Diskussion bei "Wontorra der KIA Fußball-Talk": Manipulation von Hellmut Krug?
Hat der Schiedsrichter-Boss Schalke bevorteilt?
05.11.2017 | 21:24 Uhr
Das Wirwarr um den Videobeweis geht in die nächste Runde. Nach einigen umstrittenen Entscheidungen auf den Plätzen, steht nun Hellmut Krug im Fokus. Dem Videobeweis-Chef wird die Bevorteilung von Schalke 04 vorgeworfen. "Wontorra - der KIA Fußball-Talk" bringt etwas Licht ins Dunkel.
Konkret geht es um zwei Entscheidungen am 10. Spieltag während der Partie der Schalker gegen den VfL Wolfsburg (1:1). Laut der Bild am Sonntag habe Krug, der das Videobeweis-Projekt leitet, als Supervisor des Spiels den eigentlichen Video-Assistenten Marco Fritz zweimal bei Strafstoß-Entscheidungen zu Gunsten der Königsblauen überstimmt. Henning Feindt, stellvertretender Chefredakteur bei der Sport Bild, erläutert bei Wontorra - der KIA Fußball Talk die Hintergründe.
Mehrere Quellen bestätigen Vorfall
"Die Vorwürfe wurden einem in der Schiedsrichter-Welt äußerst gut vernetzten Kollegen entgegengebracht. Er hat dies überprüft und hat aus mehreren Quellen die Bestätigung erhalten", so Feindt.
"Dabei handelt es sich auch um Leute, die am Ort des Geschehens anwesend waren. Nach unseren Informationen wollte Fritz die Szene nach Gelsenkirchen durchgeben und wurde von Krug überstimmt." Der in Gelsenkirchen geborene Krug, der während seiner Zeit deswegen auch keine Spiele von S04 pfeifen durfte, bestreitet diesen Vorfall.
Krug dementiert Vorwürfe
"Wir sind als Supervisors nicht befugt, die Entscheidungen der Video-Assistenten zu beeinflussen oder sie gar zu überstimmen. Daher spielt es auch keine Rolle, wo ich geboren bin", so der 61-Jährige. "Unsere Aufgabe besteht in erster Linie darin, die Video-Assistenten auf ihre Spiele vorzubereiten, Ihre Leistung zu beobachten und Ihnen nach dem Spiel ein Feedback zu geben."
Marco Fritz, der Video-Assistent der Partie Schalke gegen Wolfsburg, hat bestritten von Krug in seinen Entscheidungen überstimmt worden zu sein: "Bei allen Spielsituationen, die im Review Center in Köln gecheckt werden, liegt die Entscheidung, ob ein Eingriff erfolgt oder nicht, beim Video-Assistenten. Dies war auch in den besagten Szenen der Partie Schalke gegen Wolfsburg so."
Sky Reporter Marc Behrenbeck gibt aber zu bedenken, dass es einen Graubereich gibt. "Der Supervisor darf und wird immer wieder beraten. Die Frage ist dann: Wie unabhängig kann ein Video.Assistent entscheiden, wenn der Chef dahinter steht und eine andere Meinung vertritt? Diese Konstellation ist auf jeden Fall zu besprechen."
Behrenbeck: Es gibt aktuell interne Befragungen
Laut Behrenbeck befragt der DFB derzeit intern alle Beteiligten. "Ich konnte mit einem Schiedsrichter sprechen, der an besagtem Tag im Kontrollzentrum war", erklärt der Sky Reporter. "Er konnte mir bestätigen, dass es diese Beratung gab. Ob es eine Einflussnahme gab, konnte er nicht bestätigen."
Behrenbeck wundert sich aber auch über den Zeitpunkt der Anschuldigungen. "Die Vorwürfe sind drastisch. Das ist nicht nur eine Einflussnahme, sondern geht in die Richtung Manipulationsvorwurf gegen Krug zu Gunsten seines Lieblingsklubs", erklärt der DFB-Experte.
Zeitpunkt verdächtig?
"Es gibt die Opposition gegen Fandel und Krug, die diese beiden Herren loswerden würden. Die Ethikkommission hat gerade erst beschlossen, dass Krug aus dem wichtigsten Gremium ausscheiden muss. Allerdings bleibt er Projektleiter Videoschiedsrichter - ob diese Vorwürfe in einem Zusammenhang stehen, ist schwer zu sagen. Der zeitliche Zusammenhang ist aber interessant."
Sky Kommentator Wolff-Christoph Fuss fordert unabhängig von der Personalie Krug klarere Ansagen. "Ich glaube, die wissen selbst nicht, was sie für eine Leitlinie pflegen", orakelt Fuss. "Es muss für alle Beteiligten klar gemacht werden, wer wann auf was Einfluss nimmt. Chef-Schiedsrichter, Video-Assistenten und dessen Supervisor - da sind wir in Sphären, das hat mit Transparenz nichts mehr zu tun."