FC Bayern News: Julian Nagelsmann im exklusiven Sky Interview
Nagelsmann im XXL-Interview: So plane ich mit Kimmich
15.07.2021 | 19:28 Uhr
Julian Nagelsmann legt beim FC Bayern los. Im Interview mit Sky Sport spricht der Coach über Ziele, Herausforderungen und Personalien beim deutschen Rekordmeister. Zudem erklärt der 33-Jährige, in welchem Bereich er Italien als Vorbild nimmt.
Sky Sport: Es gab den Antrittsbesuch am Tegernsee bei Uli Hoeneß. Was war das Besondere und was ist vielleicht besonders haften geblieben?
Nagelsmann: Ich wurde sehr herzlich empfangen von einem sehr herzlichen Menschen. Ich glaube, das ist immer das Besondere, wenn einer sein Leben lang sehr erfolgreich war. Aus Bayern München hat er einen sehr erfolgreichen Klub gemacht, in Deutschland sowieso, aber auch auf der Welt. Trotzdem ist er ein Mann, der unglaublich sympathisch und bodenständig ist. Das war und ist besonders hängengeblieben. Der FC Bayern München ist ein Verein mit einer familiären Stimmung, mit einem familiären guten Miteinander, mit einer guten Kommunikation. Also alles Dinge, die mir auch wichtig sind, weil ich schon Verfechter davon bin, dass eine gute Stimmung und Freude im Job ein ganz wichtiges Fundament für Erfolg sind.
Sky Sport: Was ist für Sie persönlich die größte Herausforderung in den fünf Jahren?
Nagelsmann: Nun erst mal fünf Jahre zu schaffen, ist eine Herausforderung. Klar, in der Bundesliga ist die Halbwertszeit der Trainer normalerweise nicht so lange. Fünf Jahre ist eine Herausforderung. Aber grundsätzlich geht es erst einmal darum, wenn man einen sehr erfolgreichen Klub übernimmt, eine sehr erfolgreiche Mannschaft, die vor zwei Jahren alles gewonnen hat, was man gewinnen konnte, die natürlich auch eine super Stimmung mit dem Hansi hatte. Dann ist das immer eine besondere Herausforderung, da reinzukommen. Dass man natürlich versucht, seine Ideen irgendwie reinzubringen, trotzdem nicht zu viele Dinge vorgibt, sondern auch den Spielern die nötige freie Hand und lange Leine gibt, dass sie noch ihr Riesentalent und ihre Riesenqualität auf den Platz bringen können. Trotzdem dabei aber auch immer wieder ein gutes Maß reinzubringen und versuchen, die einzelnen Spieler auch immer zu entwickeln und weiterhin zu begleiten auf ihrem erfolgreichen Weg. Es ist natürlich etwas anders, wenn du nur mit 20-jährigen Talenten arbeitest, die noch nichts gewonnen haben, oder die noch ein etablierter Bundesliga-Spieler werden wollen, als wenn du jetzt mit sehr Etablierten trainierst, die alles gewonnen haben. Das ist ein bisschen anders. Es ist eher ein Begleiten und natürlich willst du trotzdem immer wieder auch deine Dinge mitgeben. Und dann, glaube ich, groovt sich das schon ein.
Sky Sport: Man kennt Ihren Ehrgeiz. Ist es auch Ihr Antrieb, sieben Titel in einer Saison zu gewinnen? Streben Sie das auch an? Ist das Ihr unbändiger Wille, das nach fünf Jahren auch zu sagen zu können?
Nagelsmann: Ich glaube, man kann es nicht ausrufen, weil das natürlich etwas sehr, sehr Besonderes war. Und dann, falls es nochmal passiert, etwas sehr, sehr Besonderes sein wird. Aber natürlich war es ein außergewöhnlicher Erfolg und ich habe das schon mal gesagt: Das Bild, das Hansi zum Abschied bekommen hat, mit schwarzem Hintergrund und den 1000 Titeln drauf - es sah schon sehr beeindruckend aus. Und das ist natürlich ein erstrebenswertes Ziel. Wie gesagt, ich glaube, es ist nichts, was man jetzt ausrufen und sagen sollte: 'Wenn ich das nicht schaffe, bin ich gescheitert.' Aber grundsätzlich versucht jeder im Klub, nach dem Maximalen zu streben, dafür steht Bayern München.
Sky Sport: Der Champions-League-Titel soll dann auch auf Ihrer Agenda stehen?
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Nagelsmann: Das wäre ein großer Wunsch.
Sky Sport: Was Ehrgeiz, Siegeswillen und Hunger nach Titeln angeht, da gibt es bei Ihnen in der Mannschaft jetzt auch einen, der das vorlebt: Joshua Kimmich. Gibt es irgendeine Disziplin für Sie persönlich, wo Sie sagen: Da möchte ich ihn unbedingt mal herausfordern?
Nagelsmann: Josh, der brennt natürlich, der hat einen riesigen Ehrgeiz. Auch nach der EM haben wir kurz miteinander gesprochen. Ja, der wollte am liebsten sofort wieder einsteigen, gar nicht in den Urlaub. Ich glaube, das ist schon was, was ich ihm immer mitgebe. Dass er sich immer wieder trotzdem mal Ruhephasen gönnt, um dann seine Mega-Mentalität, aber auch Mega-Qualität auf den Platz zu bringen. Ich glaube, es ist ganz entscheidend, dass man nicht immer nur am Limit ist, sondern sich immer wieder auch mal Phasen gönnt im Leben. Er ist ja auch Familienpapa. Und dann freuen wir uns aber alle, wenn er am 31. wieder hier erscheint und dann mit seiner Art und Weise, wie er Fußball spielt, wie er diesen Sport lebt, wie er nach Erfolg strebt und auch vorlebt, die Jungs auf dem Platz führt.
Sky Sport: Wie viele Taktiktafeln gibt es im Hause Julian Nagelsmann?
Nagelsmann: Bei mir zu Hause keine. Ich habe mal meine A-Lizenz bei Ralf Peter gemacht, der sagt, er hat zwei im Schlafzimmer hängen. Da kann ich jeden beruhigen. Bei mir zu Hause gibt es keine. Ich habe nicht mal meine Mappe zu Hause im Normalfall dabei, sondern da habe ich mal einen Blog oder einen Stift, wenn ich etwas aufschreiben soll. Aber ich versuche auch mein Privatleben schon noch zu trennen von meinem Beruf. Ich weiß, dass hier bei Bayern genügend Taktiktafeln stehen, auf denen ich mich austoben kann.
Sky Sport: Tatsächlich sind Sie jetzt knapp anderthalb Wochen hier. Welchen Eindruck haben Sie?
Nagelsmann: Ich bin unglaublich gut und herzlich aufgenommen worden. Ich fühle mich sehr, sehr wohl. Meinem Team, das ich mitgebracht habe, geht es genauso. Hier ist ein unglaublich gut funktionierendes Team, das sehr professionell arbeitet, aber auch ein sehr herzliches Team, was jetzt nicht das Gefühl vermittelt: Jetzt beweis dich erst einmal, zeig was du kannst, sondern man ist sofort, sehr schnell Teil dieser Gruppe.
Sky Sport: Ausfall Davies und Hernandez: Wann planen Sie persönlich mit den beiden wieder auf dem Trainingsplatz? Das ist ja vielleicht auch für Sie ein bisschen schwierig zu planen, was eine vermeintliche Abwehrkette angeht, was Abläufe angeht?
Nagelsmann: Es ist natürlich nicht einfach, weil wir dann Spieler in der Kette haben, die neu sind. Wie Tanguy (Nianzou, Anm.d.Red.), der nicht den Rhythmus hat. Niki (Süle, Anm.d.Red.), der wieder zurückkommt, der natürlich keinen riesigen Rhythmus hat. Omar Richards, der das gut macht, aber ein neuer Spieler ist. Chris (Richards, Anm.d.Red.), der zurück ist und ausgeliehen war an Hoffenheim. Der aber auch erst mal Fuß fassen muss. Das ist keine einfache Situation, aber das sind alles Spieler, denen wir auch das Vertrauen schenken, dass sie die Qualitäten haben zu spielen. Natürlich schon so, dass das alles Zeit brauchen wird. Ich weiß, man hat die im Fußball nicht, bei Bayern noch weniger. Trotzdem glaube ich, sieht jeder, dass die Kette dann schon ein bisschen durchgeschüttelt wird. Wann rechne ich mit einer Rückkehr? Das ist ein bisschen hypothetisch und ich will grundsätzlich auch keinen Druck aufbauen.
Ich glaube, dass sie ungefähr um dieselbe Zeit vielleicht wieder zurückkommen werden, es hängt ein bisschen davon ab, wie der Schmerz noch ist. Es sind ähnliche Zeiten, wie sie Urlaub gehabt hätten. Plus, ich sage mal, zwei Wochen. Das ist das Negative. Es ist jetzt so, das kann man nicht ändern.
Sky Sport: Sie sprachen bei der Antritts-PK von drei Grundordnungen, die Sie spielen lassen wollen. Welche drei Grundordnungen sind das?
Nagelsmann: Ich will jetzt nicht alles verraten. Aber grundsätzlich ist schon auch eine mit Dreierkette dabei, ist ja wenig überraschend. Ich habe immer den Ansatz, dass ich natürlich auch in den Spielen wechsel, auch zwischen Spieleröffnung und Anlaufen. Es ist nicht immer dieselbe Ordnung. Das hängt ein bisschen davon ab, wie der Gegner öffnet, wo ich einfach ein bisschen mehr Personal haben will. Ich finde, dass eine gewisse Variabilität einfach wichtig ist, dass wir auch mal anpassen können. Das hat aber auch damit zu tun, dass man vielleicht auch mal auf Verletzungen reagieren muss oder auf Belastungszeiten. Wir haben Spieler, die extrem viele Spielminuten gesammelt haben, wie Lewy, Thomas (Müller), Josh (Kimmich) oder Manu (Neuer). Und wenn du da einfach noch eine zweite, dritte Grundordnung hast, kannst du das vielleicht auch mal ein bisschen besser kompensieren, ihnen mal eine Pause geben. Wir hoffen alle, dass sie alles durchspielen können, aber wenn sie eine Pause brauchen sollten, kannst du das ein bisschen kompensieren. Es hat nicht immer nur mit dem Gegner zu tun. Es sind viele Punkte. Aber es wird auch eine Dreierkette dabei sein.
Sky Sport: Wie wollen Sie Niklas Süle persönlich wieder in den Griff bekommen, dass er hier auch wieder Stammspieler wird?
Nagelsmann: Ja, ich habe einen sehr guten Draht zum Niki, auch schon in Hoffenheim. Wir hatten da viele ähnliche Themen, die es glaube ich auch bei Bayern München gibt. Wir haben es immer ganz gut hinbekommen. Am Ende des Tages ist schon so, dass natürlich die intrinsische Motivation am größten sein muss. Man kann von außen viel reden. Am Ende glaube ich, weiß er und das weiß auch jeder andere, dass er ein Riesenpotenzial hat und auch eine Riesenmöglichkeit, eine tragende Rolle zu spielen. Wir haben Veränderungen in der Kette, wir haben zwei Abgänge. Er kennt den Klub, er kennt die Mannschaft, hat keine Eingewöhnungszeit und hat eine Riesenchance bei dem Trainer, der ihn kennt, Stammspieler zu werden. Und am Ende sage ich, liegt es so ein bisschen an ihm, wie er das hinbekommt.
Vom Potenzial, vom Talent, von dem, was in ihm steckt - körperlich, er ist unglaublich schnell, er ist ein guter Kicker, hat eine gute Spieleröffnung - da bringt er alles mit, um die Rolle auch auszufüllen. Am Ende wird es ein Zusammenspiel sein zwischen Trainerteam und ihm, dass man es so hinbekommt, dass er topfit ist. Und dann hat er alles, um auch eine tragende Rolle spielen zu können. […] Ich bin kein Freund von drohenden Worten oder strikte Vorgaben zu geben, sondern ich bin eher einer, der versucht, ihm einen Ausblick zu geben, wo es hingehen kann und was positiv für ihn bevorstehen kann.
Sky Sport: Sie freuen sich sicher auch auf die Zusammenarbeit mit Robert Lewandowski. Da gab es jetzt erneut das Gerücht aus Spanien, dass er eventuell im Sommer zu Real Madrid wechseln will. Haben Sie Kontakt mit ihm? Auch mal darüber gesprochen? Seine Bereitschaft mal ausgelotet? Was hat er zu Ihnen gesagt?
Nagelsmann: Die Gerüchte über Robert gibt es ja seit Ewigkeiten. Ich glaube schon immer, seitdem er bei Bayern ist. Und ich glaube, es war ein Stück weit normal, wenn einer so viele Tore schießt, dass nahezu jeder Klub da irgendwie die Fühler mal ausstreckt und abklopft, was passiert. Ich glaube, auf der einen Seite weiß Robert, was er in München hat, was er an der Mannschaft hat. Das ist Punkt eins. Punkt zwei: es gibt eine vertragliche Situation. Ich habe auch mit ihm gesprochen oder geschrieben: Wir haben Kontakt gehabt. Ich bin kein großer Freund davon, als erste Amtshandlung mit einem neuen Spieler sofort die vertragliche Situation oder Gerüchteküche zu besprechen. Die Antworten, die er mir geschrieben hat bezüglich Urlaubsplanung und dem Wiedererscheinen hier und Einstieg ins Training - die haben sich alle sehr gut und top motiviert angehört. Und damit bin ich schon zufrieden.
Sky Sport: Sie haben auch gesagt, bei der EURO haben Spieler nicht auf den Positionen gespielt, wo sie am stärksten sind. Ich will jetzt gar nicht so sehr auf die deutsche Nationalmannschaft eingehen. Aber mal anders gefragt: Wo wird Joshua Kimmich bei Ihnen spielen?
Nagelsmann: Ich habe schon betont, dass ich ihn schon überwiegend auf der Sechs einplane. Ich bin trotzdem einer, der nicht vorneweg immer nur eine Position festlegt und dann fallen alle aus den Wolken, wenn er mal was anderes spielt. Er wird in den seltensten Fällen rechts hinten beginnen, das kann ich schon mal sagen, sondern es kann mal passieren, dass wir im Spiel umstellen müssen, dass wir irgendwie noch offensiver werden müssen. Aber grundsätzlich ist der Josh am stärksten, wenn er eine zentrale Rolle hat. Und die zentrale Rolle hat er auf der zentralen Sechser-Position oder der Doppel-Sechs.
Sky Sport: Also war es bei der EURO nicht ganz so glücklich mit seiner Position?
Nagelsmann: Das will ich gar nicht bewerten. Jogi hat die Jungs im Training. Der sieht, was die Jungs im Training machen, wie es zusammenpasst. Er hat natürlich auch eine Idee und dann auch andere Spieler auf der Position zentral gehabt. Das ist ein sehr erfolgreicher Trainer, der Weltmeister ist, der darf selber entscheiden, wie er aufstellt. Ich glaube, ich wäre jetzt nicht angetan, wenn Jogi nach jedem Bundesliga-Spiel anruft und mich fragt, warum ich den dort und den dort aufgestellt habe. Man muss schon jeden seinen Job machen lassen. Es gehört auch dazu, Entscheidungen zu treffen und am Ende die Entscheidung für sich zu bewerten.
Sky Sport: Leidenschaft mit selbstloser Hingabe, so wie die Italiener das gemacht haben - und Emotionen. Ist das für Sie persönlich auch eine wichtige Komponente, Teil Ihrer Strategie und Philosophie?
Nagelsmann: Ja, absolut. Fußball lebt von Zuschauern, lebt von diesen Emotionen. Und ich glaube, die musst du als Mannschaft einmal überschwappen lassen auf die Tribüne, aber auch verkörpern als Trainer. Wenn du von deinen Spielern verlangst, dass sie maximal emotional sind, dass sie alles geben, dann glaube ich, ist es auch ratsam, als Trainer das zu tun und nicht nur auf der Bank zu sitzen, weil jeder seinen Stil hat. Ich bin natürlich noch junge 33 Jahre alt und habe auch noch Energie. Ich brauche auch ein bisschen ein Ventil, um an der Linie die Spannung loszuwerden. Aber ich lebe so als Spieler und bin jetzt als Trainer auch so, ich könnte mich nicht damit identifizieren, nur auf der Bank zu sitzen. Es gibt auch mal Momente, wo ich mal dasitze und vielleicht nur ein Spiel genieße oder nur anschaue, was sie gerade machen oder auch mal in meinem Kopf nachdenke und nicht nur reinschreie. Aber ich finde, dieser Sport ist so faszinierend für so viele Menschen auf diesem Planeten, weil er einfach extreme Emotionen verkörpert - leider in beide Richtungen. Es sind nicht nur positive Emotionen, manchmal auch negative. Aber das macht den Sport sehr faszinierend. Und wenn dann hoffentlich wieder Zuschauer da sind, dann ist es noch deutlich besser und es wird noch mehr transportiert. Es wird noch emotionaler wieder, da freuen wir uns alle drauf.
Sky Sport: Man hat das Gefühl, dass der Kader in den letzten zwei Jahren sukzessive ein bisschen schlechter geworden ist mit den Abgängen von Thiago, Jerome Boateng, Alaba oder Martinez...
Nagelsmann: Es ist wichtig, wie die finanzielle Situation eines Klubs ist, wie die die Ausmaße der Pandemie sind. Es sind schon wichtige Hintergrundinformationen, die ich immer haben möchte, um einfach auch das Transfergeschehen verstehen zu können. Das habe ich auch bei der Pressekonferenz gesagt, dass es immer wichtig ist, als Klub über Transfers, über den Kader zu sprechen, Kaderplanung zu machen, auch Visionen zu entwickeln. Wie kann ein Kader aussehen? Ich bin aber einer, der das einfach intern löst. Ich spreche da mit Brazzo (Salihamidzic), mit Marco Neppe, mit meinem Trainerteam. Was ist wichtig in Zukunft? Was sind die Zahlen, die auf dem Transfermarkt aufgerufen werden? Sie sind einfach extrem und wir können einfach nicht alle Extreme mitgehen.
Ich bin auch einer, dem das Mannschaftsgefüge sehr wichtig ist. Du musst einfach schauen, dass es eine gute Hygiene in der Kabine gibt. Manchmal ist es nicht das Entscheidende, immer nur die Topstars zu haben. Bei Italien als Beispiel ist das Gefüge sehr wichtig. Es gehört zur guten Arbeit, zur Professionalität dazu, immer den Markt zu sondieren und auch Ideen zu entwickeln. Wir haben einfach vielleicht nicht die finanziellen Möglichkeiten wie die Engländer mit den Fernsehgeldern. Du musst kreative Ideen entwickeln im Scouting, wie du auf junge Talente gehst, die dann vielleicht mit 20 Jahren herkommen und sich zu diesen Topstars entwickeln. Trotzdem sind wir finanziell immer noch gut aufgestellt. Aber du musst einfach immer ein Augenmerk drauf haben. Du weißt nicht genau, wie die Entwicklung nach der Pandemie ist. Wie schnell geht es in eine richtige Richtung? Und ich glaube, wenn alles wieder normal läuft, dann wird der FC Bayern auch Spieler holen können. Wir müssen trotzdem schauen, dass es vernünftig ist, sinnvoll ist und nichts Außergewöhnliches passiert und wir keine verrückten Dinge machen.
Sky Sport: Paris rüstet richtig auf, Barca macht das gut mit ablösefreien Spielern. Müssen Sie die internationalen Ziele ein bisschen revidieren?
Nagelsmann: Ich glaube, es wäre der falsche Zeitpunkt, jetzt zu sagen, wir wollen andere Ziele haben. Jedem ist hier bewusst, dass die Champions League zu gewinnen extrem schwierig ist. Die anderen Mannschaften haben auch immer eine Idee. Es ist nicht nur der FC Bayern, sondern es ist ganz normal, dass es Konkurrenz gibt. In der CL ist die riesengroß. Das ist auch so bei K.o.-Spielen, da zählt auch die Tagesform mit rein. Da musst du ein bisschen Spielglück haben. Es sind sehr viele Komponenten. Das sind einfach keine planbaren Titel, wo du jetzt keine 34 Spiele hast. In der Champions League hast du einfach auch mal Momente, die vielleicht gegen dich laufen. […] Trotzdem hat Bayern vor zwei Jahren die CL gewonnen. Dann ist es auch möglich, dass im nächsten Jahr zu tun.
Sky Sport: Abschließend letzte Frage: Leon Goretzka - da gab es sicherlich auch ein Gespräch. Hat er da schon mal etwas durchblicken lassen - sprich Vertragsverlängerung?
Nagelsmann: Ja, der hat Bock auf Bayern München, hat Bock auf die Mannschaft. Ich glaube, das sieht man auch an seiner Art, wie er spielt. Es ist auch ganz normal, dass ein Spieler immer über seine Zukunft nachdenkt. Ich finde es im Fußball immer skurril, dass man da immer aus allen Wolken fällt. Es sind ganz normale Abläufe. Wir wollen alle, dass er hierbleibt, er ist ein herausragender Spieler, der sicherlich mit der torgefährlichste Spieler im Mittelfeld der Bundesliga ist, aber auch in Europa einer der gefährlichsten Mittelfeldspieler. Er hat eine unglaubliche Dynamik und ist ein fester Baustein auch in meinem Kopf. Trotzdem ist es normal, dass ein Spieler ein bisschen nachdenkt und seinen Wert abklopft. Ich freue mich unglaublich, mit ihm zu arbeiten und würde mich auch freuen, wenn es noch drei, vier, fünf, sechs Jahre sind.
Das Interview führte Sky Reporter Torben Hoffmann.