Hamann kritisiert BVB-Stars & hinterfragt Trainerwechsel
05.10.2024 | 20:16 Uhr
Der BVB kassiert an der Alten Försterei einen bitteren Rückschlag. Sky Experte Didi Hamann legt nach der Niederlage bei Union Berlin den Finger in die schwarz-gelbe Wunde und kritisiert dabei nicht nur die Dortmunder Stars.
Das hat man sich bei Borussia Dortmund sicherlich anders vorgestellt...
Nach der Leistungssteigerung Freitag vor einer Woche im kleinen Revierderby gegen den VfL Bochum und der überzeugenden Gala in der Champions League, als der BVB Celtic mit 7:1 aus dem Stadion schoss, sollte es bei Union Berlin genauso weitergehen.
BVB-Trainer Nuri Sahin war vor der Partie an der Alten Försterei am Sky Mikro jedenfalls optimistisch: "Wir hatten, glaube ich, mittlerweile 50 bis 60 Analysen und da entwickelt sich was. Wir sind wirklich auf einem guten Weg", so der Cheftrainer. Nach enttäuschenden 90 Minuten und einer 1:2-Pleite wirkte der Übungsleiter aufgrund der gezeigten Leistung dagegen fast schon ratlos.
"Wir bereiten die Jungs vor, haben kurz vor dem Anpfiff aufgezeigt, was auf uns hier wartet und es ist für mich gerade auch nicht einfach, die richtigen Worte zu finden", so der 36-Jährige zerknirscht: "Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass wir nicht wissen, was hier passieren wird und trotzdem haben wir die erste Halbzeit komplett hergeschenkt."
Auch Gregor Kobel sprach bei Sky von einem "Rückschlag" und hatte dafür keine wirkliche Erklärung parat, betonte aber, dass man "kein schlechtes Spiel gemacht" habe.
Didi Hamann sah dies komplett anders: "Ich weiß nicht, was schlimmer war: Das Spiel, oder was Kobel gerade erzählt hat, nämlich, dass sie kein schlechtes Spiel gemacht haben. Sie haben gegen eine Mannschaft gespielt, die letztes Jahr fast abgestiegen wäre und Dortmund war in der ersten Hälfte wieder nicht auf dem Feld", wird der Sky Experte deutlich.
Und weiter: "Vor einigen Wochen haben sie in Stuttgart mit 1:5 verloren und da hat Sahin gesagt, dass er dieses Gesicht nicht mehr sehen will. Und dann haben sie in den nächsten beiden Bundesligaspielen in der ersten Hälfte jeweils das gleiche Gesicht gezeigt. Das heißt: Von den letzten sechs Halbzeiten waren die Dortmunder in vier nicht anwesend. Und gegen Bochum hatten sie nur das Glück, dass die das 3:0 nicht gemacht haben - sonst hätten sie das Spiel auch nicht gewonnen."
Da die BVB-Stars in Berlin beachtliche neun Kilometer weniger gelaufen sind als Union, hat die gezeigte Leistung für Hamann allerdings wenig mit Taktik oder individueller Qualität zu tun. Der Sky Experte nimmt in seiner Analyse auch Coach Sahin mit ins Boot: "Vor dem Spiel sagt Sahin, dass sie 60 Analysen gemacht haben und die Entwicklung in die richtige Richtung geht - ich sehe das nicht. Wenn man neun Kilometer weniger läuft, hat das etwas mit Einsatzbereitschaft, Laufbereitschaft und Einstellung zu tun. Wenn du die Jungs nicht packst und die für dich durchs Feuer gehen - das machen sie für mich nicht - dann wird das nichts."
Überhaupt hinterfragt Hamann den Trainerwechsel im Sommer von Edin Terzic zu Sahin: Zwar sagt der ehemalige CL-Sieger mit dem FC Liverpool, dass man Sahin als jungem Trainer "schon etwas zugestehen und ihm Zeit geben" müsse, aber: "Auf der anderen Seite willst du eine Entwicklung sehen und wenn du das Gefühl hast, dass diese nicht stattfindet oder in die falsche Richtung geht, dann wird man intern diese Gespräche führen."
Hamann bricht anschließend eine Lanze für Terzic: "Er war der erfolgreichste Trainer seit Klopp. Er hat den Pokal gewonnen, hätte vor zwei Jahren am letzten Spieltag die Meisterschaft gewinnen können und stand letztes Jahr im Champions-League-Finale. Wann wird es sowas in Dortmund wieder geben? Das kann zehn oder 20 Jahre dauern. Und diesen Trainer hat man 'weggemobbt' sage ich mal. Das 'wie' hat mir damals schon nicht gefallen", so der 51-Jährige und ergänzt:
"Man hat sich angeblich einvernehmlich getrennt und dann hat der Co-Trainer übernommen. Man muss vorsichtig sein, was man sich wünscht. Ich glaube, dass die Dortmunder rückblickend vielleicht die ein oder andere Sache anders machen würden, denn so wie das abgelaufen ist, war es Terzic gegenüber nicht fair und der einzige, der mit erhobenem Haupt aus der Geschichte kam, war eben Edin Terzic."
Nur vier Tage nach der Party in der Königsklasse, sind der BVB und Sahin also auf dem harten Boden der Realität angelangt und die Zahlen sprechen nicht für den neuen Coach. Mit zehn Punkten aus sechs Spielen legte Schwarz-Gelb den schwächsten Saisonstart seit zehn Jahren hin, ist auswärts erstmals seit 2019 seit fünf Bundesligaspielen ohne Sieg und kassierte in den vergangen vier Partien in der höchsten deutschen Spielklasse satte elf Gegentore.
Das hat man sich bei Borussia Dortmund sicherlich anders vorgestellt...
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