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FC Bayern News: Joshua Kimmich motzt gegen Bank - Pro & Contra

Richtig oder respektlos? Ein Pro & Contra zum Kimmich-Motzer

Neben der 2:3-Niederlage gegen PSG im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bleibt beim FC Bayern vor allem die lautstarke Motz-Attacke von Joshua Kimmich in Richtung Trainerbank hängen. Wie ist diese Aktion des Sechsers einzuordnen? Ein Pro & Contra.

PRO: Richtig gemotzt! Kimmich unterstreicht Standing als Mentalitätsmonster

"Wir spielen seit fünf Minuten mit Einem weniger, man! Ich glaub das nicht, ehrlich". Es waren klare Worte von Joshua Kimmich, die aufgrund der leeren Allianz Arena laut und deutlich über die Mikrofone zu hören waren.

Auch deswegen beschäftigt diese Ansage des Sechsers in Richtung Bayern-Bank auch noch einen Tag nach der 2:3-Niederlage gegen PSG. Anlass der Kimmich-Aufregung war der lange Zeitraum zwischen der Verletzung von Leon Goretzka und dessen Auswechslung. Coach Hansi Flick erklärte zwar nach Spielende am Sky Mikrofon die Verzögerung bis zum Wechsel mit vollkommen nachvollziehbaren Argumenten, dennoch war die verbale Standpauke von Kimmich absolut richtig.

Beim Stand von 0:2 aus Bayern-Sicht weckte er mit dieser Aktion förmlich das komplette Team aber auch sich selbst emotional auf - immerhin ging dem 0:1 ein Ballverlust Kimmichs voran - und das mit sichtbarem Erfolg. Der FC Bayern und Kimmich waren danach besser in der Partie und erzielten nur vier Minuten nach der Motz-Attacke den Anschlusstreffer. Bis zur 60. Minute egalisierten die Münchner den Rückstand - aber nicht nur dank der lautstarken Ansage von Kimmich, sondern auch dank dessen fußballerischer Fähigkeiten.

Bayern-Präsident Herbert Hainer zu Gast bei Sky90
Bayern-Präsident Herbert Hainer zu Gast bei Sky90

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118 Ballkontakte, 13 Zweikämpfe, zehn(!) Torschussvorlagen, 78 Pässe, acht(!) angekommene Flanken - alles Bestwerte innerhalb der Bayern-Mannschaft gegen PSG, die Kimmichs sportlichen Wert für den Rekordmeister zum wiederholten Male unterstreichen.

Doch genauso wichtig - auch wenn am Ende die Niederlage auf dem Papier steht - sind seine kommunikativen Führungsqualitäten, die sich gegen PSG nun auf eine etwas andere Art und Weise hervorgetan haben. Die Aktion zeigt deutlich seinen unbändigen Ehrgeiz, seinen Siegeswillen und sein Standing als Mentalitätsmonster und hat nichts mit Respektlosigkeit oder Aufmüpfigkeit zu tun. Einem Leader wie Kimmich muss es gestattet sein, eine verbale Attacke auch mal gegen die eigene Trainerbank zu richten. Punkt.

Udo Hutflötz

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CONTRA: Kimmich darf seinen Trainer nicht so vorführen

Kimmichs Ehrgeiz, Siegeswillen und Leaderqualitäten sind unbestritten. Ebenso, dass diese Attribute dem FC Bayern und der Nationalmannschaft gut zu Gesicht stehen. Kimmich geht voran und ist Wortführer in der Mannschaft - sowohl am Mikrofon als auch auf dem Platz. Aber Anführer sein hat nichts damit zu tun, den eigenen Verein und speziell den Trainer vor einem Millionenpublikum vorzuführen und zu brüskieren.

Es ist Kimmichs gutes Recht, sich darüber zu echauffieren, warum es nach der offensichtlichen Verletzung von Leon Goretzka so lange dauerte, bis gewechselt wurde, aber das muss Kimmich anders lösen. Er kann beispielsweise in einer Unterbrechung zur Seitenlinie laufen und nachfragen, aber stattdessen brüllte er seinen Frust so laut über den gesamten Platz, dass es locker über die Mikrofone eingefangen wurde.

In letzter Zeit wurde Kimmich oft gelobt - Lothar Matthäus machte ihn sogar schon zum besten Sechser der Welt und vielleicht dachte er, dass er das Recht hat, Fehler seiner Mitspieler oder in diesem Fall des Trainerteams lautstark anzusprechen. Aber was genau sollte die Motz-Attacke genau bewirken? Es ist davon auszugehen, dass die restlichen Spieler ebenfalls schon bemerkt haben, dass Goretzka nicht mehr weiterspielen kann, aber sich der Wechsel verzögert. Von einem "aufwecken" kann meines Erachtens also nicht die Rede sein.

Zumal die Kritik auch noch völlig am Thema vorbei ist. Denn Kimmich muss wissen, dass ein Spieler sich erst ein wenig aufwärmen muss, ehe er bereit ist, in ein derart intensives Spiel wie gegen PSG reingeworfen zu werden. Schließlich haben die Münchner ja bereits genug Verletzungssorgen.

Und was abschließend nicht unerwähnt bleiben sollte: Kimmichs Qualitäten bei eigenem Ballbesitz sind sicherlich absolute Weltklasse. Seine präzisen weiten Bälle in die Spitze suchen seinesgleichen und seine Laufbereitschaft und seine Übersicht sind oft ein Grund, warum die Münchner den Platz als Sieger verlassen. Aber Kimmich ist als Sechser durch diverse Stellungsfehler oder Fehlpässe aufgrund seiner riskanten Spielweise auch mitverantwortlich dafür, dass die Bayern in dieser Saison schon 50 (!) Gegentore in Pflichtspielen kassiert haben. Unter anderem ja wie oben erwähnt vor dem 0:1 gegen Paris und vielleicht sollte er daher erst einmal die Schuld am Rückstand bei sich suchen und nicht Hansi Flick & Co. bloßstellen.

Robert Gherda

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