Ex-Nationalekeeper: Ter Stegen passt nicht in Löws Pläne
16.11.2019 | 22:01 Uhr
Der ehemalige Nationaltorwart Frank Rost spricht bei Sky Sport über die Situation im DFB-Tor. Er glaubt nicht, dass Marc-Andre ter Stegen eine reelle Chance hat, sich gegen Manuel Neuer durchzusetzen.
Die Situation im Tor der deutschen Nationalmannschaft ist klar: Manuel Neuer ist die Nummer eins und steht im EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland zwischen den Pfosten.
Neuer werde gegen Weißrussland am Samstag in Mönchengladbach spielen, Barcelona-Schlussmann ter Stegen komme gegen Nordirland am Dienstag (beide 20.45 Uhr) in Frankfurt zum Zug, sagte Löw am Freitag in Düsseldorf. "So ist die Entscheidung gefallen, die Torhüter wissen Bescheid."
Heißt: Für Marc-Andre ter Stegen bleibt in seiner Geburtsstadt wieder einmal nur der Platz auf der Bank - er darf aber in Frankfurt ran. Wohl eher ein schwacher Trost.
Zuletzt stand er am 5. Oktober 2017 (!) in einem Pflichtspiel für das DFB-Team im Tor. Damals siegte Deutschland in Nordirland mit 3:1.
Zuletzt durfte der Torhüter des FC Barcelona, der 2014 aus Gladbach zu Barca gewechselt war, im Testspiel am 9. Oktober gegen Argentinien (2:2) ran, Neuer spielte dann wieder beim 3:0 in Estland
Dem "Job Sharing" war vor der letzten Länderspielpause eine Diskussion um die Torwartfrage vorausgegangen.
Ter Stegen hatte in den EM-Qualifikationsspielen gegen die Niederlande und in Nordirland im September wieder nur auf der Bank gesessen und nach seiner Rückkehr nach Spanien seinem Frust über das Reservistendasein im DFB-Kasten freien Lauf gelassen. Neuer hatte darauf mit Unverständnis reagiert, Bayern-Präsident Uli Hoeneß kritisierte ter Stegen öffentlich für seine Aussagen.
Der ehemalige Nationaltorwart Frank Rost kann die damalige Aufregung nicht nachvollziehen. "Die Diskussion war niemals persönlich. Ich kann nichts erkennen, was persönlich gemeint war, aber teilweise hinein gedichtet wurde. Ter Stegen hat nichts gegen Neuer, umgekehrt auch nicht", sagte Rost Ende Oktober im Sky Interview.
Ter Stegens Enttäuschung könne er "ein Stück weit verstehen, aber ich kann ihn beruhigen: Er wird keinen Erfolg haben. Der DFB ist ein eigener 'Haufen', du musst dafür gemacht sein."
Er sei in dieser Thematik "vielleicht auch voreingenommen, aber ich glaube nicht, dass ter Stegen in Löws Pläne passt. So lange Löw da ist, werden die Karten nicht neu gemischt, sagte Rost, der 2002 und 2003 vier Länderspiele bestritt: "Es müsste es einen Trainerwechsel geben, dass da mal etwas geändert wird."
Löw hatte vor der WM 2018 Neuer trotz langer Verletzungspause und fehlender Spielpraxis den Vorzug gegenüber ter Stegen gegeben. "Der DFB hat damals das Leistungsprinzip grandios außer Kraft gesetzt, und die Sache ging dann grandios in die Hose", so Rost. Es sei "die größte Watschn für einen Profi, wenn der Konkurrent ein ganzes Jahr nicht spielt, aber trotzdem gesetzt ist."
Ter Stegen erklärte zuletzt, er wolle sich von den öffentlichen Diskussionen weniger beeinflussen lassen. "Ich glaube, es ist für mich als Profi wichtig, mich auf meine Leistung zu konzentrieren", sagte er dem Magazin 11Freunde (Novemberausgabe).
"Wenn es nach mir ginge, würde ich alles spielen", sagte ter Stegen nun mit Verweis auf seinen Ehrgeiz: "Mein Ziel ist, maximal erfolgreich zu sein. Dazu gehört auch die Nationalelf. Aber ich kann nur versuchen, stets noch besser zu sein als gestern."
Aktuell gebe es aber keinen Grund im Tor zu wechseln, meint Rost. Neuer habe sich nach seiner Verletzung ja wieder gefangen und bringe gute Leistungen: "Ich gehe davon aus, dass er bei der EM spielt. Wer den Ersatzplatz einnimmt, ist völlig offen."
Nach Rosts Ansicht wir die Europameisterschaft über die Zukunft von Bundestrainer Löw entscheiden. "Sie sind 2014 Weltmeister geworden, sie haben 2018 grandios versagt. Er muss eine gute EM spielen, ansonsten ist dann vielleicht auch mal die Zeit gekommen um zurückzutreten."