Wiedersehen der Heldinnen als Kracher der Superlative
23.10.2022 | 12:06 Uhr
Das Spitzenspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern ist mehr als nur das Duell Erster gegen Zweiter. Neben Alexandra Popp hat auch bei den Münchnerinnen eine Vizeeuropameisterin einen Lauf.
Es ist der vorläufige Höhepunkt der aktuellen Frauen-Bundesliga-Saison. Am Sonntag (14 Uhr) empfängt der VfL Wolfsburg den FC Bayern. Erster gegen Zweiter, Titelverteidiger gegen Vizemeister, beste Offensive gegen beste Defensive. Ein Duell der Superlative, bei dem zahlreiche Vizeeuropameisterinnen aufeinandertreffen. Sky Sport hat die Fakten zum Kracher.
Der EM-Boom wirkt weiter nach. Das Spitzenspiel wird in der Volkswagen Arena ausgetragen, wo normalerweise die Männer des VfL spielen. Knapp 15.000 Tickets waren Anfang der Woche bereits verkauft. Coach Tommy Stroot rechnet am Sonntag mit 18.000 bis 20.000 Fans.
Für ein Heimspiel der Wolfsburger Frauen bedeutet das Rekord. Beim Duell der beiden Teams im April waren 13.000 Zuschauer gekommen.
Für die bisherige Bestmarke in der Bundesliga sorgte das Eröffnungsspiel der aktuellen Saison zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern, das vor 23.200 Zuschauern im Deutsche Bank Park stattfand.
Ein großer Teil der deutschen Frauen-Nationalmannschaft wird am Sonntag auf dem Platz stehen. Insgesamt 16 Spielerinnen der beiden Klubs gehörten zum Kader des Teams, das im Sommer ins EM-Finale einzog. Die Wölfinnen stellen zehn Vizeeuropameisterinnen, die Bayern sechs.
Allerdings fallen gleich mehrere EM-Heldinnen verletzt aus. Bayern-Spielerin Giulia Gwinn erlitt ihren zweiten Kreuzbandriss. Auch Gwinns Teamkollegin Sidney Lohmann muss wegen einer Knieverletzung mehrere Wochen pausieren. Wolfsburg muss auf Tabea Waßmuth verzichten, die sich eine Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog.
Wie bei den Männern das Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund hat sich der Zweikampf von FCB und VfL Wolfsburg zu einem Klassiker entwickelt. Seit vielen Jahren liefern sich die beiden Klubs ein Dauerduell um den Titel.
Turbine Potsdam war 2012 der letzte Deutsche Meister, der nicht Wolfsburg oder Bayern hieß. Seitdem hatten sieben Mal die Wölfinnen die Nase vorne, drei Mal die Münchnerinnen.
Von den letzten zehn Begegnungen konnten die Bayern-Frauen nur eines für sich entscheiden. Besonders bitter endete das letzte Duell in der Bundesliga. Der FCB ging im April mit 0:6 unter, Wolfsburg schaffte damit die Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft.
Die sportliche Überlegenheit, mit der die beiden Klubs die Bundesliga dominieren, spiegeln sich auch in den Zahlen wider.
Die letzte Niederlage in der Bundesliga musste der VfL Wolfsburg beim 1:2 in Hoffenheim vor genau zwölf Monaten hinnehmen Es blieb die einzige Pleite in der vergangenen Saison.
Mit vier Siegen aus vier Partien führen sie in der aktuellen Spielzeit die Tabelle schon wieder an. (14:2 Tore, 12 Punkte).
Aber auch die Bilanz der Bayern-Frauen kann sich sehen lassen. Die Defensive der Münchnerinnen kassierte noch kein einziges Tor. Mit 11:0 Toren und zehn Punkten ist der FCB erster Verfolger des VfL Wolfsburg.
Beim VfL Wolfsburg ist zweifelsohne Alexandra Popp der Star. Die EM, bei der sie mit sechs Treffern erheblichen Anteil am deutschen Finaleinzug hatte, hat den Bekanntheitsgrad der Angreiferin nochmal gesteigert.
Sie habe das Gefühl, dass sie "nochmal mehr erkannt werde - auch in Städten, in denen ich mich nicht so häufig aufhalte", berichtete sie kürzlich im Sky Interview. Auch habe sie "recht viele Anfragen bekommen, sei es im Sponsoringbereich, Kooperationen oder im TV-Bereich. Das hat schon etwas entfacht in Bezug auf meine Person. Das hätte ich nicht erwartet."
Mit 31 Jahren befindet sich Popp eigentlich im Herbst ihrer Karriere, doch nach eigenen Worten fühlt sie sich derzeit fit wie nie. "Ich würde sogar fast behaupten, dass ich noch nie so fit war, wie ich es zurzeit bin", sagte sie der Sports Illustrated.
Das stellte sie auch nach der EM mit Toren unter Beweis. Im Länderspiel gegen Frankreich erzielte sie beide Treffer zum 2:1-Sieg. Auch im letzten Bundesliga-Spiel gegen Potsdam (2:0) war sie einmal erfolgreich.
Mit der 20-jährigen Jule Brand hat Wolfsburg auch noch den Offensiv-Star der Zukunft in seinen Reihen. Am Freitag wurde sie mit dem erstmals vergebenen Golden-Girl-Award ausgezeichnet.
Die Bayern-Frauen haben mit der Verpflichtung der englischen Europameisterin Georgia Stanway den Top-Transfer des Sommers getätigt.
Frau der Stunde ist aber Linda Dallmann. Bei der EM in England blieb der offensiven Mittelfeldspielerin meist nur die Jokerrolle, beim FC Bayern hat sie derzeit einen Lauf. Zuletzt glänzte sie mit sechs Toren in fünf Spielen.
Bei Sky Sport News HD unterstrich sie die Bedeutung der Partie: "Wenn man am fünften Spieltag schon fünf Punkte hinter Wolfsburg liegen würde, dann ist das eine schlechte Ausgangsposition. Deshalb brauchen wir die Punkte."