Das Streitgespräch zwischen Kahn & Matthäus im Wortlaut
02.04.2023 | 00:05 Uhr
Vor dem Klassiker zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund spricht FCB-Boss Oliver Kahn bei Sky über die Trennung von Julian Nagelsmann. Dann geht der ehemalige Torwart Sky Experte vor laufender Kamera Lothar Matthäus an. Das Streitgespräch im Wortlaut.
Zu Beginn des Interviews räumte Kahn Fehler ein und bezeichnete die Umstände der Trennung von Nagelsmann als "Katastrophe. Das war nicht gut", gab Kahn zu. Das Ganze sei eine "verfahrene und sehr schwierige Situation" für die Führung des FC Bayern gewesen.
Danach richtete Kahn seine Worte direkt an Sky Experte Lothar Matthäus, der die Führung des deutschen Rekordmeisters in seiner Kolumne kritisiert hatte.
Matthäus hatte in seiner Sky Kolumne geschrieben, "das familiäre, beschützende Selbstverständnis der Bayern, das 'Mia san Mia', sei nicht mehr vorhanden" und sei "teilweise mit Füßen getreten" worden.
Sky gibt das Streitgespräch in voller Länge wieder:
Oliver Kahn: "Eins möchte ich euch mal sagen, die hier immer stehen und fragen: 'Wo ist das Mia san Mia geblieben?' Da würde ich mal dich, Lothar, fragen, was meinst du denn eigentlich mit 'Mia san Mia', wenn du uns immer unterstellst, es gibt kein 'Mia san Mia' mehr? Ich frage mich immer: Was genau meinst du? Du setzt es einfach immer irgendwo in die Landschaft - und dann kann sich jeder aussuchen, was das zu bedeuten hat, oder?"
Lothar Matthäus: "Oliver, ich mache hier keinen Privatkrieg gegen Dich. Du kannst mich jederzeit anrufen…"
Kahn: "Ich habe Dir nur eine Frage gestellt."
Matthäus: "Hör zu. Ich kenne auch viele Leute beim FC Bayern. Mit denen sitzt Du an einem Tisch. Ich kenne Leute, die Du vielleicht gar nicht kennst beim FC Bayern..."
Kahn: "Aber das sind doch keine Argumente: 'Ich kenne Leute'".
Matthäus: "Und mit denen unterhalte ich mich auch. Ich habe auch nicht gesagt, dass es schlechter geworden ist. Es ist anders geworden, Oliver."
Kahn: "Ich weiß ich nicht, ob es anders geworden ist, Lothar. Also pass auf, vielleicht leidet hier der eine oder andere auch an Erinnerungsverklärung oder Erinnerungsverzerrung. Auch zu unserer Zeit, als wir gespielt haben, Du kannst dich wahrscheinlich noch erinnern, gab es immer wieder Entscheidungen, die nicht einfach waren. Es gab immer wieder konsequente Entscheidungen und Entscheidungen, und das ist das Wichtige, die für den Erfolg dieses Vereins getroffen werden müssen. Und das ist nicht immer populär, und ich glaube, wir haben es uns sehr, sehr gut begründet. Wir stehen heute hier und sind einen Punkt hinter Borussia Dortmund. Wir hatten mal, und das ist sehr, sehr lange her, neun Punkte Vorsprung. Das ist nur ein ganz, ganz kleines Argument, aber natürlich haben wir uns noch viel, viel mehr solcher Sachen angeschaut. Immer diese Unterstellung, wir würden den Stil des FC Bayern nicht wahren, also da wäre ich mal ganz, ganz vorsichtig."
Matthäus: "Ich habe jetzt gemerkt, dass Du wieder abgelenkt hast. Sebastian [Hellmann] hat Dir eine Frage gestellt, die Du nicht beantwortet hast, und Du gehst auf einen Nebenschauplatz ein.
Kahn: "Welche Frage war es denn?"
Sebastian Hellmann: "Es ging darum, ob man nicht besser am Telefon sagt, dass es vorbei ist, als dass es der Trainer dann von einem Journalisten erfährt."
Kahn: "Nein, das ist nicht meine Art. Ich sage nicht jemandem am Telefon, dass wir uns von ihm trennen wollen."
Die Bayern hatten die Personalien am 24. März verkündet, bereits am Abend des 23. März war über die Nagelsmann-Trennung berichtet worden. Der Trainer erfuhr dem Vernehmen nach aus den Medien von seinem Abschied. Kahn begründete das damit, das mit Nagelsmann, der im Urlaub war, persönlich und "nicht am Telefon" gesprochen werden sollte. Erst am 24. März fuhr Nagelsmann dann im Vereinszentrum an der Säbener Straße vor.