FC Bayern News: Kann Kahn die Lücke von Rummenigge schließen
Rummenigge hört auf: Kann Kahn die große Lücke schließen?
02.06.2021 | 13:54 Uhr
Karl-Heinz Rummenigge sagt 'Servus'. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern hört bereits zum 30. Juni auf, und nicht erst zum Jahresende, wie ursprünglich geplant. Sein Nachfolger, Oliver Kahn, wird also bereits in diesem Sommer das Zepter in die Hand nehmen. Doch kann der ehemalige Titan die Lücke schließen, die Rummenigge hinterlässt?
Eine lange Ära geht zu Ende. Karl-Heinz Rummenigge wird den deutschen Rekordmeister zum Ende des Monats verlassen. Der Vorstandschef war seit 1991 im operativen Geschäft der Münchner tätig und holte in dieser Zeit insgesamt 12 internationale Titel, 21 Meisterschaften und 14 Pokalsiege.
Rummenigge: "Strategisch sinnvollster Zeitpunkt"
Doch nun ist Schluss, und das früher als gedacht. Denn eigentlich hätte Rummenigge erst zum Jahresende den Staffelstab übergeben. "Es ist der strategisch sinnvollste und logische Zeitpunkt", begründete der 65-Jährige in einer Presseerklärung des Rekordmeisters seine Entscheidung.
Man schreibe das Ende des Geschäftsjahres, zugleich beginne ein neuer Abschnitt mit einem neuen Trainergespann. Rummenigge: "Die neue Spielzeit sollte von Beginn an von Oliver Kahn als neuem CEO verantwortet werden - auch im Sinne der handelnden Personen und damit im Sinne der Zukunft des FC Bayern."
Er habe bereits vor zwei Jahren gesagt, "dass wir einen umsichtigen Übergang planen, und der wird jetzt endgültig vollzogen. So soll es sein", so der ehemalige Nationalmannschaftskapitän.
Sky Experte Lothar Matthäus kann den Entschluss Rummenigges jedenfalls nachvollziehen. ''Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt, vor der Saison aufzuhören. [...] Natürlich ein schwerer Schlag für den FC Bayern, aber er hat sich das reichlich überlegt'', betonte Matthäus im Bayern-Spezial auf Sky Sport News.
Nun liegt es also an Kahn, diese große Lücke zu schließen, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Bislang agierte der ehemalige DFB-Keeper noch größtenteils im Hintergrund und lernte an der Seite von Rummenigge. Seit Januar 2020 gehört Kahn dem Vorstand des Klubs an.
Matthäus: ''Kahn weiß, was er sich da angetan hat''
Ins kalte Wasser wird er also nicht geworfen. ''Dieses Onboarding geht schon über 18 Monate, deswegen hat er dort ja schon in sämtliche Abteilungen reingeschnuppert'', schilderte Sky Reporter Torben Hoffmann und ergänzte: ''Auffällig war, dass er sich zu Beginn dieser Zeit sehr zurückgehalten hat. In den vergangenen Wochen und Monaten hat man gemerkt, dass Oliver Kahn immer mehr ins Rampenlicht reingeführt worden ist.''
Nun ist Kahn endgültig im Rampenlicht angekommen. Der damalige Titan steht vor der großen Herausforderung, die Erfolgsgeschichte des FC Bayern auch in Zukunft fortzusetzen. Für Matthäus steht es außer Frage, dass Kahn das Zeug dazu hat, auch wenn die Aufgabe sicherlich nicht einfach wird.
''Oliver Kahn weiß, was von ihm erwartet wird. Dass Karl-Heinz die Messlatte sehr hoch gelegt hat, das wissen wir alle, weil er perfekt für diese Position geeignet war. Oliver wird auch seine Erfahrungen sammeln und er weiß, was er sich da angetan hat'', so Matthäus.
''Ich hatte sehr viel Zeit, mich in alle Themen einzufinden'', untermauerte Kahn in einem von FC Bayern geführten Interview. Und weiter: ''Wir hatten viel Kontakt und haben uns über die vielen Herausforderungen, die der Fußball mit sich bringt, unterhalten. Natürlich jetzt alles ein halbes Jahr vorher, aber das bedeutet, dass das eine oder andere Thema von mir eben schneller angegangen wird, ansonsten wird sich in den nächsten Tagen nicht viel ändern.''
Rummenigge war in seiner Zeit bei den Bayern als Alphatier bekannt, genauso wie Uli Hoeneß. Kahn dagegen gilt eher als der ruhigere Vertreter. Wird er daher einen anderen Führungsstil pflegen?
Wie harmonieren Kahn & Salihamidzic?
''Es wird sich auf jeden Fall was ändern. Ich weiß nicht, was Oli vorhat, aber er hat seine eigenen Ideen und wird vieles übernehmen, was gut gelaufen ist, aber ganz sicher auch das eine oder andere verändern'', glaubt unser Sky Experte. ''Natürlich wird er Zeichen setzen'', ergänzte Sky Reporter Uli Köhler. Allerdings habe Kahn noch nicht seinen ''Matchplan kundgetan''.
Spannend wird vor allem zu sehen sein, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic entwickeln wird. ''Oli und Hasan kennen sich lange, haben viele Erfolge gemeinsam feiern dürfen. Auch da wird es unterschiedliche Sichtweisen geben, aber ich hoffe, dass sie sich genauso als Team präsentieren, wie es Karl-Heinz und Uli immer trotz Meinungsverschiedenheiten geschafft haben'', verdeutlichte Matthäus.
Reibung und eine gewisse Streitkultur hat es beim FC Bayern schon immer gegeben, weshalb die Münchner gerne auch mal als der "FC Hollywood" betitelt werden. Für Köhler liegt allerdings die größte Herausforderung darin, das Familiengefühl innerhalb des Klubs beizubehalten und weiter zu pflegen.
Salihamidzic bei den Fans unbeliebt
''Den FC Bayern hat immer ausgezeichnet, ein besonderer Klub zu sein und Herzenswärme auszustrahlen trotz aller Umsatzrekorde'', betonte unser Sky Reporter und ergänzte: ''Das haben sie [Anm. d. Red.: Rummenigge und Hoeneß] irgendwie gut hinbekommen, und das sehe ich natürlich nicht in Gefahr, aber als eine große Aufgabe. Oliver Kahn ist nicht der große Herzenswärme-verbreitende Typ, obwohl er auch privat ganz lustig sein kann. Hasan Salihamidzic hat sich in seiner neuen Rolle auch verändert zum damaligen Spieler, als ihn alle geliebt haben.''
Besonders Salihamidzic hat bei den Fans keinen leichten Stand, was vor allem mit dem Hickhack um Trainer Hansi Flick zusammenhängt. Auch hier ist Kahn in seiner Rolle als Vorstands-Boss gefragt. ''Oli kann es schaffen, aber wie gesagt, Rummenigge eins zu eins zu ersetzen ist sehr schwierig'', sagte Matthäus abschließend.
Eine lange Ära endet. Nun liegt es an Kahn, Salihamidzic und auch an Präsident Herbert Hainer, eine neue Erfolgsgeschichte zu prägen.
