Ekstraklasa in Polen ist die wohl verrückteste Liga Europas

Dass mit Legia Warschau der Rekordmeister auf einem Abstiegsplatz steht und ein Aufsteiger von der Spitze grüßt, ist schon kurios genug. Doch in der höchsten Liga Polens wimmelt es zurzeit nur so an skurrilen Raritäten.

Auch gegen Schlusslicht Piast Gleiwitz siegte der Rekordmeister Legia nicht - Warschau unterlag mit 0:1.
Image: Auch gegen Schlusslicht Piast Gleiwitz patze der Rekordmeister zuletzt - Legia Warschau unterlag im eigenen Stadion mit 0:1.  © Imago

Zum einen liegt das Teilnehmerfeld in der Ekstraklasa wahnsinnig eng beieinander. Sogar der Vorjahresmeister Lech Posen darf sich als Tabellenachter bei gerade mal vier Punkten Rückstand zur Spitze noch berechtigte Titelhoffnungen machen.

Von Louis Möldner

Dass ein Team mit mehr Unentschieden als Siegen und 30 Zählern aus 18 Partien als Ligaprimus tituliert werden darf, ist bei dieser Ausbeute fast schon absurd. Nicht mal der gern bemühte Zwei-Punkte-Schnitt, der in Ligen mit eher flacheren Hierarchien - wie die Ekstraklasa eine ist - meist für den Platz an der Sonne reicht, ist in erreichbarer Nähe.

In der Bundesliga ist ein derartiges Szenario seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, undenkbar. Aktuell hat der FC Bayern München nach 15 Spielen 41 Punkte auf dem Konto, von Rang acht trennen der Rekordmeister zurzeit satte 20 Zähler. In der spanischen LaLiga sind es gar 23, in der englischen Premier League immerhin 13.

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Spannung pur auch im Abstiegskampf

Doch damit nicht genug: Auch der polnische Abstiegskampf birgt Spannung wie kaum woanders. Nach 18 absolvierten Spieltagen liegen zwischen dem Vorletzten Bruk-Bet Termalica Nieciecza, der schon 19 Zähler gesammelt hat, und dem Zehnten Pogon Stettin gerade mal zwei mickrige Pünktchen. Eine Niederlagen-Serie kann ähnlich negative Konsequenzen haben wie eine Erfolgssträhne im Positiven.

Dass sich zurzeit ausgerechnet Wisla Plock als Aufsteiger Spitzenreiter nennen darf und Podolski-Klub Gornik Zabrze unmittelbar dahinter postiert ist, während Rekordchampion Legia Warschau auf einem Abstiegsrang überwintert, macht den Wahnsinn endgültig perfekt. Oder? Nicht ganz. Da wäre noch eine bizarre Trainer-Geschichte.

Von Rakow zu Legia - während der Saison

Aufgrund des miesen Saisonverlaufs steht in Warschau bereits der dritte Coach an der Seitenlinie - so weit, so gut. Doch der letzte Amtsträger wurde nicht etwa aus der Vereinslosigkeit oder aus dem Ausland geholt, sondern vom Ligakonkurrenten Rakow Czestochowa abgeworben. Auf der Pressekonferenz vor dem Conference-League-Spiel gegen Rapid Wien betonte dessen Trainer Marek Papszun, er wolle zu Legia wechseln - wohlgemerkt während der laufenden Saison. Seit dem 19. Dezember steht der Meister von 2023 nun tatsächlich ohne Trainer da.

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In Warschau trifft Papszun auf einen Scherbenhaufen. Kaum zu glauben, dass der vergleichsweise finanzstarke Klub aus der Hauptstadt im Dezember gleich zweimal gegen das Schlusslicht aus Gleiwitz antrat und beide Partien auch noch verlor (0:2, 0:1). Apropos Gleiwitz: Piast errang übrigens 2019 den Titel, Legia in den beiden Spielzeiten danach. Seitdem wanderte die Schale jährlich weiter.

Gibt es erneut einen Wechsel auf dem Thron?

Vor der Ende Januar startenden Rückrunde zeichnet sich schon jetzt ein Finale mit reichlich Dramatik und Hochspannung ab. Auch eine Rekord-Aufholjagd oder der Totalabsturz liegt bei elf Punkten Differenz zwischen Platz eins und 17 noch immer im Bereich des Machbaren.

Gibt es womöglich nach fünf unterschiedlichen Meistern aus den vergangenen sieben Jahren erneut einen Ablösung auf dem Thron? In dieser total verrückten Liga scheint nichts, aber auch wirklich gar nichts, ausgeschlossen zu sein.

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