämpften 2:1-Sieg gegen Rumänien zeigte der aktuelle Weltranglisten-14. zudem eine Einsatzbereitschaft und einen Siegeswillen, den man so beim Nationalteam lange vermisst hat. Diese Entwicklung haben auch die deutschen Anhänger wohlwollend registriert, ein Hauch von Euphorie ist wieder zu spüren.
Diese gilt es nun richtig zu kanalisieren und einzuordnen. Die eingeschlagene Richtung stimmt, doch zur Wahrheit gehört auch: der Weg zurück in die Weltspitze ist noch verdammt lang.
Frankreich, Italien & Co. sind die Benchmark
Erstens gibt es immer noch große Problemzonen wie die beiden Außenverteidiger-Positionen oder im Sturm, wo Timo Werner noch zu großen Leistungsschwankungen ausgesetzt ist. Ob diese sich in zwölf Monaten so schnell beheben lassen, ist noch nicht absehbar.
Zweitens hießen die bisherigen Gegner unter Flick Liechtenstein, Armenien, Island, Rumänien und Nordmazedonien. Bei allem Respekt zählen die genannten Nationen nicht zur Creme de la Creme des Weltfußballs. Die wahren Prüfsteine kommen erst noch. Frankreich, Spanien, Italien und Belgien sind die Benchmark und haben beim Finalturnier der Nations League mit beeindruckenden Auftritten gezeigt, wo die Messlatte derzeit liegt. Ob sich das DFB-Team schon auf einem derartigen Niveau bewegt, wird sich erst in den direkten Duellen zeigen.
Ich halte es daher eher mit Leon Goretzka. Der Bayern-Star sieht zwar großes Potenzial, aber zugleich auch noch jede Menge Verbesserungsbedarf. "Da sollten wir noch kleine Brötchen backen", antwortete er auf die Frage, ob Deutschland schon zurück in der Weltspitze sei. Eine treffende und realistische Einschätzung.
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