FC Bayern: FCB kämpft mit Baustellen - Cancelo, Coman & Musiala machen Hoffnung

FC Bayern: Gegen den VfL ein blaues Auge, gegen PSG eine blutige Nase?

Julian Nagelsmann muss mit seinen Bayern noch die eine oder andere Baustelle vor PSG in Angriff nehmen.
Image: Julian Nagelsmann muss mit seinen Bayern noch die eine oder andere Baustelle vor PSG in Angriff nehmen.  © DPA pa

Der FC Bayern hat seine Tabellenführung erfolgreich verteidigt. Gänzlich in Ordnung ist trotz einiger Lichtblicke dennoch nicht alles beim Rekordmeister – gerade mit Blick auf den Champions-League-Kracher bei Paris Saint-Germain.

Der FC Bayern München thront nach kurzer Abstinenz wieder da, wo er sich am wohlsten fühlt. Nur für rund 26 Stunden musste der Rekordmeister die Tabellenführung an Union Berlin abgeben, um sich dann mit einem Blitz-Start beim 4:2-Sieg gegen den VfL Wolfsburg zurückzumelden. Möchten die Bayern aber nicht schon im Achtelfinale der Champions League die Segel streichen, darf eine gute erste Halbzeit gegen den VfL Wolfsburg nicht über die wackelige Leistung hinwegtäuschen. Mit PSG wartet ein anderes Kaliber.

Wölfe lassen Bayern mit blauem Auge davonkommen

Wolfsburgs Trainer Niko Kovac sagte es nach dem Spiel: "Du verlierst 4:2 gegen Bayern München und jeder würde sagen, das ist standesgemäß." Doch dieses Mal, so die Meinung des VfL-Coaches, hätte das Spiel anders ausgehen müssen. Und mit dieser Einschätzung stand der Ex-Bayer nicht alleine da.

Die Münchner hatten trotz einer vermeintlich beruhigenden 3:0-Führung nach 19 Minuten ganz schön an den Wölfen zu knabbern. Und wären die Niedersachsen nur annähernd so effizient gewesen wie die Gäste, dann diskutieren Fußball-Deutschland mit Ende des 19. Spieltags nicht über die Rückeroberung der Tabellenführung, sondern möglicherweise über die neue bayerische Liga-Allergie.

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Doch der VfL Wolfsburg nutzte nur zwei seiner zahlreichen Chancen und ließ den Gegner am Ende mit einem blauen Auge davonkommen. Doch die Wolfsburger am Sonntag oder die Bochumer am kommenden Samstag sind nicht der Maßstab. Dass Lionel Messi oder Neymar die Bayern bei einem ähnlichen Spielverlauf vor größere Probleme stellen dürften, davon kann man wohl ausgehen. Tritt der Tabellenführer so im Parc des Princes auf, dann muss sich Torhüter Yann Sommer auf einiges gefasst machen.

Bayern-Abwehr noch nicht gefestigt

"Wir haben nach dem 3:0 ein wenig den Schlendrian einziehen lassen", versuchte Trainer Julian Nagelsmann die Achterbahnfahrt seines Teams vor allem in der zweiten Halbzeit zu erklären. Auch sein verlängerter Arm auf dem Platz, Thomas Müller, sah "Verbesserungspotenzial".

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Trotz der namhaft besetzten Hintermannschaft wirkt die Bayern-Defensive weiterhin nicht gefestigt. Dass gegen Wolfsburg mit Dayot Upamecano zwar ein Stammverteidiger ausgefallen ist, mag ein Faktor sein, aber nicht der Hauptgrund dafür, dass die Bayern derart viele Chancen zuließen und auch zwei Tore kassierten. Denn auch in vermeintlicher Bestbesetzung (Hernandez ausgenommen) zeigten die Bayern bisher in der Liga hinten Schwächen. Schwächen, die in der K.o.-Phase trotz des voraussichtlichen Mbappe-Ausfalls folgenschwer sein können.

Rein statistisch gesehen hätte der VfL Wolfsburg das Spiel, was die Qualitäten der Chancen angeht, sogar gewinnen müssen. Lag der Wert der expected Goals (zu erwartende Tore) beim Gastgeber bei 2,56, war der Wert der Bayern mit 0,54 deutlich geringer.

Chancenqualität muss gegen PSG besser werden

Hierbei offenbart sich neben der Defensiv-Baustelle der Bayern gleich ein weiterer Knackpunkt: die Chancenqualität. Die war bei vier erzielten Toren und einem xGoals-Wert von 0,54 nicht besonders gut. Andererseits ließen sich hier natürlich die gnadenlose Effizienz der Bayern und vermutlich auch die individuelle Qualität der Spieler hervorheben, doch: Eine Garantie darauf, dass sie Traumtore wie das 2:0 von Coman oder das 4:1 von Musiala auch in Paris erzielen, gibt es nicht. Hier sind deshalb klare Torchancen gefragt.

Daran, dass die Bayern am Ende als die glücklichen Sieger vom Wolfsburger Rasen gingen, hatte auch damit zu tun, dass mit Jamal Musiala, Kingsley Coman und Joao Cancelo drei Bayern-Akteure hervorstachen. Machte Ersterer erneut Musiala-typische Dinge und ließ seine Gegenspieler wie vor dem 4:1 wie Pylonen stehen, könnte Coman rechtzeitig zum Duell gegen seinen Ex-Klub zur Topform auflaufen. Einen Vorgeschmack dessen gab er in der ersten Hälfte in Wolfsburg mit seinem frühen Doppelpack.

Cancelo überzeugt erneut

Wäre da noch Joao Cancelo, in dessen Wortschatz "Eingewöhnung" anscheinend nicht vorkommt. Als würde er schon Jahre beim FC Bayern spielen, füttert er die Offensive mit präzisen Flanken. Zwei davon führten in den ersten Spielen bereits zu Toren. Eine neue Waffe für den Bayern-Angriff, die auch ein Gegengewicht zu Alphonso Davies auf der linken Seite darstellt und den FCB ein Stück weit unberechenbarer macht. Doch nicht nur offensiv ist der Portugiese auffällig. Gegen den VfL führte und gewann er die meisten Zweikämpfe aufseiten der Bayern.

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Der FC Bayern muss gegen PSG sowohl hinten als auch vorne klarer auftreten, um gegen die Franzosen bestehen zu können. Dazu gehört auch, eine gewisse Abgeklärtheit an den Tag zu legen. Sowohl gegen Leipzig, Frankfurt als auch Wolfsburg gaben die Führungen des Rekordmeisters keine Sicherheit. Gegen RB und Eintracht reichte es am Ende nur zum Remis, gegen Wolfsburg erspielte man sich immerhin einen komfortablen Vorsprung. Leisteten die Gegner energischen Widerstand, war vom bayerischen Selbstverständnis nicht mehr so viel übrig, wie man es normalerweise gewohnt ist.

Schaffen sie es deshalb nicht, Paris' Angriffe besser unter Kontrolle zu bekommen, den eigenen Druck aufrechtzuerhalten und sich selbst in eine gewisse Selbstverständlichkeit hineinzuspielen, könnte es trotz nun 18 Pflichtspielen in Folge in Paris nicht nur ein blaues Auge, sondern auch eine blutige Nase geben.

Mehr zum Autor Max Georg Brand