Jetzt droht Schalke auch noch sein größtes Faustpfand zu verlieren
23.10.2023 | 12:24 Uhr
Neuer Trainer, altes Bild: Beim Debüt von Karel Geraerts hat der FC Schalke 04 einen neuen Tiefpunkt der bislang desaströsen Zweitliga-Saison erreicht. Der Klub droht nun auch noch sein größtes Faustpfand zu verlieren.
Ende der ersten Halbzeit beim Stand von 0:2 entschlossen sich die nach Karlsruhe zahlreich mitgereisten Anhänger, ihren Support einzustellen.
Gesänge aus dem Gästeblock waren fortan nicht mehr zu hören im Wildparkstadion, nach dem Eigentor des eingewechselten Henning Matriciani wurden auch noch die Zaunfahnen vorzeitig abgehängt. Am Ende bekamen Simon Terodde & Co. den Groll der noch anwesenden Fans in Form von lautstarken Pfiffen und wütenden Ansagen zu spüren.
"Sie erwarten ein ganz anderes Gesicht von uns. Ich denke, das ist bei uns allen angekommen", sagte der Torjäger von Schalke 04.
Ob ein Frustabbau in derartiger Art und Weise der momentan völlig verunsicherten Mannschaft wirklich weiterhilft, sei dahingestellt, doch die Enttäuschung ist vollkommen nachvollziehbar, schließlich steht der einstige Europapokal-Dauergast aktuell an der Schwelle zur 3. (!) Liga.
Auch wenn erst knapp ein Drittel der Saison absolviert ist, beträgt der Abstand auf das rettende Ufer bereits alarmierende fünf Punkte. Und das Debüt des neuen Trainers Karel Geraerts macht wenig Hoffnung auf eine Blitzheilung.
Zu katastrophal war vor allem der Auftritt in den ersten 45 Minuten. Dabei hatte der Belgier den Reset-Knopf gedrückt, Routinier Ralf Fährmann ins Tor beordert und mit einem 3-5-2 ein neues System implementiert. "Meine Mannschaft muss die unbändige Lust am Gewinnen fest in sich tragen", teilte er den Fans unter der Woche auf seinem Instagram-Kanal mit und erläuterte zudem, mit welchen Trainingsformen er seinen Schützlingen das Sieger-Gen einimpfen will. Eine erfrischende und in der heutigen Zeit außergewöhnliche Transparenz - nur davon war am Sonntag herzlich wenig zu sehen.
"Wir haben das ABC des Fußballs nicht respektiert. Wir haben keine Duelle gewonnen, nicht auf die Intensität reagiert", klagte Geraerts bei Sky. Spätestens nach der deutlichen Niederlage beim Tabellen-15 (!) dürfte der 40-Jährigen nun realisiert haben, welche Herkules-Aufgabe er angenommen hat, zumal der Bundesliga-Absteiger nicht erst seit Sonntag die Basics vermissen lässt.
So machte Timo Baumgartl, eigentlich als Abwehrchef und Führungsspieler vorgesehen, derzeit aber auch weit entfernt von seiner Bestform, der Blick auf die Laufstatistik schier fassungslos.
"Wenn wir es fußballerisch nicht auf die Platte bekommen, was man sieht, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen, dann müssen wir es über die Leidenschaft und Intensität machen. Und die sind sechs Kilometer mehr gelaufen. Das geht nicht, das kann nicht sein", sagte er am Sky Mikrofon. In dieser Verfassung wird es für Schalke schwierig, in der 2. Liga zu bestehen. Das weiß auch Baumgartl.
Der 27-Jährige sprach das aus, was einige vor dem KSC-Spiel immer noch nicht wahrhaben wollten: "Wenn man auf die Tabelle guckt, muss man ganz klar sagen, dass wir im Abstiegskampf sind." So sieht die triste Realität im Oktober 2023 aus.
Und mit weiteren gruseligen Auftritten wie in Karlsruhe läuft der Verein zusätzlich Gefahr, auch noch sein größtes Faustpfand zu verlieren: die Unterstützung seiner sonst so treuen Fans. "Für sie ist das ihr Leben, es muss auch unser Leben sein", zeigte Geraerts Verständnis für die Reaktionen der aufgebrachten Anhänger.
Am Samstag steigt seine Heimpremiere gegen den Tabellen-Vierten Hannover 96 (13 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky). Der Kredit der Mannschaft bei den Fans ist aufgebraucht, bei einer weiteren Niederlage droht die Stimmung in Gelsenkirchen endgültig zu eskalieren. Und das im erst zweiten Spiel unter dem neuen Hoffnungsträger ...
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