CL auf den letzten Drücker? Klopp erklärt Reds-Aufschwung
15.05.2023 | 20:24 Uhr
Der FC Liverpool eilt in der Premier League derzeit von Sieg zu Sieg. Plötzlich ist sogar auch wieder die Königsklasse möglich. Jürgen Klopp erklärt, wie der aktuelle Aufschwung zustande kam.
Die Qualifikation zur Champions League ist beim FC Liverpool unter Klopp mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. In den vergangenen sechs Jahren schlossen die Reds die Premier League immer unter den ersten vier Teams ab. Zweimal wurde man Vierter, einmal Dritter, zwei Mal verpasste die Klopp-Elf den Titel nur um einen Punkt und musste sich mit Rang zwei begnügen und natürlich das Highlight in der Saison 2019/2020, als Liverpool erstmals seit 30 Jahren englischer Meister wurde.
In der laufenden Spielzeit drohen die Reds die Königsklasse aber erstmals seit der Spielzeit 2015/16 zu verpassen. Vor einigen Wochen war man sogar geneigt zu sagen, dass die Qualifikation im Grunde ausgeschlossen ist. Nach 29 gespielten Partien lag Liverpool auf Platz acht mit 44 Punkten bereits zwölf Zähler hinter Newcastle United und Manchester United, die auf den Rängen drei und vier immerhin schon 56 Zähler auf dem Konto hatten.
Die Red Devils und Magpies rangieren immer noch auf den beiden CL-Plätzen hinter ManCity und Arsenal, aber Liverpool konnte seine vergangenen sechs Partien allesamt gewinnen und die Lücke dank dieser Siegesserie fast schließen. Der Rückstand bei noch drei ausstehenden Partien beträgt nur noch vier Punkte. Es erinnert ein wenig an den Endspurt vor zwei Jahren, als die Klopp-Elf dank 15 Zählern aus den letzten fünf Partien Leicester City noch aus den CL-Rängen bugsierte.
Genau gegen die Foxes will Liverpool am Montag (ab 20:00 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Premier League) zusätzlichen Druck ausüben. Mit einem Sieg beim Tabellenvorletzten würde der Rückstand auf ein mickriges Pünktchen schmelzen. Doch wie gelang Klopp mit seinem kriselnden Starensemble der Turnaround? Klopp selbst führt den Aufschwung auf Veränderungen im Training zurück. Dies sei bereits ein Teil der Vorbereitung auf die nächste Saison, aber auch ein guter Abschluss der laufenden Saison.
"Wir haben versucht, uns selbst die Chance für einen Neuanfang mit vielen verschiedenen fußballerischen Dingen zu geben. Wir hatten eine Art Neustart. Wir hatten acht oder neun Tage Training zwischen den Spielen. Wir wollten diese Zeit nutzen, um die neue Saison zu beginnen, ohne zu wissen, wohin sie uns führen würde, aber wir wollten keine weitere Zeit verlieren.", erklärt Klopp und ergänzt:
"Es war ein frischer Wind für uns alle, nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Trainer. Seitdem haben sich die Dinge verändert. Wir haben an verschiedenen Themen gearbeitet, aber die Grundprinzipien sind geblieben - Intensität, Gegenpressing, allgemein intensiver Fußball - aber wir wollen das Spiel anders kontrollieren, unser Spiel in verschiedenen Formationen anders absichern, anders aufbauen, es gibt also so viele Dinge, die anders sind."
Laut Klopp habe es allen "sehr viel Spaß gemacht" etwas Neues zu schaffen und die Siege gaben zusätzliches Selbstvertrauen. "Wir wissen, dass wir in manchen Momenten auch Glück gebraucht haben. Glück, das wir in anderen Spielen vielleicht nicht hatten. Jetzt sind wir in der Situation, in der wir sind, und wir haben noch drei Spiele vor uns. Wir haben uns bereits auf die nächste Saison vorbereitet, aber wir wissen, dass es in dieser Saison viel zu gewinnen gibt, und das werden wir tun", so der Coach.
Die guten Ergebnisse zuletzt seien aber keine Garantie, dass es auch in Leicester mit drei Punkten klappt. Klopp appelliert: "Das heißt nicht, dass wir Leicester überrennen werden, wir müssen bereit sein für einen richtigen Kampf, aber in den entscheidenden Momenten müssen wir gemeinsame Lösungen haben und daran arbeiten wir. Manchmal muss man große Dinge ändern, um eine Wende zu erreichen. Wenn ein Trainer siebeneinhalb Jahre im Amt ist, ist das selten, und normalerweise haben einige Vereine in dieser Zeit drei, vier oder fünf Trainer, was nicht toll ist, aber es bedeutet, dass es immer etwas Neues gibt", analysiert Klopp.
Und weiter: "Bis zum letzten Jahr waren wir mit einer bestimmten Spielweise sehr erfolgreich, es war nicht immer das Gleiche, aber es war eine Spielweise, die wir kannten und die erfolgreich war und für uns funktioniert hat. Dann war es plötzlich nicht mehr so. Es war immer klar, dass wir etwas ändern mussten, aber das war zumindest das Gute an dieser Saison, dass wir einen guten Grund hatten, etwas zu ändern."
Manchmal brauche man diese Momente, führt Klopp aus. Wenn ein Trainer so lange im Amt sei, müsse man sowieso Dinge ändern, und zwar im richtigen Moment. "Ich denke, wir haben den richtigen Zeitpunkt erwischt, vielleicht für diese Saison etwas zu spät, aber im Allgemeinen denke ich, dass es der richtige Zeitpunkt war", so der gebürtige Stuttgarter.
Aus diesem Grund blickt Klopp auch optimistisch in die Zukunft. Er ist sicher, dass er die aktuellen Erkenntnisse in die kommende Spielzeit transportieren kann und macht sich auch keine Sorgen, dass er nicht die richtigen Spieler für den nötigen Umbruch bekommt, wenn es mit der Königsklasse nicht klappt:
"Es gibt eine Sache, die wir in diesem Jahr nicht garantieren können, und das ist Champions-League-Fußball, der Rest ist derselbe wie vorher. Es ist ein fantastischer Verein mit einer wirklich guten Fußballmannschaft und hoffentlich nächstes Jahr noch besser. Ich bin kaum in die Situation gekommen, dass man mit einem Spieler spricht und alles super ist und er sagt: 'Okay, wir sehen uns, wenn...'. Das passiert nicht wirklich oft", gibt der Coach Einblicke in die Transfergespräche bezüglich der kommenden Saison:
"Wir sind immer noch Liverpool und wir sind für viele Spieler sehr attraktiv, das sollten wir nicht vergessen. Deshalb mache ich mir über diese Tatsache keine Sorgen. Natürlich ist alles schwieriger ohne die Champions League, vor allem auf lange Sicht, aber abgesehen davon ist die Situation, in der wir uns befinden, in Ordnung. Sowohl was das Reden als auch was das Überzeugen angeht."
Vielleicht verbessert sich die Verhandlungsposition ja aber auch noch. Vier Punkte auf entweder Newcastle oder ManUnited aufzuholen, wird zwar nicht einfach, aber ist sicherlich nicht unmöglich. Und sollte es gelingen, würde sich doch wieder bestätigen, dass die Qualifikation zur Champions League beim FC Liverpool unter Jürgen Klopp mittlerweile eine Selbstverständlichkeit ist...