FC Bayern: Lahme Flügel Robben und Ribery stehen für Misere
FCB hat keine Alternativen zu Robben und Ribery
07.10.2018 | 21:12 Uhr
Das 0:3 gegen Gladbach verschärft die Krise des FC Bayern. Zu den Hauptproblemen gehören die in die Jahre gekommene Stars und Mängel in der Transferpolitik.
Mit der 0:3-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach hat die Situation des FC Bayern München ihren Tiefpunkt erreicht. Vier Spiele in Folge ohne Sieg, dabei nur zwei Tore erzielt. Der Fall auf Platz fünf in der Bundesliga-Tabelle ist die Folge. Am Sonntag könnten die Münchner sogar auf Rang sechs abrutschen, wenn RB Leipzig gegen den 1,. FC Nürnberg gewinnt (ab 18:00 Uhr live auf Sky Sport1 HD).
Die individuellen Fehler, die dem Deutschen Rekordmeister in den vergangenen Wochen immer häufiger unterlaufen, sind ein Grund für die Negativserie. Doch ein weiterer Aspekt am anderen Ende des Platzes trägt mindestens genauso dazu bei:
"Man muss die Transferpolitik beleuchten", sagt Sky Experte Lothar Matthäus bei "Wontorra - der o2 Fußball-Talk". "Sie haben sich entschieden, mit altgedienten Stars zu planen", erklärt Matthäus.
Matthäus kritisiert die Transferpolitik der Bayern
Konkret: Es wurde versäumt, hochwertige Backups für in die Jahre gekommenen Arjen Robben und Franck Ribery zu verpflichten. Dazu kommen Verletzungsprobleme.
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Kingsley Coman, eigentlich der Mann für die Zukunft auf dem Flügel, fehlt seit dem ersten Spieltag gegen Hoffenheim mit einem Syndesmosebandriss, auch Serge Gnabry ist verletzungsanfällig.
Auch Kovac' Plan B, James auf dem linken Flügel zu bringen, ging gegen Gladbach nicht auf. "Erst ist James beleidigt, dass er nicht spielt. Dann spielt er und läuft herum als würde er nicht dazu gehören", kritisiert Matthäus die Leistung des Kolumbianers bei Wontorra.
Robben und Ribery über dem Zenit?
Sinnbildlich für die Krise: das lahme Flügelspiel der Bayern: Die beiden Routiniers Robben (35) und Ribery (34) haben im Vergleich zu den vergangenen Jahren an Schnelligkeit eingebüßt. Ohne Frage besitzen beiden nach wie vor außergewöhnliche, technische Fähigkeiten, doch die gegnerischen Teams kennen die beiden mittlerweile auch schon seit einigen Jahren und können sich immer besser auf deren Spielweise einstellen.
Dass Robben gerne von der rechten Seite in die Mitte zieht und dann mit links den Abschluss sucht, dürfte der gesamten Bundesliga bekannt sein. Der Überraschungseffekt, der in den letzten Spielzeiten noch in bestimmten Situationen geholfen hat, ist verloren gegangen. Da nun auch das Tempo immer mehr schwindet, kann sowohl die frühere Waffe Robben als auch Ribery "unscharf" gemacht werden.
Schwache Werte der Routiniers
Dies lässt sich in der Partie gegen Gladbach auch statistisch belegen. Robben konnte in der ersten Halbzeit überhaupt keine Akzente setzen. Der Holländer führte lediglich drei Zweikämpfe von denen er auch nur einen gewinnen konnte.
Dass er nur so wenige Eins-gegen-eins-Duelle gesucht hat, zeigt auch, dass dem Flügelspieler das Vertrauen in seine eigenen Stärken wohl etwas verloren gegangen ist. Die Folge: seine Auswechslung zur Halbzeit.
Im zweiten Durchgang durfte dafür Ribery ran, machte es aber auch nicht besser als sein routinierter Partner. Der Franzose war zwar emsiger und führte immerhin neun Zweikämpfe, gewann aber wie Robben davon nur 33 Prozent.
Mit 28 (Robben) und 37 (Ribery) Ballaktionen fanden beide nicht wirklich einen Zugang zur Partie. Die schwachen Werte von drei (Robben) respektive einer (Ribery) Flanke aus dem Spiel heraus unterstreichen diesen Eindruck.
Kovac moniert Flügelspiel
Auch Trainer Niko Kovac ist dieser negative Aspekt nicht verborgen geblieben. "Wir schaffen es nicht, uns über die Außen durchzusetzen." Dem pflichtet Sky Experte Lothar Matthäus bei: "In der zweiten Halbzeit ist mal ein bisschen was über die Außen gekommen, aber das ist nicht Bayern München", kritisiert der Rekordnationalspieler.
Zu dem von Matthäus angesprochenen Zeitpunkt mischte zudem Gnabry - der dritte gesunde Flügelspieler im FCB-Kader - mit. Dieser brachte zwar etwas mehr Schwung und Tempo in die Partie, wirklich überzeugend agierte der zurückgeholte Leihspieler aber auch nicht. Seine drei Flanken fanden keinen Abnehmer und sein Durchsetzungsvermögen im Eins-gegen-eins war quasi nicht vorhanden. Lediglich einen von sieben Zweikämpfen entschied der 23-Jährige für sich.
Trainer fehlen die Alternativen
Kovac ist der Leidtragende, ihm fehlen auf Außen die Alternativen zu den in die Jahre gekommenen Robben und Ribery.
Auch Felix Magath, Ex-Coach des Deutschen Rekordmeisters, fand diesbezüglich gegenüber Sky deutliche Worte.
Kadergröße sorgt für weitere Baustellen
Diese Problematik beschränkt sich aber nicht nur auf die offensiven Flügel. Auch auf anderen Positionen bekommen die Bayern mangels Alternativen immer mehr Schwierigkeiten. Gegen Gladbach verletzte sich David Alaba und musste mit Verdacht auf einen Faserriss ausgewechselt werden. Da Rafinha nach seiner Sprunggelenksverletzung ebenfalls noch nicht wieder fit ist, steht beim FC Bayern mit Joshua Kimmich nur noch ein gesunder Außenverteidiger zur Verfügung.
"Die Bayern haben ohne Grund Spieler abgegeben wie Bernat, der jetzt als Alternative für die Außenverteidigerposition fehlt", meint Matthäus.
Gut für die Bayern, dass jetzt erstmal eine Länderspielpause ansteht. Für Kovac und sein Trainerteam gilt es nun, den schlechtesten Saisonstart seit acht Jahren und die längste Negativserie seit April 2017 aufzuarbeiten und besonders in der Offensive neue Lösungswege zu finden.
Sollte dies nicht nachhaltig gelingen, müssen die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß wohl doch früher als gedacht die Schatulle öffnen und im Winter den Kader qualitativ und vor allem auch quantitativ verstärken.