Silva & Haaland im Check: Kann einer das Lewy-Erbe antreten?
12.02.2021 | 12:33 Uhr
Wer könnte Robert Lewandowski mittelfristig beim FC Bayern beerben? Diese Frage kam in der Vergangenheit bereits das eine oder andere Mal auf - zumal der Angreifer auch schon 32 Jahre alt ist. Nun hat der Pole selbst zwei mögliche Kandidaten angedeutet. Sky Sport mit dem Nachfolger-Check.
"Wenn wir über Stürmer in der Bundesliga reden, gibt es da drei, vier Stück. Da schaut man beispielsweise nach Frankfurt oder Dortmund. Da gibt es Spieler, die Tore schießen und auch Zweikämpfe gewinnen können", sagte Robert Lewandowski am Dienstag auf der Pressekonferenz im Rahmen der Klub-WM auf die Frage, ob er einen Stürmer sieht, der ihn irgendwann beim FC Bayern beerben könnte.
Auch wenn der Pole keine genauen Namen genannt hat, wird doch schnell klar, wen er damit meint: Erling Haaland von Borussia Dortmund und Andre Silva von Eintracht Frankfurt. Beide liegen hinter Lewandowski auf Platz zwei und drei in der Torschützenliste der Bundesliga und hätten somit auf den ersten Blick das sportliche Potential, in mittlerer Zukunft auch als Lewandowski-Nachfolger beim FC Bayern erfolgreich zu sein.
Doch sieht dies auch noch auf den zweiten, detaillierteren Blick so aus? Um diese Frage zu beantworten, vergleicht Sky Sport die drei Angreifer nicht nur anhand ihrer Zahlen, sondern arbeitet im Nachfolger-Check auch eine Gegenüberstellung der Spielstile und -typen heraus.
Lewandowski spielt aktuell in seiner eigenen Liga. Das zeigen besonders die Zahlen in den Bereichen Tore und Assists. Mit bereits 30 Scorerpunkten nach 20 Spieltagen hängt der Pole seine Konkurrenz aus Frankfurt und Dortmund ganz klar ab.
Auffällig ist jedoch, dass hier Haaland und Silva fast auf Augenhöhe liegen - mit lediglich leichten Vorteilen für den Norweger, der zwar weniger Tore und Vorlagen als Silva aufweist, allerdings auch weniger Einsätze zu verzeichnen hatte.
Bei der Art und Weise der Torerzielung fallen jedoch einige Unterschiede zwischen den möglichen Lewandowski-Erben auf. Während der Portugiese Silva wie Lewandowski seinen Großteil der Tore mit dem rechten Fuß erzielt und auch - trotz seiner für einen Mittelstürmer eher kleinen Körpergröße von 1,84 Meter - Stärken im Kopfballspiel hat, fällt Haaland in diesem Bereich überraschenderweise ab.
Obwohl der Norweger ein Gardemaß für einen Mittelstürmer aufweist, erzielte er in dieser Bundesliga-Saison erst einen Treffer per Kopf - Kategorie: ausbaufähig.
Weniger Unterschiede lassen sich hingegen bei dem Ort der Torerzielung feststellen. Alle drei Angreifer treffen (nahezu) ausschließlich in der Box. Lediglich Lewandowski weist zwei Treffer von außerhalb des Strafraums auf.
Doch bezieht man hierbei nicht nur die erfolgreichen Abschlüsse mit ein, sondern betrachtet auch die Schüsse, zeichnet sich auch hier eine Ähnlichkeit zwischen Lewandowski und Silva ab. Beide versuchen es auch hin und wieder aus der Distanz. Der Pole gibt sogar 25 Prozent seiner Schüsse von außerhalb der Box ab, Silva kommt in dieser Statistik immerhin noch auf 13 Prozent. Haaland hingegen macht dem Begriff Strafraum-Stürmer alle Ehre. Nur vier Prozent seiner Versuche stammen aus der Distanz.
Bei der Verwertung der Chancen insgesamt liegt Lewandowski vor seinen beiden Kontrahenten - wenn auch nur knapp. Bei der Großchancenwertung zeigt sich Silva sogar noch etwas effizienter als der Pole. In diesem Bereich sind also keine großen Unterschiede zu entdecken.
Im Bereich Zweikampfquote sind diese jedoch sichtbar - zum Nachteil von Lewandowski, der im Vergleich zu Silva und Haaland weniger Privat-Duelle gewinnt. Bei den Ballaktionen sowie bei den Pässen und der Passquote weist der Pole jedoch - gemeinsam mit Silva - starke Werte auf, an die Haaland nicht herankommt.
Von diesen Zahlen lässt sich auch ableiten, dass sowohl Lewandowski als auch Silva durchaus als mitspielende Stürmer betrachtet werden können, die am Spielaufbau und am Kreieren von Chancen beteiligt sind.
Dies bestätigt sich auch beim Blick auf die Heatmaps. Während Haaland seinen größten Aktionsradius im vorderen, zentralen Spielfelddrittel hat, lassen sich Lewandowski und Silva immer wieder zurückfallen oder weichen auf die Außenbahn aus.
In Zahlen bedeutet dies: Haaland hat 24 Prozent seiner Ballaktionen im gegnerischen Strafraum. Lewandowski 20 Prozent und Silva nur 15 Prozent.
Insgesamt zeigt sich, dass Lewandowski in der Gesamtbetrachtung (noch) teils deutliche Vorteile gegenüber Silva und Haaland aufweist. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass die beiden deutlich jünger als der Pole sind - Silva ist 25, Haaland erst 20 Jahre alt - und somit noch ein größeres Entwicklungspotential besitzen.
Obwohl in der Vergangenheit aufgrund seines steilen Karriereverlaufs viele Vergleiche zwischen Haaland und Lewandowski angestrebt wurden, beweisen die Zahlen und Grafiken, dass - zumindest aktuell - Frankfurts Silva mehr Gemeinsamkeiten mit dem Bayern-Knipser aufweist, als dies bei Haaland der Fall ist.
Es ist dennoch unbestritten, dass sowohl Silva als auch Haaland bereits jetzt eine hohe Qualität besitzen, die auf mittelfristige Sicht durchaus auch beim FC Bayern Interesse wecken könnte. Es bleiben jedoch weiterhin viele offene Fragen, die es nach und nach zu klären gilt. Wann wird der Moment sein, ab dem der FCB einen Nachfolger für Lewandowski braucht? Und sollte dieser gekommen sein, wäre dann noch einer der beiden Kandidaten verfügbar?
Die Antworten werden noch auf sich warten lassen - und bis dahin gehen die Diskussionen, Spekulationen und Vergleiche munter weiter ...
*Datenquelle: Opta/ Stats Perform