Radikal-Umbruch bei der Eintracht: Die Chance, zum Top-Klub zu werden
02.06.2021 | 12:24 Uhr
Bei Eintracht Frankfurt steht zur neuen Saison ein radikaler Umbruch an. Neben dem Führungsdreieck um Geschäftsführer Bruno Hübner, Sportdirektor Fredi Bobic und Trainer Adi Hütter könnten auch wichtige Säulen im Team gehen. Doch der schwere Neuanfang könnte sich als Sprung zum Spitzenteam erweisen.
Es sind harte Wochen für Fans der Eintracht. Das in den vergangenen Jahren aufgebaute Gerüst scheint ins Wanken zu geraten. Die beiden Erfolgs-Garanten Bobic und Hübner verlassen den Klub, nachdem sie gemeinsam eine neue Ära eingeleitet und geprägt haben.
Auch Trainer Adi Hütter wechselt Richtung Borussia Mönchengladbach und hat sich gegen Ende noch einige Sympathien verspielt. Sportlich haben die Adler nach Bekanntgabe des Abgangs einen Sturzflug raus aus den sicher geglaubten CL-Plätzen hingelegt. Verzeihlich, wären da nicht umstrittene Aussagen des Coaches gewesen, der sich keiner Schuld bewusst zu sein scheint.
Der Mannschaft, die das Trio in enger Zusammenarbeit zusammengestellt, geformt und weiterentwickelt hat, machte Hütter ebenso wenig einen Vorwurf. Das umjubelte Team der Frankfurter hat sich auch bei den Anhängern noch nicht allen Kredit verspielt. Ob diese Mannschaft im kommenden Jahr noch in gleicher Konstellation auf dem Platz stehen wird, darf angezweifelt werden.
Nach der - trotz enttäuschendem Ende - insgesamt guten Saison haben sich begehrte Spieler zusätzlich in den Vordergrund gespielt. Allen voran Andre Silva. Der portugiesische Knipser hat in der abgelaufenen Spielzeit 28 Tore erzielt - Vereinsrekord. Dazu kommen acht Vorlagen.
Nach Sky Informationen wird Silva den Verein höchstwahrscheinlich verlassen. Zuletzt buhlte Atltetico Madrid verstärkt um den wechselwilligen Angreifer. Die Spanier wollen den 25-Jährigen unbedingt und auch Silva kann sich einen Wechsel in die spanische Liga sehr gut vorstellen. Sollte der Deal platzen, stehen weitere Top-Klubs Schlange. Ein Verbleib ist schier ausgeschlossen.
Ein weiterer Wechselkandidat ist Daichi Kamada. Der Japaner will die Eintracht im kommenden Transferfenster verlassen, auch Frankfurt plant mit einem Abgang. Einzige Hürde für einen Wechsel könnte die von den Hessen geforderte Ablösesumme sein, die trotz der durchwachsenen Saison Kamadas nicht niedrig ausfallen dürfte.
"Flankengott" Filip Kostic bleibt derweil ein Thema bei Inter Mailand. Die Italiener suchen schon seit dem letzten Sommer nach einem variablen Mann für die linke Seite, der in die Fünferkette passt. Zuletzt flachten die Gerüchte allerdings ab. Wohl auch, weil aufgrund des Abgangs von Trainer Antonio Conte zunächst gecheckt werden muss, inwieweit Kostic ins System des neuen Coaches passt. Hinzu kommt eine ebenfalls hohe Ablösesumme für den 28-Jährigen, der auch mit Hertha BSC in Verbindung gebracht wird.
Letzter wichtiger Spieler, für den nach Sky Informationen Anfragen aus der Premier League vorliegen, ist Evan Ndicka. Der Innenverteidiger zählt zu den größten Defensivtalenten der Bundesliga. Ob der 21-Jährige die Eintracht noch dieses Jahr verlässt, bleibt allerdings abzuwarten. Auszuschließen ist es dennoch nicht.
Wer am Ende geht, hängt wohl auch von den ersten Wochen mit dem neuen Trainer und der Vereinsführung zusammen. Denn: Die Eintracht hat den personellem Umbruch auf Funktionärsebene schon fast abgeschlossen. Und die Neuen können sich sehen lassen.
Dass die Frankfurter sich mit Markus Krösche den Sportdirektor von Vizemeister RB Leipzig und Oliver Glasner, den Coach von Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg, sichern konnten, ist ein echtes Statement. Der Neuanfang muss nicht mit unerfahrenen Managern oder einem Trainer aus dem zweiten Glied erfolgen. Das neue Eintracht-Duo steht bereits für etwas: Erfolg.
Und das dürften auch die Spieler sehen, die sich nach den Unruhen der vergangen Wochen etwas haben verunsichern lassen. Denn so sicher es auch ist, dass ein oder zwei der genannten Stars den Klub verlassen werden, so sicher scheint auch, dass nicht alle gehen werden.
Hinzu kommt, dass der Klub hinsichtlich Kaderplanung schon auf Hochtoren arbeitet. Der 19-jährige Ali Akman kommt von Bursaspor und wird bereits seit Mitte März in den Kader integriert. Mit dem Stürmer haben sich die Adler eines der größten Talente der Türkei gesichert. In 18 Süperlig-Spielen traf der Knipser zehn Mal, bereitete zusätzlich drei Treffer vor. Auch die Verpflichtung des 17-jährigen Flügelstürmers Fabio Blanco vom FC Valencia ist in trockenen Tüchern.
Neben den zwei Top-Talenten konnten sich die Frankfurter auch Christopher Lenz von Union Berlin angeln. Der 26-jährige Linksverteidiger war maßgeblich an der Überraschungssaison der Eisernen beteiligt und kommt zudem ablösefrei. Gerüchte gibt es zusätzlich um Randal Kolo Muani vom FC Nantes, der nach Sky Informationen ein heißer Kandidat für die Nachfolge von Andre Silva ist. Der 22-jährige Stürmer war in der vergangenen Saison an 17 Treffern direkt beteiligt und dürfte aufgrund seines kurzen Vertrages bis 2022 keinen Mondpreis kosten.
Der Kader könnte also trotz Abgängen auch im kommenden Jahr konkurrenzfähig sein. Nicht zuletzt, weil Trainer Glasner sich darauf versteht, junge Spieler enorm schnell weiterzuentwickeln. Talente wie Maxence Lacroix oder Riedle Baku wurden unter dem Österreicher zu Top-Spielern in Wolfsburg. Die taktisch variable, schnelle und auf Pressing gerichtete Spielweise die Glasner forciert, kommt dem Frankfurter Spielermaterial dabei entgegen.
Obwohl es auf den ersten Blick den Anschein macht, dass die Frankfurter derzeit auseinander fallen, stehen die Weichen weiterhin auf Erfolg. Können die Neuen den eingeschlagenen Weg gehen, könnte dieser Umbruch sogar eine Bereicherung für die Eintracht werden. Beweisen die Verantwortlichen, dass auch ohne die Heilsbringer Hütter, Bobic und Hübner Erfolg möglich ist, steigen die Adler endgültig in den Kreis der deutschen Spitzenklubs auf.