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Feyenoord Rotterdam ist Meister in der Eredivisie

Der unwahrscheinliche Meister Feyenoord

Nach sechs Jahren holt Feyenoord Rotterdam wieder den Titel in der Eredivisie. Dabei war dieser Erfolg alles andere als wahrscheinlich. Wie konnte der Klub diesen Erfolg trotz aller Widrigkeiten erringen - und wie geht es in Zukunft weiter?

Die Vorzeichen für Feyenoord Rotterdam waren vor der Saison - gelinde gesagt - schlecht. Etliche Leistungsträger verließen die niederländische Hafenstadt in Richtung diverser Topklubs: Luis Sinistera ging als Rekordverkauf zu Leeds United, Tyrell Malacia zog es zu Manchester United, Marco Senesi ging zum AFC Bournemouth, Fredrik Aursnes wechselte nach Portugal zu Benfica - ganze 26 Abgänge waren es insgesamt.

Das Laster der Eredivisie als Ausbildungsliga

Es ist ein Wesensmerkmal der Eredevisie. Die höchste niederländische Spielklasse ist weitläufig als Ausbildungsliga bekannt, mitunter verpönt. Saison für Saison fördert die Liga Stars zutage, die alsbald die Koffer packen und sich europäischen Spitzenklubs anschließen.

Rotterdam stand - wieder einmal - vor einem Umbruch. Die Abgänge spülten zwar einiges an Geld in die Vereinskasse, die Pandemie ist allerdings auch bei Feyenoord nicht spurlos vorbeigegangen. Statt das eingenommene Geld vollständig zu reinvestieren, mussten die Löcher des finanziell gebeutelten Vereins gestopft werden. Die Niederländer verstärkten sich notgedrungen mit jungen Profis, die Ablösen im mittleren einstelligen Millionenbereich kosteten - und allem voran mit Spielern aus der eigenen Jugend.

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Die Spieler von Feyenoord feierten im Rotterdamer Rathaus, nachdem sie zum 16. Mal in ihrer Geschichte, aber erst zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert, den niederländischen Meistertitel gewonnen hatten.

Die herausragende Jugendarbeit von Feyenoord

Orkun Kökcü, Quilindschy Hartman, Lutsharel Geertruida - etliche Leistungsträger der Saison durchliefen die Jugendmannschaften von Feyenoord. Auch Schlussmann Justin Bijlow entsprang der Rotterdamer Fußballschule und war als sicherer Rückhalt maßgeblich am Gewinn der Meisterschaft beteiligt. Er ist der einzige Spieler im aktuellen Kader, der bereits der Meistermannschaft von 2017 angehörte.

Am 14. Mai 2017 wurde Rotterdam am letzten Spieltag der Saison nach damals 18 Jahren das letzte Mal Meister. Bijow blieb in der damaligen Saison ohne Einsatz. Auf den Tag genau sechs Jahre später besiegelte Rotterdam den erneuten Titel. Beim 3:0-Sieg gegen Go Ahead Eagles Deventer blieb Bijow ohne Gegentreffer. Als die zum Nationalspieler avancierte Nummer Eins zwischenzeitig mit einem Handgelenksbruch ausfiel, vertrat mit Timon Wellenreuther ein Deutscher den Stammtorwart und leistete in neun Einsätzen auch seinen Beitrag zum Ligaerfolg.

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Rotterdam: Drittjüngstes Team der Liga

Wer gleichermaßen für die defensive Stabilität sorgte ist Gernot Trauner. Mit 31 Jahren ist der Österreicher der zweitälteste Spieler der Mannschaft. Nur Dritttorwart Ofir Marciano ist mit 33 Jahren älter. Insgesamt ist Feyenoord sogar das drittjüngste Team der Liga. Gerade einmal 23,4 Jahre sind die Rotterdamer Profis im Schnitt alt. Nur vier Spieler in der Mannschaft sind älter als 25.

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Das liegt nicht zuletzt auch an der Spielidee des Meistermachers. Arne Slot übernahm das Traineramt in der niederländischen Hafenstadt zur Saison 2021/2022 von Dick Advocaat und setzt bevorzugt auf jüngere Spieler. Das war bereits bei seinem vorherigen Arbeitgeber bemerkbar. Davor hatte Slot den Posten des Übungsleiters bei AZ Alkmaar inne und hinterließ bereits dort einen bleibenden Eindruck. In seiner ersten Saison erzielte Slot umgehend einen Punkteschnitt von 2,24 Punkten und stellte damit einen neuen Vereinsrekord auf. Als die Eredevisie-Saison 2020 coronabedingt abgebrochen wurde, stand Alkmaar mit Ajax Amsterdam punktgleich an der Tabellenspitze.

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Riskante und sehenswerte Spielweise

In Rotterdam führte er sein Konzept von attraktivem Offensivfußball und hohem Pressing weiter fort und führte Feyenoord sukzessive zur Meisterschaft. In seinem ersten Jahr erreichte er mit überwiegend unbekannten Spielern und einem niedrigen Etat das Finale der Conference League, das aber mit 0:1 knapp gegen die AS Roma verloren ging. Auch in der aktuellen Spielzeit scheiterte man gegen den italienischen Hauptstadtklub in Europa. Im Viertelfinale der Europa League war die Mourinho-Elf zu stark. Die Meisterschaft sicherte sich Rotterdam dafür souverän. Nur in einem einzigen Spiel in der laufenden Saison gingen die Hafenstädter als Verlierer vom Platz.

Nun steht der Verein erneut vor einer Zäsur. Feyenoords Torjäger Santiago Gimenez kam vor der Saison für gerade einmal vier Millionen Euro von Cruz Azul aus Mexiko und erzielte bereits 15 Tore. Die Leistung des 22-Jährigen dürfte - wieder einmal - auch der europäischen Konkurrenz nicht verborgen geblieben sein. Genauso wenig wie die Auftritte von Kapitän Orkun Kökcü, Abwehrchef David Hancko, oder dem defensiv vielseitig einsetzbaren Lutsharel Geertruida.

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Arne Slot auf der Insel heiß begehrt

Auch der Dirigent des meisterlichen Orchesters hat sich auf die Wunschliste diverser europäischer Spitzenmannschaften gecoacht. Insbesondere in der Premier League sollen einige Vereine an einer Verpflichtung des niederländischen Wunderkinds interessiert sein, so soll unter anderem Tottenham Hotspur bereits Interesse bekundet haben.

Feyenoord winkt das gleiche Schicksal wie so häufig nach einer beeindruckenden Saison. Demnach ist der Erfolg also doch nicht so unwahrscheinlich - für einen Verein, bei dem die einzige Konstante die Veränderung ist.

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