Nagelsmanns Wunschspieler Mazraoui: Rechtsverteidiger mit Offensivdrang
25.05.2022 | 15:27 Uhr
Der FC Bayern hat den ablösefreien Transfer von Noussair Mazraoui offiziell unter Dach und Fach gebracht. Sky Sport stellt Euch den Niederländer mit marokkanischen Wurzeln vor.
Der Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam unterschreibt beim Rekordmeister einen Vierjahresvertrag bis 2026. Auf was für einen Spieler dürfen sich die Münchner freuen?
"Noussair Mazraoui ist der nächste Baustein, um unsere Mannschaft weiter gezielt zu verstärken", sagt Vorstandschef Oliver Kahn in der Pressemitteilung am Dienstag. "Für die neue Saison haben wir uns wieder große Ziele vorgenommen, und Spieler wie Noussair Mazraoui erweitern unsere Möglichkeiten. Wir freuen uns sehr, mit ihm gemeinsam auch in der Champions League wieder anzugreifen und wollen mit ihm in den nächsten Jahren viele Erfolge feiern."
Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic ist glücklich über die erste Verpflichtung in dieser Transferperiode: "Er hatte Angebote aus ganz Europa und hat sich für uns entschieden, weil wir einen klaren Plan mit ihm haben und mit ihm große Ziele erreichen wollen."
Bei den Bayern soll Mazraoui - als Pendant zu Linksverteidiger Alphonso Davies - "über die rechte Seite offensiv viel Druck" machen, erklärt Salihamidzic. Der 45-Jährige lobt die Qualitäten des Rechtsverteidigers: "Uns gefällt auch seine Mentalität sehr: Er brennt für diese Herausforderung beim FC Bayern."
Mazraoui erhält beim Rekordmeister einen Vertrag bis 2026. "Ich hatte gleich bei den ersten Gesprächen mit dem FC Bayern ein gutes Gefühl und freue mich, zu einem der größten Vereine von Europa zu wechseln", sagt das Ajax-Eigengewächs. "Ich habe mich für diesen Klub entschieden, weil ich hier die größten Titel gewinnen kann."
Julian Nagelsmann lobte jüngst auf der Pressekonferenz den enormen Ehrgeiz des neuen Münchner Rechtsverteidigers: "Er hat anscheinend einen extremen Hunger", sagte der Bayern-Trainer und erinnerte an das erste Gespräch mit dem Neuzugang, bei dem Mazraoui für den FC Bayern "extrem gebrannt" habe. "Dann war das Ding relativ schnell eingetütet."
Rechtsverteidiger mit Offensivdrang sind eine gefragte Spezies. Beim FC Bayern hatten sie einen der besten in Philipp Lahm und seit dessen Rücktritt 2017 auf dieser Position doch eher "Fremdgänger" wie den Sechser Joshua Kimmich und Innenverteidiger Benjamin Pavard.
Mazraoui, der mit Ajax dreimal Meister und zweimal Pokalsieger wurde, könnte die Lücke auf der rechten Abwehrseite nun schließen - und Nagelsmann mit Pavard im Abwehrzentrum planen. "Benji hat andere Qualitäten. Noussair ist einer, der Offensivdrang hat, der das Give-and-Go-Spiel umsetzen kann und gute Flanken schlägt. Wir erwarten einiges von ihm", sagte Salihamidzic.
Mazraoui, der unter Erik ten Haag - einst Amateurtrainer beim FC Bayern - am 4. Februar 2018 bei den Ajax-Profis debütierte, bringt einige Stärken mit nach München, kann in einer Viererkette verteidigen oder vor einer Dreierkette für Druck nach vorne sorgen.
Er gilt auch deswegen als Wunschspieler von Nagelsmann. In dessen bevorzugtem System mit Dreierkette und offensiven Außenverteidigern, das er nach und nach in München implementierte und wohl auch weiter spielen lassen will, kann Mazraoui seine Stärken sogar noch besser ausspielen als bei Ajax Amsterdam in der Viererkette.
Mazraoui, gebürtiger Niederländer aus Alphen aan den Rijn, definiert sich nicht über seine Physis, sondern über seine Spielintelligenz, Handlungsschnelligkeit und Spielstärke. "Er ist ein kreativer Spieler, der auch gerne nach innen zieht", erklärte Sky Experte Erik Meijer. Er kann dribbeln und so selbst gefährlich werden, er kann sich aber auch gut in ein schnelles Doppelpassspiel integrieren.
Im letzten Drittel kreiert er immer wieder torgefährliche Momente - indirekt mit Flanken und Pässen oder direkt mit eigenen Torabschlüssen. In der abgelaufenen Saison bestritt Mazraoui - mittlerweile zwölfmaliger Nationalspieler Marokkos - wettbewerbsübergreifend 34 Spiele für Ajax, 25 davon in der Eredivisie. Dabei erzielte er fünf Treffer. In der Champions League kam er in allen acht Spielen in dieser Saison zum Einsatz. Auch diese Zahlen sprechen für sich.
Mazraoui gilt nicht als Lautsprecher. Im Gegenteil. "Er ist bescheiden, ruhig, gibt fast keine Interviews, lässt vielmehr seine Füße reden", sagt Meijer.
Kurios: Die Bayern sollen Mazraoui erst einmal gar nicht auf dem Schirm gehabt haben. Mit dem kürzlich verstorbenen Spielerberater Mino Raiola sprachen die Münchner über einen Transfer von Ryan Gravenberch. Sie erkundigten sich dann aber auch über dessen Teamkollegen. In München werden die beiden mit großer Wahrscheinlichkeit wieder zusammentreffen. Allerdings feilscht der Rekordmeister derzeit noch um die Ablöse für Gravenberch.
Tatsächlich bemühte sich unter anderem der FC Barcelona um Mazraoui - doch nicht zuletzt Telefonate mit Nagelsmann überzeugten ihn von einem Wechsel zum FC Bayern.