Ein Spiegelbild des FC Bayern
23.10.2024 | 15:41 Uhr
Als Hansi Flick Coach des FC Barcelona wurde, sorgte dies bei vielen deutschen Fans für Verwunderung. Doch Flick überzeugt bisher mit Resultaten und schönem Fußball. Im Duell mit Bayern München trifft Flick nicht nur auf seinen Ex-Klub, sondern auch auf eine ähnliche Spielidee.
Von Jeremy Weitz
Flick und Barca - das passt! Der ehemalige Nationaltrainer legte mit dem FC Barcelona einen Traumstart hin. Der Nachfolger von Vereinslegende Xavi feierte in Spanien neun Siege in zehn Spielen und steht mit seinem Team vor dem Clasico in La Liga drei Zähler vor Real Madrid.
Flick's fußballerische Idee ist klar erkennbar - und ähnelt der von Bayern-Trainer Vincent Kompany: Extrem hohes Pressing, frühe Ballgewinne und direktes, vertikales Spiel Richtung gegnerisches Tor. "Sobald sie den Ball verlieren, jagen vier, fünf Spieler binnen Sekunden diesem Ball hinterher und machen so einen Druck, dass sofort die Balleroberung erfolgt - und zwar in Räumen, die dem Gegner richtig wehtun. Das trägt ganz klar Flicks Handschrift", erklärt Alex Truica, freier Journalist und Barca-Experte im Gespräch mit skysport.de.
Auch den Barca-Spielern scheint die Herangehensweise ihres Trainers sehr entgegenzukommen. Kapitän Raphinha beschrieb das Formhoch auf der Pressekonferenz vor dem CL-Kracher mit dem FC Bayern München: "Es liegt ein bisschen an der Psyche, aber auch an der Taktik. Das Vertrauen, das mir der Trainer und meine Mannschaftskameraden entgegenbringen, ist sehr wichtig."
Neben Raphinha findet auch Altstar Robert Lewandowski unter seinem früheren Coach zurück zu alter Stärke. "Er ist unter Flick viel besser eingebunden. Er hat mehr Chancen, steht häufiger richtig und trifft wieder häufiger", sagt Truica und ergänzt: "Das Offensivspiel funktioniert besser, ist flüssiger, und davon profitiert auch Lewandowski."
Dennoch offenbart der offensive Ansatz vor allem eine Schwachstelle: "Den 33 erzielten Treffern stehen zehn Gegentore gegenüber. Wenn du in der ersten Pressing-Phase den Ball nicht gleich eroberst und ausgehebelt wirst, dann bist du hinten offen für die Tiefenläufe und Konter des Gegners."
Die nächste Parallele zu den Bayern, die in den sieben Bundesligaspielen unter Kompany bei 24 erzielten Treffern sieben Gegentore kassierten, also ebenfalls eins pro Spiel.
"Bei beiden Teams ist die Herangehensweise gleich", meint Sky Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne: "Es wird darauf ankommen, wer weniger Fehler macht."
Auch Raphinha erkennt die Gefahren bei Duellen mit Top-Teams wie München oder Madrid: "Bayern hat immer eine dominante Spielweise. Die Art und Weise, wie sie den Gegner unter Druck setzen, ist sehr intensiv. Sie können jeder Mannschaft ihren Stil aufzwingen, das war schon immer so. Das ist ihre DNA."
Barca müsse "an der Idee festhalten, wie wir Fußball spielen wollen. Es gibt klare Dinge, auch wenn nicht immer alles perfekt ist. Aber es wird wichtig sein, den Gegner unter Druck zu setzen und auch mehr nach hinten zu verteidigen", mahnt der Offensivstar.
Ein Sieg gegen seinen Ex-Klub wäre der erste ganz große Big Point für Flick als Barca-Coach, bevor am Samstag der Clasico in Madrid ansteht.
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