Elf Spieltage sind vorüber, und noch immer ist es in der Bundesliga so eng wie lange nicht. Doch die Borussia aus Mönchengladbach hat gezeigt, dass ihr Erfolg keine Eintagsfliege ist.
Mit dem 3:1-Heimsieg gegen Bremen haben die Gladbacher ihre Tabellenführung vor der Länderspielpause sogar auf vier Punkte ausgebaut. Erstmals in dieser Saison hat der Spitzenreiter einen solch großen Vorsprung auf Platz zwei.
Was sind die Gründe für den Erfolg? Sky hat zusammen mit OPTA die bisherige Saison der Gladbacher unter die Lupe genommen.
Spitzenreiter-Gen
Zum 5. Mal in Folge schloss Gladbach einen Spieltag als Tabellenführer ab, das gab es zuletzt 1976/77. Damals wurde Gladbach zum letzten Mal Meister. Bei Rose liegt der letzte Titel nicht so lange zurück. Er wurde 2018 und 2019 mit RB Salzburg Meister und stand an 51 der 68 Spieltage in Österreichs Liga auf Platz eins.
"Der neue Trainer Marco Rose hat es geschafft, die Mannschaft zu überzeugen und sie mitzunehmen", sagt Sky Reporter Christopher Lymberopoulos. "Roses System funktioniert aber nur, wenn alle mitmachen - und sie machen alle mit", erklärt der Gladbach-Experte weiter.
Stete Weiterentwicklung
Nach einem Stolperstart mit vier Punkten aus den ersten drei Spielen und einem 0-4-Debakel in der Europa League gegen Wolfsberg trägt die gemeinsame Arbeit nun Früchte: Gladbach gewann nach der letzten Länderspielpause im September sieben von acht Ligaspielen, feierte im Europapokal Achtungserfolge und bewies immer wieder mit späten Treffern große Moral.
Freistoß-Experten
Gladbach erzielte die meisten Tore nach Freistößen (5) - vier Mal leistete dabei Laszlo Benes die Vorarbeit. "Man kann sehen, dass Rose es geschafft hat, sein System zu implementieren. Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft daran glaubt, das zeigen auch die späten Tore, und dass alle mitmachen", meint Lymberopoulos: "Die Stärken im Pressing, bei Kontern und bei Standards zeigen, dass fleißig gearbeitet wird."
Starker Rückhalt zwischen den Pfosten
Nur elf Gegentore bedeuten Platz zwei hinter Wolfsburg (10). Torwart Yann Sommer wehrte knapp 80 Prozent der gegnerischen Schüsse ab - Bestwert unter allen Stammkeepern. "Sommer spielt seit Jahren auf top Niveau, er wurde aber lange unterschätzt", findet Lymberopoulos.
Zakaria - der wichtigste Spieler im Rose-System
"Er verkörpert genau das, was Rose will und ist unter dem neuen Coach noch besser geworden", findet Lymberopoulos: "Zakaria ist lauf- und zweikampfstark und sucht den Abschluss." Nicht umsonst wird er von Spitzenklubs wie Bayern oder Barcelona gejagt.
Der Schweizer ist neben Roses Salzburg-"Mitbringsel" Lainer die zentrale Figur - das belegen auch die Daten: In 16 von 17 Pflichtspielen stand der 22-Jährige in der Startelf, war in den letzten drei Heimspielen immer an einem Tor beteiligt, traf gegen Augsburg und Frankfurt und bereitete ein Tor gegen Bremen vor.
56 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind Bestwert im Gladbacher Mittelfeld. Sieben Ballgewinne im letzten Drittel werden nur von Lainer (8) getoppt. Überraschend: Zakaria ist mit 34,5 km/h auch der schnellste Gladbacher.
Starker Zusammenhalt
Rose hat alle ins Boot geholt. Auch die Spieler, die mal draußen sitzen, hängen sich voll rein. So fand sich Gladbach-Urgestein Patrick Herrmann plötzlich auf der Bank wieder, obwohl er nicht schlecht gespielt hatte. "Hermann murrte nicht, durfte am vergangenen Wochenende gegen Bremen wieder von Beginn an ran und zahlte dem Trainer das Vertrauen mit zwei Toren zurück", erklärt der Borussia-Experte weiter.
Starker Endspurt
Sieben Tore erzielten die Gladbacher in der Schlussviertelstunde - ligaweit sind nur Leipzig und Freiburg besser (je 9). Beim 4:2 gegen Frankfurt waren es sogar zwei Treffer in den letzten 15 Minuten. In den Europa-League-Spielen sicherte sich die Rose-Elf mit drei späten Toren zusätzliche Punkte, wie zuletzt in der Nachspielzeit gegen AS Rom.
Konterstärke
Beim 3:1 gegen Bremen erzielte Gladbach in der laufenden Bundesligasaison das fünfte Tor nach einem Konter - nur Leipzig ist mit sechs Toren in dieser Kategorie noch stärker.
Frühes Pressing
Die Gladbacher lassen nur etwa zehn Pässe pro gegnerischer Defensivaktion zu - nur Leverkusen hat mit acht Pässen einen niedrigeren PPDA-Wert (=Passes Per Defensive Action). In der vergangenen Saison ließ Gladbach noch 15 Pässe im Schnitt zu, jetzt pressen die Borussen deutlich häufiger: 13 Mal pro Spiel gegenüber zehn Mal.
Starke Chancenverwertung
19,8 Prozent erfolgreiche Abschlüsse bedeuten zusammen mit Dortmund Platz zwei hinter Leipzig (23 Prozent). Betrachtet man aber nur die letzten acht Bundesligaspiele (7 Siege, 1 Niederlage), ist Gladbach mit 21,7 Prozent sogar besser als RB.
Viele Großchancen
An den vergangenen acht Spieltagen erspielte sich Gladbach 26 der insgesamt 28 Großchancen - kein Team war in diesem Zeitraum besser.
Sky Prognose
Das Spiel gegen den FC Bayern am 7. Dezember wird der Gradmesser für Roses Team. In den vergangenen Jahren traten die Gladbacher immer als Außenseiter mit an und konnten die Münchner einige Male ärgern. Jetzt ist die Situation anders. Die Borussia kommt als Tabellenführer, hat aber bisher gegen die Spitzenteams aus Leipzig und Dortmund verloren.