Kommt es wieder zur Eskalation? Bayern ändert JHV-Ablauf
13.10.2022 | 22:52 Uhr
Der FC Bayern hält am Samstag seine Jahreshauptversammlung ab. Auf das Chaos im Vorjahr hat der Klub reagiert. Konflikte zum Thema Katar kündigen sich dennoch an.
Uli Hoeneß sprach von der "schlimmsten Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe. "Die Jahreshauptversammlung 2021 lief völlig aus dem Ruder. Tumultartige Szenen spielten sich ab. Die Bosse mussten sich auf offener Bühne beschimpfen lassen. Es war bereits nach Mitternacht, als Herbert Hainer die Veranstaltung schließlich abbrach. Zuvor hatte sich der Präsident "Hainer raus"-Rufe anhören müssen.
Der umstrittene Sponsoringvertrag des FC Bayern mit Qatar Airways sorgte im Vorjahr für großen Unmut im Fan-Lager des FC Bayern. Viele Anhänger nutzten damals die JHV, um ihrem Ärger Luft zu machen.
Droht am Samstag eine ähnliche Eskalation? Sky Sport beantwortet die wichtigsten Fragen zur Jahreshauptversammlung des FC Bayern.
Schauplatz der Jahreshauptversammlung ist wie in den vergangenen Jahren der Audi Dome, die Heimspielstätte des FC Bayern Basketball. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr.
Der diesjährige Termin ist allerdings ungewöhnlich. Zum einen findet die JHV aufgrund der Fußball-WM nicht wie sonst erst Ende November statt. In den Vorjahren wurde die Veranstaltung außerdem jeweils an einem Freitagabend abgehalten.
"Für unsere Mitglieder ist es immer am besten, wenn die Jahreshauptversammlung an einem Heimspielwochenende stattfindet. Zudem erleichtert die Terminierung am Samstag vielen Berufstätigen die Teilnahme, weil sie so eine entspanntere Anreise haben", erklärte Präsident Herbert Hainer die Ansetzung einen Tag vor dem Duell mit dem SC Freiburg (Sonntag, 19.30 Uhr).
Teilnehmen dürfen nur Mitglieder, die dem Verein mindestens ein Jahr angehören oder seit dem 1. Januar 2022 Mitglied sind und das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Präsident Herbert Hainer und der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn werden sich beide mit einer Rede an die Mitglieder wenden. Kahns Standpunkt zur sportlichen Lage des FC Bayern ist klar. Trotz nur eines Sieges aus den letzten sechs Bundesligaspielen stellte sich der frühere Torhüter klar hinter Trainer Nagelsmann. Die Diskussion um den Coach sei "aberwitzig".
Ja. Präsident Herbert Hainer stellt sich in diesem Jahr nach drei Jahren im Amt den Mitgliedern zur Wiederwahl. Der Verwaltungsbeirat nominierte den Hoeneß-Nachfolger offiziell für eine weitere Amtszeit. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht.
Im November 2019 erhielt Hainer 98 Prozent der Stimmen. Der frühere Adidas-Boss gilt bei den Fans als beliebt, muss sich aber dennoch auf kritische Fragen einstellen.
Vereinsmitglied Michael Ott kündigte bei t-online an, Hainer auf der JHV zu fragen, "wie er sich insbesondere in der Katar-Thematik persönlich positioniert. Gerade, weil die Präsidiumswahl - nach der Argumentation des FC Bayern - das einzige Mittel der Mitglieder ist, um Einfluss auszuüben. Deshalb sollte man da schon genau hinschauen, wofür der Kandidat steht."
Wohl auch als Reaktion auf das Chaos im Vorjahr hat der FC Bayern die Reihenfolge und Vorstellung der Tagesordnungspunkte umgestellt. Der Bericht des Vorstands der FC Bayern AG mit der Rede des Vorsitzenden Oliver Kahn ist diesmal bereits TOP 5 statt TOP 8. Der Punkt Anträge, der 2021 für eine aufgeheizte Stimmung sorgte, wird in der diesjährigen Einladung nicht gesondert erwähnt. Nur ein Punkt "Verschiedenes" taucht auf der Einladung auf.
Um das explosive Thema Katar vorab etwas zu entschärfen, beantwortete der Klub außerdem auf seiner Homepage einen Fragenkatalog der Mitglieder, der durch die von Hainer ins Leben gerufene Austauschgruppe "Katar" erarbeitet wurde.
Läuft die Diskussion wieder aus dem Ruder, kann man notfalls auf den Artikel auf der Website verweisen.
Von Michael Ott weiß man, das er sich auch in diesem Jahr wieder kritisch zu Wort melden will.
Otts Spontanantrag auf eine Abstimmung über den Sponsoringvertrag wurde im vergangenen Jahr vom Präsidium nicht zugelassen, was letztlich zur Eskalation führte.
Warum ein solcher Antrag auch in diesem Jahr nicht möglich sei, erklärte der FC Bayern bereits vorab auf seiner Website: "Die Mitgliederversammlung hat gemäß Vereinsrecht und der Satzung des FC Bayern einen klar umschriebenen Rahmen und Auftrag." Fragen zum Thema Katar seien aber auf der Jahreshauptversammlung erlaubt: "Trotzdem spricht natürlich nichts dagegen, Themen, über die die Mitgliederversammlung keine bindenden Beschlüsse fassen kann, inhaltlich zu diskutieren."
Bereits in den vergangenen Wochen und Monaten trat der FC Bayern beim Thema Katar mit den Fans in Dialog. Unter anderem wurde Anfang Juli ein runder Tisch veranstaltet.
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An der grundsätzlichen Einstellung der Vereinsführung zum Thema Katar hat sich aber offenbar nichts geändert. Nach übereinstimmenden Berichten hält der FC Bayern im Januar wieder das umstrittene Wintertrainingslager in Katar ab.
Hainer kündigte zuletzt zudem Verhandlungen über eine Verlängerung des bis 2023 laufenden Sponsoringvertrages an: "Wir werden uns nach der Weltmeisterschaft hinsetzen, zuerst mal selber analysieren, wie war die Partnerschaft, dann mit unserem Partner reden und dann werden wir entscheiden."
Auch in den Antworten zum Fragenkatalog der Mitglieder wird das Bestreben zur Fortführung der Kooperation mit Qatar Airways deutlich. Der FC Bayern sei zwar der "Auffassung, dass Menschenrechte für alle gelten müssen." Der Sport oder Wirtschaftsunternehmen können aber nicht die Politik ersetzen: "Wenn man das erreichen will und der Meinung ist, dass sich etwas ändern muss, ob in Katar oder anderen Ländern der Erde, die nicht demokratisch verfasst sind, dann geht das nicht durch Ausgrenzung."
Eine Ansicht, die zuletzt auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß bei seinem aufsehenerregenden Anruf im SPORT1-Doppelpass vertrat. "Die WM und das Engagement des FC Bayern und auch andere Sportaktivitäten werden dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen in Katar besser werden", sagte Hoeneß in der TV-Sendung sogar.
Viele Bayern-Anhänger sehen die Zusammenarbeit mit dem WM-Gastgeberland jedoch nach wie vor kritisch. Als Reaktion auf den Hoeneß-Anruf wurde beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen in der Südkurve ein Plakat enthüllt:
"Staatsbesuche, Trainingslager, Tausende Tote für WM-Jubel. Besser geht's nur dem eigenen Gewissen Uli H.!" war darauf zu lesen.
Dieses Plakat war wohl nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was den Bossen bei der Jahreshauptversammlung am Samstag droht.
skysport.de begleitet die Veranstaltung im Liveblog, Bayern-Reporter Torben Hoffmann wird für Sky vor Ort sein und auch auf Twitter von der Veranstaltung berichten.
Der FC Bayern bietet auf seiner Homepage/App, auf Youtube und Social Media einen kostenlosen Livestream ohne vorherige Registrierung zur Jahreshauptversammlung an.