Can-Buddy Hürzeler: Der Mann hinter dem Erfolg des FC St. Pauli
10.03.2023 | 19:13 Uhr
Der FC St. Pauli hat zuletzt sechs Spiele in Folge gewonnen, davon alle unter dem neuen Trainer Fabian Hürzeler. Doch wer steckt hinter dem jungen Coach? Warum scheint er so gut ans Millerntor zu passen? Wir stellen euch den Cheftrainer des aktuell siebtplatzierten Teams vor.
Sechs Siege in Folge, das schaffte vor Fabian Hürzeler nur Kurt "Jockel" Krause im Jahr 1965 als Einstieg bei St. Pauli. Und auch einen zweiten Rekord jagt der junge Coach. Er ist erst der zweite Cheftrainer, der seine ersten sechs Spiele in der 2. Bundesliga gewinnen konnte. Das gelang bisher nur Jürgen Wähling, dieser konnte in der Saison 1986/87 sogar seine ersten acht Spiele mit Hannover 96 gewinnen.
Der BVB-Mittelfeldspieler Emre Can findet auch, dass sein ehemaliger Teamkollege aus der Jugend des FC Bayern beeindruckendes leistet. Er gratulierte ihm Ende Februar via Video und prophezeit dem nun 30-Jährigen eine "große Trainerkarriere".
Dabei sah es zur Winterpause noch ganz anders aus. Nach dem 17. Spieltag überwinterte die Mannschaft auf dem 15. Platz mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Tabellenletzten. Doch dann kam der Trainerwechsel und in der Rückrunde holte der Klub unter neuer Leitung 18 von 18 möglichen Punkten, zuletzt auch gegen den SC Paderborn, der nach wie vor vom Aufstieg träumt. Die Entlassung von Timo Schultz Anfang Dezember 2022 hatte bei den Fans der Braun-Weißen jedoch zunächst für Unmut gesorgt. Die Anhänger sahen in "Schulle" eine Identitätsfigur und starteten eine Petition als Zeichen des Widerstands. Doch Schultz kam nicht zurück, stattdessen wurde seinem Co-Trainer Hürzeler Ende Dezember das Amt des Cheftrainers übergeben.
Mit 29 Jahren, 11 Monaten und 3 Tagen ist Hürzeler der zweitjüngste aktive Trainer der 2. Bundesliga, der einen Cheftrainer-Posten übernahm. Ernst Middendorp ist Rekordhalter und debütierte mit 29 Jahren und 5 Monaten im Unterhaus. Heute ist er Trainer des SV Meppen. In der Bundesliga war sogar nur Julian Nagelsmann mit 28 Jahren und 6 Monaten bei der TSG Hoffenheim jünger als der gebürtige Amerikaner. Nagelsmann hatte die Sinsheimer nach dem 20. Spieltag in der Saison 2015/16 vom vorletzten Tabellenplatz übernommen und in seinen ersten 6 Spielen 10 Punkte mit der TSG geholt.
Hürzeler wurde nach der Winterpause vor keine leichte Aufgabe gestellt - einst wie Julian Nagelsmann. Doch der 30-Jährige bringt einiges an Willensstärke und Erfahrung mit. Bevor er zur Saison 2020/21 in die Hansestadt kam, um Co-Trainer beim FC St. Pauli zu werden, war er Spielertrainer beim FC Pipinsried und dabei erfolgreich in vielerlei Hinsicht: Zur Saison 2017/18 schaffte der Klub sensationell den Aufstieg in die Regionalliga, wobei Hürzeler sich selbst in allen 34 Spielen einsetzte. Nach seinem Umzug nach Hamburg schloss er sich neben seiner Assistenztrainer-Tätigkeit zur Saison 2020/21 dem Eimsbütteler TV an, mit dem er eine Saison später in die Oberliga Hamburg aufstieg.
Spätestens seit seiner Berufung als Cheftrainer dürfte dafür keine Zeit mehr sein. Doch dafür schlägt er sich in seinem neuen Job umso besser. Doch was ist sein Geheimnis? Mit guten Ergebnissen in den Testspielen vor dem Rückrunden-Start hat Hürzeler bei seinem Team für neues Selbstvertrauen sorgen können. Zudem betont er immer wieder die Wichtigkeit der Defensivarbeit, was sich offensichtlich auszahlt. Bei den besagten sechs Spielen kassierte der Klub gerade einmal zwei Gegentore. Das Fundament für die aktuelle Erfolgsserie liegt demnach klar in der Defensive, die Hürzeler so besonders priorisiert. Ihm ist es gelungen, die Braun-Weißen in einen "Flow" zu bringen, der dem Team noch 2022 beinahe komplett fehlte.
Hürzeler zeigt sich jedoch realistisch und betont immer wieder, dass er mit der Mannschaft "bewusst einen Prozess gehen" möchte. Der Fokus liege darum auch nicht auf einem möglichen Aufstieg. "Nein, ich habe es gesagt, dass wir von Spiel zu Spiel denken", sagte der Coach nach dem Sieg in Paderborn am vergangenen Freitag gegenüber Sky.
Trotzdem haben die Kiezkicker die kommenden drei Spieltage gegen die Teams aus Fürth, Sandhausen und Regensburg gute Chancen den Siegesserien-Vereinsrekord auszubauen, da alle drei Teams in der Tabelle aktuell schlechter als der Klub vom Millerntor-Stadion da stehen. Die wirklich entscheidenden Spiele folgen jedoch erst danach, das Highlight der Rückrunde wird sicherlich das Derby im Volksparkstadion am 21. April sein.
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