Kahn spricht über Nübel, Sane, Flick, Transferverzicht & George Floyd
02.06.2020 | 13:53 Uhr
Am Sonntag war Bayern Münchens Vorstandsmitglied Oliver Kahn zu Gast bei Sky90. Dabei hat der "Titan" unter anderem über den Transfersommer, Hansi Flick und politische Statements im Sport gesprochen.
... die Meisterschaft: "Ich glaube wir sind einfach zu erfahren, als dass wir uns jetzt zurücklehnen. Es sind noch fünf Spiele und wir haben noch den ein oder anderen sehr starken Gegner. Da ist noch lange nichts entschieden."
... das 1:0-Siegtor gegen den BVB durch Joshua Kimmich: "Zunächst einmal ist das überragend gemacht von Joshua. Man kann sicher über Roman Bürki diskutieren, ob er da einen Meter zu weit vorne steht. Aber das ist ein Ball, den man nicht unbedingt halten musst. Es gibt aber die alte Regel: Wenn man den Ball an der Hand hat, hast du die Chance etwas daraus zu machen. Es ist ein ganz ganz schwieriger Ball gewesen, den man technisch ganz ganz sauber angehen muss, um ihn zu halten."
... den Wechsel zu Hansi Flick als Trainer: "Die Mannschaft hat sich Stück für Stück seitdem weiterentwickelt. Und wie die Mannschaft in Dortmund aufgetreten ist, das war schon sehr meisterlich. Da hat der FC Bayern einfach die große Erfahrung, aus vielen viel Deutschen Meisterschaften. Das muss man lernen und bekommt es nicht einfach so geschenkt. Natürlich kann ein Trainer zu diesem Lernprozess beitragen. Das hat man bei Hansi Flick gesehen, dem es gelungen ist der Mannschaft seine Idee vom Fußball nahe zu bringen. Bei Bayern München ist es wichtig, dass du diesen Kader moderieren kannst, mit vielen vielen Top-Leuten. Dass man sie überzeugen kann, das man auch Konflikte innerhalb dieses Kaders lösen kann. Ganz wichtig ist, dass Hansi Flick Bayern München kennt. Er kennt die Bayern Gene und weiß: 'Hier muss man Deutscher Meister werden - hier kann man es nicht nur'. Das weiß auch die Mannschaft."
... die Trikotbotschaft "Justice for George Floyd": "Manchmal würde ich mir wünschen, dass Spieler durchaus mehr solche Verantwortung übernehmen. Wir alle wissen, welche Wirkung sie haben, gerade nach Außen. Natürlich ist das eine Situation, die nicht erlaubt ist. Trotzdem denke ich, dass sie Spieler mündig sein sollten ihre Meinung zu gesellschaftlichen Themen kundzutun. Das haben wir in der aktuellen Krise bei unseren Spielern gesehen. Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Manuel Neuer und auch andere Spieler, die Dinge in die Welt gerufen haben, um zu helfen."
... Spiele vor Publikum: "Ich denke wir haben es durch ein exzellentes Konzept geschafft, wieder mit den ersten Ligen beginnen zu können. Nun muss man das Ganze genau beobachten. Ich denke eine gewisse Vorsicht sollte man immer noch walten lassen. Man sieht in bestimmten Bereichen immer wieder Ausbrüche. Ich bin ein Freund davon, wieder über Zuschauer nachzudenken. Aber das geht nur im Rahmen eines sinnvollen Konzeptes, bei dem die Gesundheit der Zuschauer und Spieler gewährleistet ist. Wir haben uns beim aktuellen Hygienekonzept damit befasst, wie viele Zuschauer in die Arena passen würden. Es wäre nur ein Bruchteil der vollen Auslastung. Rund 10.000 Zuschauer. Aber im Moment müssen wir das so hinnehmen."
... Alexander Nübel: "Der Transfer hat Sinn gemacht. Nübel war ablösefrei und ist ein großes Talent im Tor. Er wollte zum FC Bayern - das hat er mehrfach betont. Er will die Situation hinter Manuel Neuer annehmen. Auch Manuel hatte mal eine Phase, wo er geschwächelt hat. Jetzt ist er wieder da. Ich habe auch mit Alex gesprochen und ihm gesagt, dass er zum FC Bayern kommen soll. Man wird sehen, wie er sich entwickelt. Es ist wichtig zu betonen, dass er selbst seinen Karriereweg Stück für Stück gehen will.
... einen Transfer von Leroy Sane: "Das ganze Thema Transfers ist im Moment schwierig zu beurteilen. Sane hat einen Vertrag bei Manchester City und versucht momentan Anschluss zu finden. Es ist heute einfach schwierig, über Spieler zu sprechen, die woanders unter Vertrag stehen. Der FC Bayern hat jetzt die Chance, zum achten Mal Meister zu werden. Um sowas zu schaffen, muss der Kader exzellent besetzt sein. Das ist unser Kader. Trotzdem muss man vorsichtig sein. Nur weil ich sage, der oder der sind interessant, dass wir den auch holen wollen. Ich wehre mich auch dagegen, dass 30 Millionen Euro lediglich Peanuts sind. Wir haben durch den Ausbruch der Corona-Krise gesehen, wie verletzlich dieses System ist. Man sollte bei den Ablösesummen vorsichtig sein."
... einen vollständigen Transfer-Verzicht: "Das könnte eine Option sein. Wir schauen uns viele andere Verein an. Und aktuell sehen wir nicht, dass andere Vereine dazu bereit sind, Transfers zu tätigen."
... David Alaba: "Er ist zu einem Chef geworden, der die Mannschaft lautstark führt. Aber man muss auch den Spieler verstehen. Dass er sich Gedanken macht, ist doch klar. Wir als FC Bayern haben aber gute Argumente. Man weiß nie was den Spielern im Kopf rumgeht. Wir sind in guten Gesprächen. Wir sprechen auch immer darüber, was es heißt, diese Mentalität zu haben und auch vorzuleben. Kimmich beispielsweise ist schon immer ein selbstbewusster Typ gewesen. So eine Mentalität muss auch weitergegeben werden."
... die Vision des FC Bayern: "Was wir alle beim FC Bayern wollen, ist auch in Zukunft national ganz oben zu stehen. Auch im europäischen Konzert wollen wir ganz vorne mitspielen. Wir müssen uns viele Gedanken machen, wie das möglich gemacht werden kann. Dazu gehört, die Champions League möglicherweise in kürzerer Frequenz zu gewinnen. Damit befassen sich viele Leute beim FC Bayern. Es ist auch wichtig, dass wir uns darüber Gedanken machen, welche Rolle der FC Bayern gesellschaftlich spielen kann. Der Verein ist nicht nur in der Corona-Zeit seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht geworden. Es gibt viele spannende Dinge, die man in Zukunft machen kann. Aber jetzt müssen wir erstmal die aktuelle Situation überstehen, dann können wir auch wieder über Visionen reden."