Der Fußball braucht mehr Typen wie Mane
18.10.2022 | 12:38 Uhr
Bei der Wahl zum Weltfußballer belegte Sadio Mane den zweiten Platz, doch der Bayern-Profi bekam am Montagabend in Paris einen Preis, der ihm wahrscheinlich viel wichtiger ist als der Ballon d'Or.
Mane wurde mit dem Socrates Award bedacht. Die Auszeichnung für soziales Engagement wurde von der französischen Sportzeitung France Football in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Sie ist benannt nach dem 2011 verstorbenen ehemaligen brasilianischen Nationalspieler Socrates. Einem Kinderarzt, der in seiner Heimat für gesellschaftliche Veränderungen gekämpft hat.
"Ich versuche einfach, die Dinge in meinem Land zu verbessern", sagte der Senegalese am Montag in seiner gewohnt bescheidenen Art. Es wirkte fast so, als sei ihm der Trubel um seine Person irgendwie unangenehm.
Sadio Mane hat als kleiner Junge seinen Vater verloren. In seinem Heimatdorf gab es keine ausreichende medizinische Versorgung. Das sollte nicht so bleiben. Also machte sich der kleine Sadio aus Bambali auf mit dem Traum, einmal ein großer Fußballer zu werden. Und durch den Fußball seiner Familie und seinem Volk helfen zu können.
"Ich hatte immer Fußball im Kopf", erklärt er im Bundesliga Report - Sadio Mane (abrufbar auf Sky Q), "Fußballprofi zu werden war für mich der einzige Job, mit dem ich meinen Eltern helfen konnte."
Aus Bambali ging es zunächst in Senegals Hauptstadt Dakar.
Für Jules Broucher, Manes ehemaliger Trainer in der Generation Foot, ist sein Ex-Schützling überraschenderweise "nicht der talentierteste Spieler Senegals, aber er hat diesen unglaublichen Ehrgeiz." Mane habe viel arbeiten müssen, um es bis ganz nach oben zu schaffen.
"Wenn man seinen Traum verwirklichen will, muss man an einigen Stellen Opfer bringen, und das habe ich getan", beschreibt Mane seinen Antrieb. "Ich bin aufgebrochen, um ein Fußballspieler zu werden. Ich habe in meinem Leben viele Opfer gebracht. Es war eine unglaubliche Reise."
Bambali, Dakar, Metz, Salzburg, Southampton, Liverpool und München sind die Stationen dieser Reise. Österreichischer Meister, englischer Meister, Champions-League-Sieger, Afrika-Cup-Sieger und zweimal Afrikas Fußballer des Jahres sind Manes Titel, um nur die wichtigsten zu nennen.
Doch diese Auszeichnungen sind für Mane zweitrangig. "Es gibt es Wichtigeres als Fußball. Für mich stehen meine Familie und mein Volk an erste Stelle. Solange ich etwas für sie tun kann, werde ich nie zögern."
Der 30-Jährige ist ein Kind seiner Heimat und ein Mann der Tat. Er baut Krankenhäuser, Schulen, hilft den Menschen in Bambali und der Region, wo er es kann, aber ohne groß Aufhebens darum zu machen.
"Sadio ist demütig, am Boden geblieben, ein herausragender Spieler und Typ", lobte auch Bayern-Trainer Julian Nagelsmann den Flügelspieler.
Zuletzt war häufiger zu hören, in der Bundesliga gebe es kaum noch Typen. Mane ist der Gegenbeweis. Es geht nicht darum, durch Sprüche oder Postings auf Social Media aufzufallen. Es kommt darauf an, was man ist und was man daraus macht.
Jürgen Klopp, der ihn einst nach Liverpool holte, bezeichnete Mane als "Spieler von Weltklasse, Vereinslegende und perfekten Mannschaftskameraden." Doch Mane ist noch viel mehr. "Er ist ein mitfühlender, fürsorglicher Mensch und ein ideales Vorbild", so der Liverpool-Coach.
Didier Drogba, der Mane am Montag in Paris durchs Programm führte und Mane auf der Bühne innig umarmte, richtete nach der Preisvergabe noch einen Appell an die Zuschauer.
"Bitte vergessen Sie nicht, dass wir Fußballer privilegiert sind. Wir leben von unserer Leidenschaft und sollten das Beste daraus machen", sagte der Ivorer.
Sadio Mane macht das Beste aus seiner Karriere. Als Fußballer und als Mensch. Alle lieben den Jungen aus Bambali. Und das völlig verdientermaßen.
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