Der FC Barcelona ist trotz fehlender Mittel sehr aktiv auf dem Transfermarkt und präsentierte alleine in der vergangenen Woche drei Neuzugänge, die den Kader der Blaugrana verstärken dürften. Sollte Superstar Lionel Messi bei den Katalanen bleiben, ist Barca - auch dank einiger Toptalente - kommende Saison plötzlich wieder einiges zuzutrauen.
In den vergangenen fünf Spielzeiten investierte der FC Barcelona immer deutlich über 100 Millionen Euro in Neuzugänge. Insgesamt gaben die Katalanen in diesem Zeitraum knapp über eine Milliarde Euro allein an Ablösesummen aus. Seit Monaten ist jedoch klar, dass Barca in diesem Sommer den Gürtel etwas enger schnallen werden müsste, denn der finanziell angeschlagene Traditionsklub hat schlicht und einfach kein Geld und gab bisher auch gerade einmal neun Millionen Euro aus. Gut möglich, dass kein weiterer Cent dazukommt.
Garcia soll die Defensive stabilisieren
Dennoch gelang es dem neuen Präsidenten Joan Laporta die Baustellen im Kader zu schließen. Vor allem in der Innenverteidigung offenbarte der amtierende Copa-del-Rey-Sieger in der abgelaufenen Saison teils große Schwächen. Diese soll nun ein Youngster von Champions-League-Finalist Manchester City beheben: Eric Garcia. Der 20-Jährige wurde in Barcelonas legendärer Talentschmiede La Masia ausgebildet, entschloss sich 2017 aber für einen Wechsel nach England.
Barca wollte den Abwehrspieler, der aufgrund seiner Spielweise und der ähnlichen Karriereverläufe in jungen Jahren oft mit Gerard Pique verglichen wird, bereits im vergangenen Sommer zurückholen, aber Pep Guardiola legte sein Veto ein. Nun kommt Garcia ablösefrei und soll der Defensive wieder mehr Halt geben. Der in Barcelona geborene Verteidiger besticht durch eine perfekte Technik, clevere Zweikampfführung und eine abgeklärte Spielweise, die ihm sogar einen Platz im EM-Kader Spaniens beschert hat.
Gehen Lenglet und Umtiti?
Der Youngster, der bis 2026 unterschrieb, könnte den Platz von Clement Lenglet einnehmen, der zwar über eine herausragende Spieleröffnung verfügt, aber immer wieder eklatante Fehler produziert, die zu unnötigen Gegentoren führen. Der Franzose hat deshalb auch bei den Fans einen schweren Stand und könnte den Klub wohl verlassen, wenn ein Verein eine entsprechende Ablöse bezahlt. Gleiches gilt für seinen Landsmann Samuel Umtiti, der nach zahlreichen Verletzungen einfach nicht mehr an seine Topleistung kommt.
Barca könnte beide Abgänge verschmerzen, denn neben Garcia und Piquet konnten sich in der abgelaufenen Saison auch die 22-jährigen Oscar Mingueza und Ronald Araujo für höhere Aufgaben empfehlen. Das Duo machte in der ersten Saison unter Ronald Koeman große Fortschritte und beide Youngster sind mittlerweile fester Bestandteil des Profikaders.
Kurioser Deal Emerson: Barca zahlt Ablöse für eigenen Spieler
Das ist ab sofort auch Rechtsverteidiger Emerson, den Barca für etwa neun Millionen von Betis Sevilla zurückholte. Dass die Katalanen diese Summe für einen Spieler zahlen mussten, der eigentlich schon ihnen gehört, hängt mit einem komplizierten Deal zusammen, den Betis und Barca bei der Verpflichtung des Brasilianers im Jahr 2019 abwickelten.
Damals teilten sich beide Klubs die Transferrechte und die Ablöse in Höhe von 12 Millionen Euro an Atletico Mineiro, auch wenn Emerson einen Fünfjahresvertrag in Barcelona unterschrieb. Der Rekordpokalsieger Spaniens verlieh den Youngster aber für die vergangenen beiden Spielzeiten an Betis und kaufte nun für eben die neun Millionen die kompletten Transferrechte an Emerson. In Sevilla entwickelte sich Emerson zu einem der besten Außenverteidiger der LaLiga und bietet Trainer Koeman noch mehr Optionen.
Mit dem 22-Jährigen und dem sogar noch zwei Jahre jüngeren Sergino Dest sind die Katalanen nämlich hinten rechts nun auf Jahre gut aufgestellt. Dest, der in seiner Premierensaison in Barcelona vielversprechende Ansätze zeigte, könnte zudem auch auf der anderen Seite verteidigen, falls Jordi Alba eine Verschnaufpause benötigt. Unklar ist nach diesem Deal jedoch, wie es mit Remontada-Held Sergi Roberto weitergeht. Der La-Massia-Absolvent ist nur noch bis 2022 vertraglich gebunden und könnte durch einen Verkauf frisches Geld in die klammen Kassen spülen. Angeblich ist Manchester City interessiert und soll bereit sein, 20 Millionen Euro zu bezahlen.
Pedri, De Jong & Co. - Barca im Mittelfeld gut aufgestellt
Die Defensive steht jedenfalls und auch im Mittelfeld ist Barca bestens aufgestellt. Mit Frenkie De Jong hat der Klub einen der besten Box-to-Box-Spieler der Welt und mit Pedri das vielleicht spannendste Talent Europas. Der 18-Jährige war DIE Entdeckung der vergangenen Saison und wird bereits als legitimer Iniesta-Nachfolger bezeichnet. Auch Sergio Busquets hat gezeigt, dass er auch mit 32 Jahren noch zu Höchstleistungen imstande ist und dann ist da noch Ilaix Moriba:
Der ebenfalls erst 18 Jahre junge Abräumer wird aufgrund seiner physischen Spielweise und ausgezeichneter Technik oft mit ManUniteds Paul Pogba verglichen und schaffte unter Koeman den Sprung in die erste Mannschaft. Er soll die Zukunft der Blaugrana mitprägen, aber ein Problem gibt es: Der Vertrag des Teenagers läuft nur noch bis 2022 und möglicherweise könnte ihm Liverpools Georginio Wijnaldum vor die Nase gesetzt werden, der ablösefrei nach Barcelona wechseln könnte und als Wunschspieler von Koeman gilt.
Eigenen Pogba stärken oder Wijnaldum holen?
Zuletzt wurde jedoch auch gemunkelt, dass Präsident Laporta, der bereits in seiner ersten Amtszeit stark auf Spieler aus La Massia setzte, gegen einen Transfer sei und stattdessen lieber Moriba stärken möchte. Es wird spannend zu sehen, wie sich Barca letztlich entscheidet, nachdem seit dem Donnerstag klar ist, dass Koeman auf jeden Fall Trainer bleibt.
So oder so steht aber fest, dass die Katalanen im Mittelfeld keine Vakanz haben, zumal mit Riqui Puig ein weiteres Talent auf Einsatzzeit drängt. Vielmehr wird es für Laporta darum gehen, Spieler wie Philippe Coutinho oder Miralem Pjanic noch zu verkaufen.
Letzterer kam vor gerade einmal erst zwölf Monaten in die katalanische Metropole und konnte die Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Es war ohnehin ein Transfer, der seinerzeit viele Fragen aufwarf und nun könnte der Bosnier möglicherweise zurück nach Italien wechseln. Sein Ex-Klub Juventus und auch Inter sollen interessiert sein. Bei Coutinho gibt es angeblich Interesse aus der Premier League.
Aguero als Zwischenlösung im Sturmzentrum
Sollten die Ladenhüter an den Mann gebracht werden, könnte Barca das Geld verwenden, um kommenden Sommer einen Anlauf bei Erling Haaland zu starten. Da der BVB den Norweger in diesem Sommer auf keinen Fall ziehen lässt, hat Barcelona sich im Sturmzentrum daher für eine Art Übergangslösung entschieden, denn Bedarf bestand auf dieser Position definitiv.
Sergio Aguero kommt ablösefrei von ManCity und soll - trotz seiner schwachen letzten Spielzeit unter Pep Guardiola - wieder für deutlich mehr Torgefahr in der Spitze sorgen. Er dürfte ein deutliches Upgrade im Vergleich zu Martin Braithwaite darstellen.
Kritiker des Transfers merken an, dass Aguero seine besten Tage hinter sich habe, aber für Barca ist der Deal dennoch kein besonders großes Risiko. Schließlich deutete Sportchef Mateu Alemany bei der Vorstellung an, dass der 33-Jährige einen "variablen" Vertrag mit einem niedrigen Grundgehalt unterschrieben habe. Zudem müssen Torjäger in Agueros Alter nicht zwangsläufig zum alten Eisen zählen.
Barca wartet auf Messi
Das zeigt das Beispiel des 17 Monate älteren Luis Suarez, der Atletico gerade erst zur spanischen Meisterschaft schoss. Robert Lewandowski ist ein weiteres Exempel - der Pole ist gerade einmal zwei Monate jünger als Aguero, spielte aber zuletzt die Saison seines Lebens.
Von Aguero wird so etwas natürlich nicht erwartet, aber sollte der Angreifer zumindest zweistellig einnetzen, wären die Katalanen schon einen großen Schritt weiter. Doch der Aguero-Deal ist natürlich noch aus einem zweiten Grund wichtig, denn schließlich ist er der beste Kumpel von Lionel Messi, der seinen Vertrag immer noch nicht verlängert hat.
Barca wartet auf Messi, aber Medienberichte aus Spanien sind zumindest zuversichtlich, dass der beste Spieler in der Geschichte des ruhmreichen FC Barcelona weiter bei den Katalanen bleibt. Auch wegen der Neuzugänge - und dort speziell Aguero - aber wohl auch, weil mit Ansu Fati in der kommenden Spielzeit ein weiteres Jahrhunderttalent nach zahlreichen Verletzungen wieder angreifen will.
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Mit Fati, Antoine Griezmann, Aguero, Pedri, De Jong, Garcia, ter Stegen & Co. traut La Pulga Barca offenbar zu, auch international wieder ein Wörtchen mitzureden. Eventuell kommt auch noch Lyons Memphis Depay hinzu, der ebenfalls ablösefrei zu haben ist und dem Vernehmen nach unbedingt nach Barcelona will. Er könnte die Planstelle von Braithwaite einnehmen, der den Klub verlassen soll. Zudem soll Youngster Trincao verliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln.
Fraglich ist auch, ob Ousmane Dembele in der kommenden Saison noch dabei ist: Der pfeilschnelle Ex-Dortmunder spielte eine starke Saison und blieb vor allem verletzungsfrei, aber hat nur noch bis kommenden Sommer Vertrag. Barca will verlängern, aber sollte es zu keiner Einigung kommen, dürften sich die Wege bald trennen, denn der Klub will den ehemaligen Rekordeinkauf auf keinen Fall ablösefrei verlieren.
Wer muss noch gehen?
Der Flügelflitzer steht bei der anstehenden Euro also im Schaufenster. Sollte Dembele doch bleiben, könnte sein Landsmann Antoine Griezmann den Verein vielleicht noch verlassen. Zwar spielte der Angreifer eine gute Saison und harmonierte auch besser mit Messi, aber die Konkurrenz in der Offensive mit Messi, Dembele, Aguero, Fati und möglicherweise Depay wäre immens.
Und das Geld könnte der FC Barcelona gut gebrauchen, wenn man in Zukunft auf Shoppingtour gehen und dann wahrscheinlich auch wieder mehr als 100 Millionen Euro ausgeben wird.