FC Bayern News: Lucas Hernandez auf der Suche nach seinem Platz
Luxusproblem Hernandez beim FCB: Wohin mit dem 80-Millionen-Mann?
Florian Poenitz
31.08.2020 | 09:37 Uhr
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Lucas Hernandez hat direkt in seinem ersten Jahr als Bayern-Spieler das Triple geholt. Dabei lief es für ihn in dieser Saison alles andere als optimal. Findet der Rekord-Einkauf in der kommenden Spielzeit endlich seinen Platz in der ersten Elf?
Es sind Szenen, die Bayern-Herzen höher schlagen lassen. Der deutsche Rekordmeister liegt kurz vor Schluss im Champions-League-Finale gegen Paris St. Germain mit 1:0 vorne, nur noch wenige Minuten trennen den FCB vom zweiten Triple der Vereinsgeschichte.
Hernandez fiebert dem Schlusspfiff entgegen
Minuten voller Bangen und Hoffen. Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Genauso erging es auch den Reservisten auf der Tribüne, erst Recht wenn man die Fernsehbilder sieht, wie die Protagonisten ihre Mannschaft auf dem Feld angefeuert haben.
Allen voran Lucas Hernandez, Benjamin Pavard und Thiago, die es nicht mehr auf ihren Plätzen ausgehalten und wild gestikulierend den Abpfiff des Spiels gefordert haben. Als dies dann geschah, kannte die Freude keine Grenzen. Besonders Hernandez kristallisierte sich als Partybiest heraus und feierte mit seinen Mitspielern ausgiebig.
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Bilder, die zeigen, wie sehr sich der 24-Jährige bereits mit dem FC Bayern identifiziert, und vor allem, dass er in der Truppe von Hansi Flick integriert ist. Trotz alledem darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Franzose kein einfaches erstes Jahr in München hatte.
Im vergangenen Sommer kam der Weltmeister mit einer Rekord-Ablöse von 80 Millionen Euro nach München. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Dass er diesen nicht gerecht werden konnte, lag vor allem an seinen vielen Verletzungen, die ihn wieder zurückwarfen. Da auch Niklas Süle mit einem Kreuzbandriss langfristig ausfiel, etablierte sich David Alaba zum neuen Abwehrchef in der Innenverteidigung.
Kein Vorbeikommen an Alaba & Davies
Auf der linken Außenbahn startete zudem Shootingstar Alphonso Davies richtig durch. Damit war für Hernandez kein Platz mehr in der ersten Elf. Nur sieben Pflichtspiele bestritt der französische Weltmeister in dieser Saison über die komplette Distanz. Zu wenig für einen Mann seiner Klasse, die er in der Vergangenheit bereits zu Genüge unter Beweis gestellt hatte.
Derzeit stellt sich die Frage, auf welcher Position die Bayern Hernandez überhaupt einplanen. Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete ihn im Vorjahr als "besten Innenverteidiger der Bundesliga.'' Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic sprach von einem der ''besten Defensivspieler der Welt, der sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der linken Abwehrseite eingesetzt werden kann''.
Als Jerome Boateng im Halbfinale und im Endspiel der Königsklasse angeschlagen raus musste, erhielt jedoch Süle den Vorzug. Hernandez musste das Spielgeschehen also weiter von der Bank aus verfolgen. Flick begründete diese Entscheidung wie folgt: ''Ich will Position für Position auswechseln. Für mich ist Lucas Linksverteidiger und linker Außenverteidiger. Deswegen habe ich Niki (Anm. d. Red.: Niklas Süle) gebracht."
Startet Hernandez im zweiten Jahr so richtig durch?
Der französische Weltmeister müsste sich also in der nächsten Saison gegen Alaba oder Davies durchsetzen. Schon jetzt ist klar: An Alaba wird er nicht vorbeikommen, sofern der Österreicher beim FCB bleibt. Der Publikumsliebling brilliert als Innenverteidiger und ist dort gesetzt.
Größere Chancen hat der 80-Millionen-Mann noch eher als Linksverteidiger. Beim ersten 19 Jahre alten Davies wird man abwarten müssen, ob er schon so stabil ist, diese Form auch im nächsten Jahr konstant abzurufen. Leistungsschwankungen wären bei jungen Spielern nichts außergewöhnliches, zumal bereits das CL-Finalturnier gezeigt hat, dass der kanadische Youngster in der Rückwärtsbewegung noch die eine oder andere Schwäche hat.
Der vollgepackte Terminkalender könnte allerdings ohnehin dazu führen, dass Hernandez wesentlich mehr Einsatzzeiten erhalten wird. Flick wird mehr rotieren müssen, um die Belastung der einzelnen Spieler nicht zu überstrapazieren. Die Causa Hernandez birgt jedoch weiterhin viel Konfliktpotenzial und könnte zu Unruhe führen.
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14:05
Alle Tore des FC Bayern in der Champions-League-Saison 2019/20. (Länge: 14:05 Minuten)
Franzose verliert an Marktwert
Spielt er nicht, gehen die Diskussionen weiter. Die hohe Ausstiegsklausel von 80 Millionen Euro, die die Bayern vor einem Jahr gezogen haben, trägt ihr Übriges dazu bei, auch wenn diese zum damaligen Zeitpunkt - noch vor Corona - durchaus marktgerecht war. Sollte Hernandez allerdings auch im zweiten Jahr nicht durchstarten, müssen sich Salihamidzic & Co. Gedanken machen. Eine ähnlich hohe Summe würde der FCB mit Sicherheit nicht mehr für Hernandez (aktueller Marktwert: 40 Millionen Euro*) generieren können. Erst Recht nicht in Zeiten von Corona.
Derzeit ist diese Personalie für den FC Bayern noch ein Luxusproblem. Doch allen Beteiligten ist bewusst: Im nächsten Jahr muss es bei Hernandez bergauf gehen.