Eintracht Frankfurt arbeitet seit Jahren erfolgreich
Der dritte Platz in der Tabelle ist eine Momentaufnahme nach dem neunten Spieltag, doch es ist deutlich mehr als nur ein guter Lauf, den Eintracht Frankfurt hinlegt.
07.11.2024 | 14:47 Uhr
Es ist vielmehr das Zwischenergebnis eines Plans, der noch am Anfang steht. Zudem bringt die Analyse der Vergangenheit etwas Außergewöhnliches zutage.
Während im Erfolg bekanntlich die meisten Fehler gemacht werden, hat dieser Verein nahezu alles richtig gemacht. Und zwar seit Jahren. Das kann kein Zufall sein.
"Champions-League-Falle vermieden"
Ein Triumph wie der Europa-League-Sieg bietet eine Reihe von Verführungen. Nicht selten haben sich Klubs finanziell übernommen, obwohl sie strukturell noch nicht auf diesem Niveau waren. Teure Spieler holen und mit hohen Gehältern ausstatten, das Gehaltsgefüge durcheinanderbringen, genauso wie die Hierarchie im Team.
Ein Desaster, wenn es sportlich bergab geht, die Einnahmen aus dem internationalen Geschäft ausbleiben und der teure Kader bezahlt werden muss. Die SGE ist sich in ihren Ambitionen treu geblieben. Kein Großangriff auf den Transfermarkt, stattdessen Schnäppchenjagd. Kolo Muani zum Nulltarif verpflichtet und für fast 100 Millionen an Paris verkauft. Ein Meisterwerk.
Mut zu unpopulären Entscheidungen
Die Trennung von Erfolgstrainer Oliver Glasner, der Verkauf von Kolo Muani (zunächst ohne Ersatz), das Festhalten an Dino Toppmöller trotz heftiger Kritik: Markus Krösche hat mit seinen Vorstandskollegen viel Gegenwind aushalten müssen. Allerdings hat die Vereinsführung gezeigt, dass sie sich nicht von Stimmungen aus dem Umfeld leiten lässt. Rückblickend waren alle Entscheidungen goldrichtig.
Im letzten Sommer ist die Eintracht einen Schritt zurückgegangen, um anschließend zwei nach vorne zu machen. Auch die Überzeugung, an Toppmöller festzuhalten, zahlt sich aus. Für den 43-Jährigen war die vergangene Saison ein Lehrjahr unter erschwerten Bedingungen. Trotz aller Rückschläge gelang die Europa-League-Qualifikation. Neigte er davor dazu, sich mit zahlreichen Aufgaben zu überfordern, delegiert er nun mehr.
Die Vereinskultur als Basis
Axel Hellmann ist der unbestrittene mächtige Mann bei der SGE, lässt Krösche aber Sportchef sein. Der Weg zur aktuellen Eintracht-Hierarchie war dabei aber nicht immer frei von Konflikten. Selbst Streitereien wie den Zoff zwischen Vorstandsboss Hellmann und dem damaligen Aufsichtsratschef Philipp Holzer im Jahr 2023 kann der Verein am Ende deeskalieren. "Die Diva vom Main" ploppt gelegentlich auf, verschwindet aber auch recht schnell wieder.
Die Mannschaftskultur
Respekt und ein gutes Miteinander werden in Eintracht Frankfurts Multikulti-Truppe großgeschrieben. Eine Entwicklung, die in den Zeiten unter Sportchef Fredi Bobic und Trainer Niko Kovac ihren Anfang genommen hatte, aufrechterhalten von Vereinskonstanten wie Sebastian Rode, Makoto Hasebe und Timothy Chandler. Ein wesentlicher Faktor, warum sich Neuzugänge in der Regel äußerst schnell zurechtfinden und wohlfühlen oder bei der Eintracht aufblühen. Bestes Beispiel: Omar Marmoush.
Die Transferpolitik
Hätte Krösche mit ähnlichem Geschick an der Börse gehandelt - er hätte es mit einem Durchschnittsgehalt zum Multimillionär geschafft. Kolo Muani ist dabei nur einer von vielen genialen Schachzügen. Auch Willian Pacho brachte mit seinem Verkauf nach Paris (ca. 45 Mio. Euro) annähernd das Fünffache seines Einkaufspreises. Mit Theate und Kristensen sind dafür zwei erfahrenere Abwehrspieler verpflichtet worden, die den Abwehrverbund in der Gesamtheit stärker gemacht haben. Über allem steht: Die meisten Transferentscheidungen sitzen!
Profil: Junge Spieler mit Entwicklungspotenzial, die aber schon aktuell weiterhelfen können. Mit 7:2 zerlegte die SGE den VfL Bochum - mit der jüngsten Elf des Spieltags! Marmoush könnte bei einem Verkauf im Sommer wieder 60 Millionen bringen, Ekitike ist perspektivisch der nächste 100-Millionen-Mann.
Behutsam auf dem Weg in die deutschen Top vier - ein Prozess mit guten Erfolgschancen, zumal der Klub über Jahre bewiesen hat, auch Rückschläge meistern zu können. Auch in der Europa League sorgen die Adler wie so oft für Furore. Vielleicht folgt der nächste Beleg schon heute gegen Slavia Prag ...
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