FC Bayern News: Abschied von Javi Martinez, Jerome Boateng & David Alaba

1059 Spiele, 76 Titel & viele Rekorde: Bayerns Triple-Trio sagt Servus

Javi Martinez, Jerome Boateng und David Alaba (v.l.) haben beim FC Bayern eine erfolgreiche Ära geprägt.
Image: Javi Martinez, Jerome Boateng und David Alaba (v.l.) haben beim FC Bayern eine erfolgreiche Ära geprägt.  © Sky

Am Samstag wird kein Auge trocken bleiben: Der FC Bayern wird nach dem Spiel gegen den FC Augsburg zum neunten Mal in Folge die Schale entgegennehmen. Es ist der krönende Schlussakt für ein Trio, das eine legendäre Ära beim Rekordmeister geprägt hat.

Erfolgscoach Hansi Flick mit insgesamt sieben Titeln, die Vereinslegenden Hermann Gerland und Miroslav Klose sowie das Triple-Trio um David Alaba, Jerome Boateng sowie Javi Martinez - der FC Bayern hätte seinen verdienten Mitarbeitern und Spielern liebend gern den erhofften Abschied durch das berühmt-berüchtigte "große Tor" vor 75.000 Fans in der Allianz Arena ermöglicht. Es wäre angebracht gewesen.

Zumindest werden ein paar Jubelrufe und Applaus aufbranden, da aufgrund der aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz immerhin 250 Zuschauer erlaubt sind. Neben den 100 Tickets, die an Personen aus dem Gesundheitswesen vergeben werden, erhalten Flick, Alaba & Co. für ihre Verabschiedung nach Bayern-Angaben jeweils fünf Tickets.

ZUM DURCHKLICKEN: Diese Spieler verlassen die Bundesliga

  1. David Alaba (FC Bayern München): Nach Sky Infos wechselt er zu Real Madrid.
    Image: David Alaba (FC Bayern München): Nach Sky Infos wechselt er zu Real Madrid. © Imago
  2. Javi Martinez (FC Bayern München): Abschiedsgedanken hatte er schon länger, in diesem Sommer ist es soweit. Zweimal gewann er die Champions League.
    Image: Javi Martinez (FC Bayern München): Abschiedsgedanken hatte er schon länger, in diesem Sommer ist es soweit. Zweimal gewann er die Champions League. © Imago
  3. Jerome Boateng (FC Bayern München): Die Wege trennen sich. Wohin es den Weltmeister von 2014 zieht, ist ungewiss.
    Image: Jerome Boateng (FC Bayern München): Die Wege trennen sich. Wohin es den Weltmeister von 2014 zieht, ist ungewiss. © Imago
  4. Douglas Costa (FC Bayern München): Nach seiner Leihe geht es für ihn wieder zum italienischen Rekordmeister Juventus. Angeblich könnte ein Wechsel in seine Heimat Brasilien bevorstehen.
    Image: Douglas Costa (FC Bayern München): Nach seiner Leihe geht es für ihn wieder zum italienischen Rekordmeister Juventus. Angeblich könnte ein Wechsel in seine Heimat Brasilien bevorstehen. © Imago
  5. Lars Bender (Bayer Leverkusen): Er beendet seine Karriere. Sobald Fans zugelassen werden, wird er zum Ehrenspielführer ernannt. Seit 2009 spielte er für die Werkself.
    Image: Lars Bender (Bayer Leverkusen): Er beendet seine Karriere. Sobald Fans zugelassen werden, wird er zum Ehrenspielführer ernannt. Seit 2009 spielte er für die Werkself. © Imago
  6. Sven Bender (Bayer Leverkusen): Auch der Zweite der Bender-Brüder macht einen Schlussstrich hinter seine Laufbahn.
    Image: Sven Bender (Bayer Leverkusen): Auch der Zweite der Bender-Zwillinge macht einen Schlussstrich unter seine Laufbahn. © Imago
  7. Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund): Als dienstältester BVB-Profi verlässt er seinen Herzensverein, Schluss soll aber wohl noch nicht sein.
    Image: Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund): Als dienstältester BVB-Profi verlässt er seinen Herzensverein, Schluss soll aber wohl noch nicht sein. © Imago
  8. Lukas Piszczek (Borussia Dortmund): Mit Tränen in den Augen nach dem Pokal-Erfolg, beendet er seine Karriere in Deutschland. Fortan spielt er bei seinem Heimatverein LKS Goczalkowice in Polen.
    Image: Lukas Piszczek (Borussia Dortmund): Mit Tränen in den Augen nach dem Pokal-Erfolg, beendet er seine Karriere in Deutschland. Fortan spielt er bei seinem Heimatverein LKS Goczalkowice in Polen. © Imago
  9. Sami Khedira (Hertha BSC): Der Weltmeister von Rio hängt die Fußballschuhe an den Nagel.
    Image: Sami Khedira (Hertha BSC): Der Weltmeister von Rio hängt die Fußballschuhe an den Nagel. © Imago
  10. Gonzalo Castro (VfB Stuttgart): Der Kapitän erhält keinen neuen Vertrag bei den Schwaben.
    Image: Gonzalo Castro (VfB Stuttgart): Der Kapitän erhält keinen neuen Vertrag bei den Schwaben. © Imago
  11. Danny Latza (Mainz 05): Nach sechs Jahren wechselt er zu seinem Jugendverein Schalke 04 in die zweite Bundesliga.
    Image: Danny Latza (Mainz 05): Nach sechs Jahren wechselt er zu seinem Jugendverein Schalke 04 in die zweite Bundesliga. © Imago
  12. Christian Gentner (Union Berlin): Sein Vertrag bei den Eisernen läuft aus. Wo es ihn hinzieht, ist noch nicht bekannt. Er liebäugelt wohl mit einem Wechsel in die amerikanische MLS.
    Image: Christian Gentner (Union Berlin): Sein Vertrag bei den Eisernen läuft aus. Wo es ihn hinzieht, ist noch nicht bekannt. Er liebäugelt wohl mit einem Wechsel in die amerikanische MLS. © Imago
  13. Oscar Wendt (Borussia Mönchengladbach): Spielte zehn Jahre für die Fohlen. Wechselt zu seinem Heimatverein IFK Göteborg.
    Image: Oscar Wendt (Borussia Mönchengladbach): Spielte zehn Jahre für die Fohlen. Wechselt zu seinem Heimatverein IFK Göteborg. © Imago
  14. Manuel Gräfe: Der Schiedsrichter muss wegen einer Altersgrenze des DFB aufhören.
    Image: Manuel Gräfe: Der Schiedsrichter muss wegen einer Altersgrenze des DFB aufhören. © Imago
  15. Theodor Gebre Selassie (Werder Bremen): Nach neun Jahren in Bremen ist Schluss. Das plauderte seine Frau via Instagram aus.
    Image: Theodor Gebre Selassie (Werder Bremen): Nach neun Jahren in Bremen ist Schluss. Das plauderte seine Frau via Instagram aus. © Imago
  16. Shkodran Mustafi (Schalke 04): Bei den Königsblauen erhält er keinen neuen Vertrag. Wohin seine Reise führt, bleibt offen.
    Image: Shkodran Mustafi (Schalke 04): Bei den Königsblauen erhält er keinen neuen Vertrag. Wohin seine Reise führt, bleibt offen. © Imago

Daher dürfte es auch in dem kleineren Rahmen durchaus emotional zugehen, zumal drei Spieler den Verein verlassen, die eine einmalige Erfolgsära entscheidend mitgeprägt haben. Alaba, Boateng und Martinez werden den FC Bayern im Sommer ablösefrei verlassen und eine neue Herausforderung annehmen. Sky Sport blickt zurück auf ihre Zeit beim deutschen Rekordmeister samt imposanten Zahlen und Rekorden.

Javi Martinez (seit 2013 beim FC Bayern): Der stille Held

Der 32-Jährige hatte seinen kitschigen Abschiedsmoment bereits im Oktober vergangenen Jahres. Mit einem Bein bei seinem Heimatverein Athletic Bilbao, köpfte er den FC Bayern in der Verlängerung gegen den FC Sevilla zum umjubelten Triumph im UEFA Supercup. "Er hat dem Verein sehr viel gegeben", lobte Thomas Müller im Anschluss seinen Teamkollegen.

Martinez blieb dann doch, eine Oberschenkel-Verletzung sowie eine Corona-Erkrankung ließen jedoch nur noch vereinzelte Kurzeinsätze zu. Mit dem Mittelfeldspieler verlässt einer der ganz Großen den Verein, denn eines konnten sie in München immer: sich auf ihn verlassen. Selbst nach schweren Verletzungen (Kreuzbandriss 2014, Meniskusschaden 2016) kämpfte er sich stets zurück.

Die Bayern-Bilanz von Javi Martinez

Spiele 267 (davon 184 in der Startelf)
Spielminuten 17.096
Tore / Assists 14 / 11
Passquote 89 %
Zweikampfquote 64 %
Siege / Remis / Niederlagen 212 / 28 / 27
Siegquote 79 %
Titel 24

Der spanische Welt- und Europameister kam 2012 als absoluter Wunschspieler von Jupp Heynckes für die damalige Rekordablöse von 40 Millionen Euro in die bayrische Landeshauptstadt. "Es war eine schwierige Entscheidung, [...] weil die Ablöse von damals 40 Millionen Euro eine absolute Rekordsumme für uns dargestellt hat", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zuletzt. Retrospektiv war sie goldwert.

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Martinez zählte beim ersten Triple-Gewinn 2013 zu den wichtigsten Faktoren, mit Bastian Schweinsteiger bildete er ein kongeniales Duo auf der Doppel-Sechs. Vor allem mit seiner Zweikampfstärke hielt der "baskische Wadlbeißer" dem Spielgestalter den Rücken frei. Beeindruckend: Seit der Saison 2012/13 gewann der nach außen zurückhaltend wirkende, intern aber als Spaßvogel bekannte Mittelfeldmann starke 64 Prozent seiner Duelle - kein anderer Spieler mit mindestens 100 Bundesliga-Spielen für die Bayern weist solch eine Quote auf.

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Sky Experte Dietmar Hamann über den Abschied von Javi Martinez beim FC Bayern München. (Videolänge: 43 Sekunden)

Das "Mia san mia" verkörperte der Mittelfeldspieler auf und neben dem Platz. Er gewann 82 Prozent seiner Bundesliga-Spiele (höchste Siegquote in der Bundesliga) und holte in jedem Jahr die Deutsche Meisterschaft (insgesamt neun Mal). Zudem gewann er fünf Mal den DFB-Pokal, zwei Mal die Champions League und den Klub-WM-Titel. Höhepunkte waren zweifelsohne die historischen Triple-Jahre 2013 und 2020.

Eines ist klar: Das "Servus" von Martinez wird emotional. "Ich habe diesen Verein gelebt, immer alles für ihn gegeben. Der FC Bayern und seine Fans werden immer in meinem Herzen bleiben. Muchas gracias, Dankeschön, Servus - wir sehen uns", richtete er bereits im Vorfeld ein paar Abschiedsworte an seinen langjährigen Arbeitgeber. Wie und wo es für ihn weitergehen wird, ist noch offen.

Jerome Boateng (seit 2011 beim FC Bayern): Das erfolgreiche Stehaufmännchen

Nicht viele Spieler beim FC Bayern sind in den Genuss gekommen, eine Dekade prägen zu dürfen. Dass Jerome Boateng dazu zählen würde, hätten 2011 nur die wenigsten vermutet. Nach einer eher unglücklichen Saison bei Manchester City landete der hochtalentierte Innenverteidiger für 13,5 Millionen Euro an der Säbener Straße.

Gerade anfangs stand er aufgrund mangelnder Konzentration und Nachlässigkeiten des Öfteren in der Kritik. Teilweise wurde er in der Öffentlichkeit gar zum Gespött, sein Umfaller im Champions-League-Halbfinale 2015 gegen Lionel Messi ging um die Welt und machte ein Meme aus ihm. "Rückblickend kann ich darüber lachen, das war Weltklasse gemacht. Für mich sieht das natürlich schlecht aus, aber das gehört im Fußball dazu", erklärte Boateng kürzlich.

Die Bayern-Bilanz von Jerome Boateng

Spiele 362 (davon 341 in der Startelf)
Spielminuten 29.548
Tore / Assists 10 / 24
Passquote 87 %
Zweikampfquote 62 %
Siege / Remis / Niederlagen 277 / 41 / 44
Siegquote 77 %
Titel 25

Szenen wie diese sorgten dafür, dass er lange Zeit unterschätzt wurde. Dabei hält er in der Bundesliga bis heute einen sagenhaften Rekord: Zwischen November 2012 und Dezember 2014 kassierte er in 56 Spielen in Serie nicht eine Niederlage. Boateng, der Unbesiegbare! Den langjährigen Nationalspieler allerdings nur auf diese Statistik zu reduzieren, wäre nicht angemessen.

Der 32-Jährige ist in München zu einem der besten Innenverteidiger der Welt gereift und hat damit eine bemerkenswerte Metamorphose vollzogen. Von allen Trainern geschätzt wurden vor allem seine Quarterback-Qualitäten, als Spielmacher im Abwehrzentrum bediente er seine Mitspieler größtenteils mit zentimetergenauen Zuspielen.

Die 2470 langen Pässe seit seinem Bayern-Debüt werden in der Bundesliga nur von Mats Hummels (2671) getoppt, die Erfolgsquote von 62 Prozent spricht für sich. Trotz dieser sportlichen Qualitäten polarisierte Boateng beim Rekordmeister auch wie kein Zweiter.

Legendär ist die öffentliche "Back to Earth"-Kritik aus dem Jahr 2016, als Rummenigge wieder mehr Bodenhaftung von Boateng forderte. Vor zwei Jahren riet Uli Hoeneß dem Defensiv-Spezialisten mit offenen Worten ("Er braucht eine neue Herausforderung, er wirkt wie ein Fremdkörper") gar zu einem Wechsel und auch im Zwist zwischen Flick und Hasan Salihamidzic spielte die Nicht-Verlängerung sowie die Art und Weise der Verkündung eine gewichtige Rolle.

Vergeben und vergessen, Boateng blickt nach zehn ereignisreichen Jahren ohne jeglichen Groll auf seine Zeit in München zurück. "Ich bin unglaublich stolz, dass ich hier Teil der Geschichte geworden bin, so viele Spiele machen durfte, viele Freunde getroffen habe und den Fußball mit dem FC Bayern genießen durfte." Wie es für den gebürtigen Berliner weitergeht, ist noch nicht bekannt.

David Alaba (seit 2008 beim FC Bayern): Der Rekordmeister

Ob am Samstag doch die ein oder andere Träne fließen wird? Aufgrund der spärlichen Kulisse ist sich Alaba nicht sicher, "ob mir äußerlich die Tränen kommen, aber innerlich mit Sicherheit". Nach 13 Jahren sagt das österreichische Eigengewächs "Servus". Verabschieden wird er sich als Rekordmeister, gleich zehn Mal heimste er mit dem FCB die Schale ein.

Ob unter Louis van Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola oder Hansi Flick, ob als Linksverteidiger, auf der Sechs oder im Abwehrzentrum - Alaba war stets gesetzt. Kein anderer ausländischer Spieler absolvierte so viele Bundesliga-Spiele (280) und so viele Pflichtspiele im Profifußball für die Bayern (430) wie der flexibel einsetzbare Defensiv-Spezialist.

Die Bayern-Bilanz von David Alaba

Spiele 430 (davon 377 in der Startelf)
Spielminuten 34.632
Tore / Assists 33 / 46
Passquote 89 %
Zweikampfquote 52 %
Siege / Remis / Niederlagen 321 / 60 / 49
Siegquote 75 %
Titel 27

Seine Spielintelligenz macht ihn zu einem Ausnahmekönner, dazu kommt noch sein unnachahmliches Ballgefühl, das er vor allem bei ruhenden Bällen zur Schau stellte. Mit sieben direkt verwandelten Freistößen führt er das Bayern-Ranking an. Doch Alaba ist mehr als nur ein unumstrittener Leistungsträger.

Bayerns damaliger Sportvorstand Matthias Sammer bezeichnete ihn bereits 2014 aufgrund seiner sportlichen wie auch charakterlichen Eigenschaften als "ein Geschenk". Mit seinem unvergleichlichen Wiener Schmäh zählt Alaba zu den Publikumslieblingen, in der Kabine sorgte er besonders im Verbund mit Franck Ribery für den einen oder anderen Streich.

Neben Thomas Müller gehört er auch zu den letzten Identifikationsfiguren im Team. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich in den monatelangen Vertragspoker viele Emotionen mischten, die zeitweise überkochten. Auch die personifizierte Frohnatur machte plötzlich ein ernstes Gesicht.

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Herbert Hainer erklärt bei Sky90, warum sich der FC Bayern mit David Alaba nicht auf eine Verlängerung einigen konnte. (Länge: 2:16 Minuten)

Hoeneß bezeichnete Alabas Berater Pini Zahavi als "geldgierigen Piranha", der Österreicher vermisste hingegen die Wertschätzung des Vereins. Es drohte ein unwürdiger Abschied, doch beide Seiten haben sich am Ende zusammengerissen und die Kurve bekommen.

Alaba werde besonders "die Kabine und meine Kollegen und die Fans im Stadion" vermissen, zudem "das Gefühl an der Säbener Straße, wo ich zu Beginn ja sogar noch zwei Jahre im Jugendhaus gewohnt habe", sagte er zuletzt im Mitgliedermagazin 51. Wohin seine weitere Reise geht, ist ein offenes Geheimnis. Nach Sky Informationen wird er in Kürze einen Vertrag bei Real Madrid unterschreiben. Aus dem Rekordmeister wird ein Königlicher.

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