Transfer News: Mega-Tausch zwischen Pjanic & Arthur ein Fehler für Barca
Megatausch Pjanic vs. Arthur: Für Barca mes que un error
01.07.2020 | 20:21 Uhr
Der größte Tausch des Sommers mit einem Gesamttransfer-Volumen von mindestens 132 Millionen Euro ist perfekt. Barcelonas Arthur und Juves Miralem Pjanic wechseln die Seiten. Aus Sicht der Katalanen ist der Deal jedoch eine Bestätigung einer zuletzt desolaten Transferpolitik.
Financial Fairplay spielt Rolle bei dem Deal
Trotz des gewaltigen Volumens des Deals fließt im Grunde nicht viel Geld: Juve zahlt letztlich netto einfach zwölf Millionen und legt den 30-Jährigen Pjanic darauf und bekommt dafür für den 23-Jährigen Arthur. Die auf dem Papier hohen Summen gibt es nur, weil beide Teams damit das Financial Fairplay der UEFA umschiffen, denn Einnahmen können sofort in der Bilanz gutgeschrieben werden. während Ausgaben über die gesamte Vertragslaufzeit bilanziert werden. Daher war es auch wichtig, dass der Deal vor dem 30. Juni über die Bühne geht, damit der Transfererlös noch im laufenden Fiskaljahr verrechnet wird.
Aus finanzieller Sicht macht der Deal also für beide Klubs Sinn und dürfte der Hauptgrund gewesen sein, warum die Katalanen sich auf dieses Geschäft eingelassen haben. Denn durch die Coronakrise musste Barca zwingend bis zum Ende Juni mindestens 60 Millionen Euro einnehmen. Sonst könnte der Aufsichtsrat persönlich für 15 Prozent der Verluste haftbar gemacht werden - so steht es seit 1990 in der Satzung des Vereins.
Barcas desaströse Transfer-Bilanz
Deshalb wurde Arthur vom Hof gejagt. Der brasilianische Nationalspieler sträubte sich zwar lange gegen einen Wechsel und wollte in Spanien bleiben, wurde aber dazu gedrängt, weil Juventus NUR ihn gegen Pjanic verrechnen wollte. Barca wollte ursprünglich Arturo Vidal oder Ivan Rakitic in den Deal packen, musste am Ende jedoch Arthur vergraulen, denn er war einer von nur wenigen Spielern im Starensemble von Quique Setien, die für andere Klubs wie Juve interessant waren.
Arthur musste den Klub verlassen, weil Barca in den letzten Jahren mehr Geld auf dem Transfermarkt verbrannt hat, als alle anderen Topklubs. 2014 holte Andoni Zubizarreta in seiner letzten Transferperiode als Barca-Sportdirektor unter anderem Marc-Andre ter Stegen, Rakitic und Luis Suarez. Ein Jahr später gewann der amtierende spanische Meister zum letzten Mal die Champions League.
Seitdem gaben Zubizarretas Nachfolger Roberto Fernandez und Eric Abidal weit über eine Milliarde Euro für folgende Spieler aus: Arda Turan, Aleix Vidal, Andre Gomes, Paco Alcacer, Samuel Umtiti, Lucas Digne, Jasper Cillessen, Denis Suarez, Marlon, Yerry Mina, Gerard Deulofeu, Nelson Semedo, Paulinho, Ousmane Dembele, Philippe Coutinho, Jean-Clair Todibo, Kevin-Prince Boateng, Jeison Murillo, Vidal, Arthur, Clement Lenglet, Malcom, Antoine Griezmann, Frenkie De Jong, Neto, Junior Firpo, Emerson und Martin Braithwaite.
Keine Strategie bei Neuzugängen erkennbar
Natürlich, einige dieser Profis waren nur als Ergänzungsspieler eingeplant, andere hatten mit enormen Verletzungssorgen zu kämpfen und bei De Jong und Griezmann kann man nach einer Saison noch nicht endgültig urteilen. Dennoch kann man argumentieren, dass Barca für all das bezahlte Geld bisher nicht einen einzigen Volltreffer landen konnte.
Verwunderlich ist das nicht, denn eine Transferstrategie ist bei dem Klub, der sich früher vor allem über seine überragende Jugendakademie Las Masia definierte, seit Jahren nicht erkennbar. Oft wurde kopflos investiert und mehr darauf geachtet, dass ein großer Name kommt und weniger, wie dieser überhaupt ins System passt. Beispiel: Die Neymar-Millionen wurden sofort mit beiden Händen zum Fenster hinaus geworfen und als die geplanten Nachfolger nicht einschlugen, baggerte man erfolglos an Neymar, bekam diesen aber nicht.
Arthur war eine der wenigen Ausnahmen. Die Passmaschine wurde lange beobachtet und sollte in die Fußstapfen von Barca-Legenden wie Xavi Hernandez oder Andres Iniesta treten, mit denen er aufgrund seiner Spielweise auch oft verglichen wurde. Xavi schwärmte sogar kurz nach der Ankunft des Brasilianers in einem Interview mit Mundo Deportivo über den 40-Millionen-Neuzugang von Gremio Porto Alegre und bescheinigte ihm , die "Barca-DNA" zu haben.
Mehr als ein Verein wird zu Mehr als ein Fehler
Voll eingeschlagen hat freilich auch der Mittelfeldspieler nicht. Arthur bestritt seit seinem Wechsel 2018 nicht einmal die Hälfte aller Spiele für Barca und konnte - auch aufgrund einiger Verletzungen - nicht immer überzeugen. Dennoch wollte Setien ihn behalten, da er oft genug sein Können aufblitzen ließ und auch erst 23 Jahre alt ist.
Er wird nun durch den sieben Jahre älteren Pjanic ersetzt. Pjanic deshalb, weil Lionel Messi den Strategen angeblich gefordert hat. Sportlich ist dies nicht zwingend eine Verschlechterung, denn Pjanic ist ein Spieler von absolutem Weltklasseformat und steht jeder Mannschaft dieses Planeten gut zu Gesicht - auch dem FC Barcelona.
Aber dass Barca für Messis Wunschspieler mit Arthur einen entwicklungsfähigen Spieler opfern musste, obwohl sportliche Gründe keinerlei Rolle spielten, ist eine Bankrotterklärung für einen Verein wie Barcelona.
Mes que un club - auf deutsch Mehr als ein Klub - dieser Slogan steht für die stolzen Katalanen wie das Mia san Mia für den FC Bayern. Mes que un error oder Mehr als ein Fehler würde es besser treffen - vor allem auf dem Transfermarkt. Der Mega-Tausch Pjanic gegen Arthur ist ein weiterer Beleg dafür...