Rekordjagd endet im Abseits! Zirkzees heikle Lage beim FC Bayern
31.10.2020 | 17:31 Uhr
Im vergangenen Winter tauchte Joshua Zirkzee erstmals auf der großen Bundesliga-Bühne auf, als er dem FC Bayern wichtige Punkte bescherte und einige Rekorde aufstellte. Doch sein Höhenflug wurde vorerst jäh gestoppt - aus mehreren Gründen.
Mittwochabend, Flutlicht! Im Schwarzwald-Stadion in Freiburg läuft die 90. Minute zwischen dem heimischen SC und dem FC Bayern München. Youngster Zirkzee wird für Philippe Coutinho beim Stand von 1:1 eingewechselt. Nur zwei Zeigerumdrehungen später steht es 2:1 für den Rekordmeister. Torschütze: Zirkzee - und das mit seinem ersten Ballkontakt in der Bundesliga. Ein Traumstart für den damals 18-jährigen Niederländer.
Nur eine Woche später darf Zirkzee wieder als Joker ran - diesmal gegen den VfL Wolfsburg. Und erneut trifft der Angreifer nach seiner späten Einwechslung mit seinem ersten Ballkontakt und erzielt das so wichtige 1:0.
Den Rekord von BVB-Knipser Erling Haaland verpasst er Wochen später aber knapp. Für seine ersten drei Saisontore benötigt Zirkzee 26 Minuten, zwei Minuten mehr als der Norweger. Nichtsdestotrotz ist man beim FC Bayern überzeugt, ein wahres Juwel in den eigenen Reihen zu haben, dass sich hinter Weltklasse-Stürmer Robert Lewandowski gut entwickeln kann.
"Wir nehmen jeden von den jungen Spielern an die Hand. Wir sind eine Mannschaft und jeder wird positiv aufgenommen. Joshua fliegt gerade und hat ihn wieder eiskalt reingemacht", sagte Gnabry nach dem Wolfsburg-Spiel über seinen jungen Teamkollegen am Sky Mikrofon.
Doch im Oktober 2020 - gut ein Dreivierteljahr später - sieht die Situation um Zirkzee nicht mehr ganz so golden aus. Der Flug, den Gnabry seinem Mitspieler bescheinigt hat, ist mittlerweile beendet. Zirkzee ist in der harten Realität des Fußballgeschäfts angekommen. Und diese heißt im Moment: Bank oder Spiele in der 3. Liga mit der Zweitvertretung des FC Bayern.
Seine bescheidene Bilanz in dieser noch jungen Saison: zwei Einsätze, 64 Einsatzminuten, null Tore und Assists. Doch der momentane Sinkflug von Zirkzee hat auch seine Gründe, wie Trainer Hansi Flick auf der jüngsten Pressekonferenz erklärt.
"Er hatte im Urlaub Probleme mit seinem Sprunggelenk und konnte deshalb nicht so viel trainieren. Dementsprechend war ich mit seiner körperlichen Verfassung auch nicht so zufrieden. Das wird jetzt besser - auch durch die Spiele in der U23."
Auch wenn es dort mit zwei Toren in drei Spielen zumindest zahlenmäßig wieder bergauf geht, könnte es für Zirkzee ein langer Weg zurück zu regelmäßigen Einsätzen bei den Profis werden. Denn mit Eric Maxim Choupo-Moting wurde dem Youngster in der vergangenen Transferphase ein weiterer Konkurrent vor die Nase gesetzt. Seitdem der ehemalige PSG-Profi beim FC Bayern unter Vertrag steht, stand Zirkzee bei den Profis in keinem Pflichtspiel mehr auf dem Platz.
Flick kennt die schwierige Situation des Youngsters - immerhin ist der 55-Jährige auch derjenige, der über die Einsatzzeiten entscheidet. Eine kurzfristige Leihe, um Zirkzee Spielpraxis zu geben, kam gegen Ende der Transferphase nicht mehr zustande - obwohl besonders der 1. FC Köln Interesse gezeigt hatte.
Nun gilt es für Zirkzee und den FC Bayern, das beste aus der Situation zu machen. Dies unterstreicht Flick auf der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel gegen den 1. FC Köln (Samstag, ab 14:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga). "Wir wissen, dass er ein großes Talent ist. Aber Talent alleine reicht nicht immer. Deswegen ist es wichtig, dass man an sich arbeitet. Das macht er auch. Es ist wichtig, dass man da den nächsten Schritt gehen kann oder auf die nächste Stufe kommt. Daran wird er gemessen. Wir schauen, dass wir ihn dahin bekommen. Er hat die Qualität dazu, Bundesliga zu spielen. Davon sind wir alle überzeugt."
Worte, die Zirkzee sicherlich gerne hören wird. Jedoch schiebt Flick noch hinterher: "Es geht aber auch ein Stück weit um Mentalität, Einstellung und den unbedingten Willen, zu zeigen, was man kann."
Eine deutlich Ansage an Zirkzee, der sich selbst aus dieser heiklen Lage befreien soll! Der Youngster muss sich im Training mehr anbieten, zeigen, dass er unbedingt spielen will. Sollte dies in den kommenden Wochen nicht der Fall sein, ist es durchaus möglich, dass das Thema Leihe im Winter erneut aufkommen wird.
Bei einem anderen Bundesligisten oder im Ausland könnte Zirkzee seine Leistungen stabilisieren und so wertvolle Erfahrungen für seine Zukunft beim FC Bayern sammeln. Immerhin läuft sein Vertrag dort noch bis 2023. Genug Zeit, um einen neuen Höhenflug zu starten ...