Felix Magath bei Sky Sport über Woltemade, Bayern, HSV, Klub-WM & Müller
Die Bundesliga-Ikone teilt gewohnt ehrlich und direkt seine Ansichten.
03.07.2025 | 21:50 Uhr
Unter anderem bewertet Magath die Transfer-Strategie der Bayern und den Hype um Stuttgarts Shootingstar Nick Woltemade.
Felix Magath über ...
… die Klub-WM aus Fan-Sicht: "Ich bin kein Freund der Klub-WM. Zum einen, weil das nur eine Geldschneiderei ist, was daran eine Weltmeisterschaft sein soll, weiß ich nicht. Nur, dass da Vereine aus verschiedenen Kontinenten gegeneinander spielen, aber die Leistungsunterschiede sind halt einfach zu groß, als dass das jemanden wie mir, der sein Leben lang im Fußball ist, Spaß machen würde, da zuzuschauen. Ich spare mir aber auch bei zum Beispiel den Champions-League-Spielen meistens die Vorrundenspiele, weil die sind genauso uninteressant für einen Fußballer, weil es geht dann erst los, wenn dann die Schwächeren alle raus sind und dann die Großen mehr oder weniger unter sich spielen. Da kann man dann wieder zugucken."
… die Klub-WM aus Trainer-Sicht: "Die erste Antwort war vom Fußball-Fan. Jetzt antworte ich als Fußball-Trainer. Jetzt sehe ich eine Katastrophe auf Mannschaften zukommen. Also der FC Bayern kann froh sein, dass die Konkurrenz in der Liga im Moment nicht so groß ist, sonst würde ich schwarz sehen für eine deutsche Meisterschaft nächste Saison. Denn wie soll der Trainer so was jetzt steuern noch? Man hat eine ganze Saison hinter sich. Und auf einmal kommen die auf die Idee und machen noch ein Turnier, vier oder sechs Wochen lang in Amerika. Wann sollen sich die Spieler denn erholen? Also deswegen Belastung ist schon mal ein Thema. Nur man muss den Spielern auch den nötigen Urlaub geben, damit sie sich auch erholen können. Ich weiß nicht, wie das der Bayern-Trainer in der nächsten Saison regeln wird, wenn die jetzt dann weiß nicht wie viele Tage freibekommen und dann wieder anfangen mit der neuen Saison. Eine Vorbereitungszeit gibt es schon gar nicht mehr. Gut, der FC Bayern war ja so oder so immer in Asien und Amerika unterwegs. Von daher hat sich für die Spieler nicht so viel geändert. Aber die Spieler, glaube ich, werden Schwierigkeiten haben, die nötige Fitness in der nächsten Saison zu erreichen."
… Nick Woltemade und das Interesse der Bayern an ihm: "Verstehen kann ich das schon und es ist natürlich auch der richtige Ansatz vom FC Bayern München einen interessanten, jungen, deutschen Spieler zu holen, denn mit dem großen Transfer von Florian Witz ist es ja nichts geworden. Das ist für die Bundesliga nicht schön, das ist für den FC Bayern nicht gut gewesen. Die strategische Entscheidung ist aus meiner Sicht richtig. Ob und inwieweit aber jetzt ein Spieler, der eine Saison Bundesliga gespielt hat, schon so weit ist, dass er den FC Bayern München verstärken kann, das ist dann eine Frage, die auf dem Rücken des Trainers dann ausgetragen wird, ob das er ihn eingliedern kann und wie er ihn eingliedern kann. Das wird nicht einfach werden für ihn und insofern bin ich mal gespannt, worauf das hinausläuft. Aber was um den Spieler herum gemacht wird, ist natürlich ein Hype, der an der Realität vorbeigeht. Ich verfolge jetzt nicht alles, aber zufällig habe ich ja mitbekommen, dass der Spieler in Bremen nicht ganz so geschätzt worden ist und sich dann über Elversberg entwickelt hat und da hatte er in der zweiten Liga im Grunde seinen Durchbruch.
Die Stuttgarter waren so schlau, ihn zu holen und da hat er jetzt auch eine gute Saison gespielt. Aber trotzdem ist er ja noch kein fertiger Spieler. Meine Sorge ist, dass er durch diesen ganzen Hype irgendwo auch belastet wird - mental belastet wird und vielleicht dann erstmal die Dinge nicht richtig einordnen kann und Schwierigkeiten haben wird die nächste Saison seine Leistung konstant zu halten. Ich habe keinen Tipp für ihn, weil ich habe ihm keinen Tipp zu geben. Aber ich habe natürlich aus meiner Erfahrung heraus eine Meinung und ich kann nur sagen, ich ziehe den Hut vor Florian Wirtz, der das aus meiner Sicht sehr, sehr gut gemacht hat. Anders als viele andere hat er erst mal seine Entwicklungen bei Leverkusen abgeschlossen. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der sportliche Aspekt bei seiner Entscheidung die Hauptrolle gespielt hat. Er will sich entwickeln, er sieht sich noch nicht am Ende seiner Entwicklung und aus dem Grund ist er aus der Bundesliga raus und geht jetzt in die Premier League. Das ist aus sportlicher Sicht von meiner Seite aus völlig nachvollziehbar und daran sollte sich auch dann so ein junger Spieler vielleicht ein Beispiel nehmen, wenn er (Nick Woltemade; Anm. d. Red.) jetzt noch ein Jahr oder zwei Jahre in Stuttgart seine Entwicklung erst mal abschließen würde, dann hat er immer noch genug Zeit, um dann bei Bayern oder sonst wo ja noch mehr Geld zu verdienen."
… über Max Eberls Aufgabe und Situation bei den Bayern: "Ich kann es ja gut nachvollziehen, weil ich den Verein ja auch schon erlebt habe. Insofern weiß ich ungefähr, wie die Arbeitsweise ist. Und es ist keine Frage, dass Max Eberl eine schwierige Situation vorgefunden hat. Dennoch muss ich sagen, aus meiner Sicht ist die Zusammenstellung beim FC Bayern in den letzten Jahren nicht so gelaufen, dass man halt die Position, die der FC Bayern gehabt hat, halten konnte. Denn der FC Bayern war immer ein Verein, der auch die Champions League gewinnen konnte. Es ist nicht so, dass sie letztes Jahr nicht die Chance hatten gewinnen können. Sie waren ja auf Augenhöhe mit Inter Mailand, das hätte genauso gut andersherum ausgehen können und der FC Bayern hätte auch die Champions League gewinnen können. Aber trotzdem, wenn man eben dann die Pariser gesehen hat, das macht einfach einen geschlosseneren Eindruck als beim FC Bayern in den letzten drei Jahren. […] Ich bin nicht drin, es macht aber auch für mich, der das nur beobachtet, keinen guten Eindruck. Man weiß nicht so recht, wer entscheidet, wann, was und wie wird das entschieden. Mal will man den Spieler, dann kommt man wieder auf eine andere Idee, dann hat man nochmal einen anderen Spieler, das sieht nicht nach einem klaren Plan aus. […] Das hat bei den Bayern im Moment weder Hand noch Fuß bei der ganzen Zusammenstellung. Sie haben natürlich sehr gute Spieler, das ist keine Frage. Aber das funktioniert so nicht immer zusammen, weil das nicht zusammenpasst, was da zusammengestellt wurde. Insofern würde ich dem FC Bayern empfehlen, zu gucken, was für einen Spieler-Typ bräuchte denn die Mannschaft, um mehr Geschlossenheit auf dem Feld zu zeigen."
… über die Zukunft von Thomas Müller: "Das ist ja wieder eine persönliche Entscheidung, worauf er hinaus will. Ich würde Spielern wie Thomas Müller raten, wenn sie so lange in der Bundesliga waren, dann macht es durchaus für die Gesundheit Sinn, sich im Grunde abzutrainieren. Also ein, zwei Jährchen noch in der amerikanischen Liga oder in einer kleineren Liga und nicht auf dem hohen Niveau, wie das bisher die ganze Zeit der Fall war. Das ist für ihn gesundheitlich das Beste, dass er da langsam runtertrainiert."
… über die Ausbildung von Talenten beim FC Bayern und in ganz Deutschland, weil es oft nur wenige ganz in die Leistungsspitze schaffen: "Sie sehen am FC Barcelona, dass das auch wieder nur "Blablabla" ist, was hier bei uns erzählt wird. Die Ausbildung in Deutschland ist einfach zu schlecht. Man hat sich dafür entschieden, dass man das geschlossen von Flensburg bis nach Garmisch-Partenkirchen, alles gleich macht. Und das ist glaube ich nicht das, was gute oder sehr gute Fußballspieler entwickeln wird. Sie sind dabei nur noch Durchschnitt zu entwickeln, aber keine Spitzenleute mehr. Und der FC Bayern tut sich ja die ganzen Jahre schon schwer damit. Der HSV war jetzt sieben Jahre in der zweiten Liga und hat auch nicht so viele eigene Spieler entwickelt. Also dieses Argument: 'Bundesliga ist zu hoch' - das geht nicht. Das ist einfach eine Frage der Ausbildung."
… über mögliche Änderungen der Ausbildung junger Fußballer: "Man sollte sie in dem Verein individuell anpassen und nicht ausbilden wie flächendeckend in ganz Deutschland, sondern jeder Verein hat eine eigene Situation. Und wenn ich einen Mann wie Manuel Neuer habe zum Beispiel, warum hole ich mir dann nicht den interessantesten 15-jährigen Torhüter? Also wenn Manuel Neuer beispielsweise 34 Jahre alt ist, dann hol ich ihn mir zu dem Zeitpunkt den interessantesten 15-jährigen Torhüter und den entwickle ich dann in den nächsten Jahren oder versuche ihn dahin zu entwickeln. Aber es wurde ja alles mehr oder weniger Glück und Zufall. Man holt mal den, man guckt mal nach dem, den nimmt man mal, den leiht man aus. Und das ist für die Spieler nicht gut."
… über den Hamburger SV - ob er es schafft, sich wieder langfristig in der Bundesliga zu etablieren, über die Arbeit von Merlin Polzin und Stefan Kuntz (in der Aufstiegssaison) und über ein mögliches Engagement von ihm bei seinem Ex-Klub: "Das kann ich ja nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, wer entscheidet denn jetzt beim HSV was und worauf es hinauslaufen soll. Aber der HSV hat natürlich mit seiner ganzen Infrastruktur, sprich mit dem Stadion, mit den Fans, hat er natürlich eine Macht, eine Wucht, die dazu beiträgt, dass er gute Aussichten hat, in der Bundesliga wieder eine gute Rolle zu spielen."
"Es ist immer die Frage, was hat man für Ansprüche? Man kann Dinge so oder so betrachten und der Zeitgeist, der betrachtet ja immer nur die schönen Seiten und er redet sich alles schön. Also der HSV ist wieder aufgestiegen, wunderbar, gar keine Frage. Er hat es geschafft, er war, ich glaube, einen Punkt besser als Elversberg und damit ist er verdient aufgestiegen."
"Ich habe als Jugendlicher mal ein Angebot vom 1. FC Nürnberg ausgeschlagen, weil ich mir das nicht zugetraut habe. Da war ich 15 und daraus habe ich gelernt, dass ich jetzt nicht von vornherein irgendwas ausschlage oder nicht machen würde. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Mir geht es gut und ich bin guter Dinge und werde noch irgendwas finden, womit ich mir die Zeit vertreiben kann."
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