FC Schalke 04: Fanklub-Mitglied über S04-Krise, Schuldige und Abstiegsangst
S04-Turnaround? "Schalke braucht jetzt Leute, die Ahnung haben"
24.10.2023 | 12:37 Uhr
Der FC Schalke 04 taumelt Richtung 3. Liga. Dauerkarteninhaber und Schalke-Mitglied Fabian Peschta vom Fanklub Sauerland-Kreisel 04 spricht im exklusiven Sky Interview unter anderem über die Gründe für die Krise und den eingestellten Fan-Support beim KSC. Dabei findet Peschta deutliche Worte.
Skysport.de: Mit welchen Gefühlen schauen Sie aktuell die Spiele ihrer Mannschaft?
Fabian Peschta: "Ich habe sehr schlechte Gefühle, wenn ich mir die Spiele anschaue. Seit 20 Jahren fahre ich regelmäßig zu den Schalke-Spielen. Es tut mir weh, wenn ich sehe, was da passiert. Wenn ich das mit der letzten Saison und der Rückserie vergleiche, da haben wir zwar keinen schönen Fußball gespielt, aber unsere Spieler haben wenigstens gekämpft. Unsere Spieler haben auch mal mit dem Arsch auf dem Boden gelegen, das Trikot war dreckig und die Jungs haben alles gegeben. Das ist auch das, was die Fans auf Schalke sehen wollen, und das ist das Gefühl, was ich jetzt gerade nicht habe. Ich habe nicht das Gefühl, dass da eine Mannschaft und eine Einheit auf dem Platz stehen. Ich sehe auch die Qualität im Kader mit Bauchschmerzen. Als Beispiel: Ich kann keinen Zalazar verkaufen und einen Tempelmann dafür holen. Er ist der Herausforderung meiner Meinung nach einfach nicht gewachsen."
Skysport.de: Schalke fehlt es auf dem Platz aktuell vor allem an den 'Basics', beim 0:3 in Karlsruhe ist der Gegner sechs Kilometer mehr gelaufen. Wie erklären Sie sich das?
Peschta: "Ich weiß nicht, ob alle Spieler verunsichert sind, aber es wirkt einfach so, dass wir einen zusammengewürfelten Haufen aus Einzelspielern auf dem Platz haben. Schalke hat sich einen Sparzwang auferlegt, aber man hat die Abgänge im Sommer einfach nicht adäquat ersetzt. Du hast einfach viel zu viele mittelklassige Spieler, die auf Schalke das Ruder herumreißen sollen. Die Verantwortlichen haben zudem am Ende der Vorsaison einen Ouwejan, Kaminski oder Terodde fast vom Platz gejagt, sie haben fast keine Rolle mehr gespielt. Und jetzt versuchen Peter Knäbel und die Verantwortlichen uns Fans zu verkaufen, dass diese Spieler nun unsere zentrale Achse bilden sollen. Für mich passt das nicht zusammen."
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Skysport.de: Fünf Punkte fehlen schon auf Platz 15. Haben Sie Angst, dass Schalke wie Arminia Bielefeld von der Bundesliga bis in die 3. Liga durchgereicht werden kann?
Peschta: "Die Angst habe ich schon, dass wir komplett durchgereicht werden können. Ich komme aus dem Sauerland, da gibt es auch viele Dortmund-Fans und die sagen mir immer, dass sie sich darauf freuen, dass es in der nächsten Saison dann wieder Derbys geben könnte. Allerdings mit Dortmund II in der 3. Liga. Das sind so Sprüche, die ich mir immer wieder anhören muss. Es sieht momentan wirklich danach auch, wobei ich persönlich nicht daran glaube, dass wir das zweite Bielefeld werden und zweimal hintereinander absteigen werden. Aber selbst wenn du 13. oder 14. Wirst: Das ist nicht der Anspruch von Schalke 04. Das kann nicht der Anspruch vom drittgrößten Verein in Deutschland sein. Ich fahre auch am Samstag nicht zum Spiel gegen Hannover, weil ich den Kaffee aufhabe. Dann verbringe ich den Nachmittag lieber mit meinen Kindern und wir machen zusammen was Schönes."
Skysport.de: Haben sie den Eindruck, dass die Spieler den Ernst der Lage verstanden haben?
Peschta: "Nein, ich glaube nicht, dass unsere Spieler den Ernst der Lage verstanden haben. Unsere Fans haben in Karlsruhe ihren Support eingestellt, das finde ich auch Okay so. Wenn dann so Lieder kommen wie: 'Wir wollen Euch kämpfen sehen', dann sagt das auch schon alles zum Auftritt. Das ist bei Schalke die Höchststrafe."
Skysport.de: Wer trägt für Sie die Hauptschuld an der aktuellen sportlichen Situation?
Peschta: "Egal wie alle auf Clemens Tönnies herumgehackt haben, was auf dieser Wirtschaftsversammlung nach drei Bier gesagt wurde, war letztlich ein billiger Grund für seine Gegner, ihn vor die Tür zu setzen. Im Kern hat Tönnies recht gehabt, er hätte es natürlich nur anders verpacken müssen. Er war mit seinen Kontakten in die Wirtschaft ein Garant für sichere Sponsorengelder, wo finde ich diese Kompetenz heute noch? Ich kann so einen Mann, wenn ich keinen Plan B habe, nicht vor dir Tür setzen. Viele Personalbesetzungen auf den Entscheider-Positionen waren in den vergangenen Jahren einfach die reinste Katastrophe. Wir brauchen mehr Kompetenz und dafür brauchen wir andere Leute. Axel Hefer muss zuerst gehen, danach muss einfach komplett aufgeräumt werden. Schalke braucht jetzt Leute, die Ahnung haben und benötigt mehr sportliche Verantwortung. Für den Neuanfang muss auch Peter Knäbel gehen. Wenn es bei einem Wirtschaftsunternehmen nicht läuft, gehen auch der Aufsichtsratsvorsitzende und der Vorstandsboss zuerst. So muss es jetzt auch bei uns sein." Ich weiß, dass es sehr einfach klingt, wenn man sagt: 'Alle weg und dann wird es besser'. Aber die Agierenden machen nun mal keinen guten Job und deshalb bin ich für personelle Veränderungen."
Skysport.de: Was macht Ihnen jetzt noch Hoffnung, dass Schalke den baldigen Turnaround schafft?
Peschta: "Wie hat man früher so schön gesagt: 'Im Parkstadion geht das Flutlicht an und es kommen 20.000 Leute'. Vor zwei Spielzeiten, als wir mit einem guten Kader als Letzter abgestiegen sind, da haben wir wegen Corona vor leeren Rängen gespielt. Schalke kommt über seine Fans und die Emotionen. Wenn die Hütte ohne Corona bei jedem Heimspiel voll gewesen wäre, dann wären wir nach dem Tönnies-Aus auch nicht abgestiegen. Das Faustpfand dieses Vereins sind die Fans. Wenn es aber so weiterläuft, wie es aktuell ist und das Ganze vor die Wand fährt, dann wird man auch immer unattraktiver, auch für Sponsoren."
Skysport.de: Was erwarten Sie jetzt von der Mannschaft gegen Hannover 96 und bei den kommenden Spielen?
Peschta: "In so einer Situation, in der wir jetzt stecken, überlegt man es sich zweimal, ob man als Dauerkartenbesitzer nicht doch ins Stadion fährt und seinen Verein unterstützt. Wenn die Leistung da wäre oder die Spieler zumindest kämpfen würde, würde ich auch hinfahren. Aber so, was ich in den vergangenen Wochen gesehen habe, das war einfach gar nichts. Das war blutleer. Ich erwarte jetzt von der Mannschaft, dass sie sich jetzt einfach den Arsch aufreißt und das Trikot auch mal wieder dreckig macht. Ich möchte Attacke und Kampf sehen, so wie es auch in der Vorsaison in der Rückserie der Bundesliga war. Ich erwarte geile Grätschen, die die Fans mitnehmen, dann steht auch das Stadion. Diese Szenen hast du aktuell nicht mehr. Das ist das Problem. Als Beispiel: Spieler wie Matriciani haben in der Vorsaison richtig gekämpft und alles gegeben, in dieser Spielzeit spielt er so, als hätte er noch nie Fußball gespielt. Aber er ist bei Weitem nicht der Einzige. Da könnte der Trainer auch mich hinstellen, das würde keinen Unterschied machen."
Das Interview führte Peer Kuni
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