Vier Schlüsselduelle: DFB-Frauen erwarten Kontrollturm & Mbappe-Double
27.07.2022 | 17:50 Uhr
Für den Traum vom Finale in Wembley müssen die deutschen Frauen Frankreich bezwingen. Sky Sport nennt die Schlüsselduelle.
Nur noch einen Sieg ist die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der EM 2022 vom großen Traum entfernt: dem Finale im Wembley-Stadion.
Im Halbfinale am Mittwoch (ab 21 Uhr im LIVEBLOG) wartet allerdings mit Frankreich der bislang dickste Brocken.
Ein starkes Team hatten die Französinnen auch schon bei den vorangegangenen Großereignissen. Doch jedes Mal brachten sie sich durch interne Streitigkeiten selbst aus dem Rhythmus. So wie bei der Heim-WM 2019, als im Viertelfinale Schluss war.
Diesmal scheint es atmosphärisch zu stimmen innerhalb der Mannschaft. Umso mehr sollten sich die DFB-Frauen in Acht nehmen.
Nicht nur optisch ragt bei "Les Bleues" die 1,87 Meter große Innenverteidigerin Wendie Renard heraus. Mit 15 französischen Meisterschaften und acht Champions-League-Siegen ist sie auch die erfolgreichste Spielerin bei den Gegnerinnen.
Co-Trainerin Britta Carlsson warnt bei Sky jedoch: Man solle Frankreich nicht nur über Renard definieren.
Sky Sport nennt in den Schlüsselduellen weitere wichtige Spielerinnen der Französinnen.
Popp ging zunächst nur als Ersatzspielerin ins Turnier, ersetzte aber dann die an Corona erkrankte Lea Schüller und holte sich einen EM-Rekord. Vier Tore in aufeinanderfolgenden EM-Partien waren noch nie zuvor einer Spielerin gelungen.
Deshalb stürmt sie gegen Frankreich auch von Beginn an, obwohl Schüller wieder fit ist. "Poppi wird von Anfang an spielen. Da machen wir auch gar kein Geheimnis draus, das weiß die Lea auch", bestätigte Carlsson bei Sky.
Ihre Rekordserie mit einem Tor im Halbfinale auszubauen, wird allerdings nicht leicht für Popp. Mit Renard hat sie die bislang stärkste Gegenspielerin. Noch dazu ist die 32-Jährige auch ihrerseits in der Offensive gefährlich. In der Statistik weist sie die für eine Abwehrspielerin hohe Anzahl von 33 Länderspieltoren in 135 Partien auf.
"Sie ist eine absolute Führungsspielerin. Wir müssen sie bei Standards gut verteidigen, weil sie ein gutes Kopfballspiel hat", warnt Frankreich-Legionärin Sara Däbritz.
Es wird spannend zu beobachten, wie die deutsche Mannschaft bei Ecken gegen Renard verteidigt. Die Niederländerinnen stellten im Viertelfinale keine Sonderbewacherin gegen die französische Kapitänin ab, sondern verteidigten im Raum.
Ein ganz besonderes Spiel ist es für Sara Däbritz. Die Frankreich-Legionärin, die von PSG zu Olympique Lyon wechselt, kennt die Gegnerinnen am besten. Aber nicht nur deshalb ist Däbritz "eine zentrale Figur in unserem Spiel", wie Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg betont. Däbritz ist im Mittelfeld der Dreh- und Angelpunkt. Gelingt es den Gegnerinnen so wie lange Zeit den Österreicherinnen, Däbritz aus dem Spiel zu nehmen, tun sich die deutschen Frauen schwer.
Gefährlichste Mittelfeldspielerin bei Frankreich ist Grace Geyoro. Die 25-Jährige erzielte drei Tore beim 5:1-Auftaktsieg gegen Italien. Auf sie wird Deutschlands Sechs Lena Oberdorf besonders achten. Bereits nach dem Österreich-Spiel bekam die 20-Jährige ein Sonderlob von der Bundestrainerin: "Was sie in ihren jungen Jahren gespielt hat, mit einer Reife, mit einer Intensität, mit einer Lust, Bälle zu erobern und diese Defensivlust zu feiern und das auf ihre Mitspielerinnen zu übertragen, das war klasse."
"Bei Balleroberung geht es mit ihren schnellen Spielerinnen auf den Flügeln relativ schnell nach vorne", erklärt Däbritz die Taktik der Gegnerinnen.
Deshalb kommt auf Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn erneut Schwerstarbeit zu. Sie trifft auf Delphine Cascarino, der gegen Italien ebenfalls ein Treffer gelang.
Von manchen wird Cascarino aufgrund ihrer Schnelligkeit als der Mbappe des Frauenfußballs bezeichnet. Gwinn hat aber bereits bewiesen, dass sie derzeit in Topform ist. Gegen Dänemark hatte sie Pernille Harder, zweifache Europas Fußballerin des Jahres, im Griff.
Besonders torreich wird das Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich nicht werden. In den letzten beiden Duellen fiel jeweils nur ein Treffer. Das Länderspiel im Juni 2021 entschied Frankreich mit 1:0 für sich. Im Februar 2019 gewann Deutschland 1:0.
Viel wird am Ende auch auf die beiden Torhüterinnen ankommen. Merle Frohms spielt auf deutscher Seite ein herausragendes Turnier. Etwaige Zweifel an ihrem Nummer Eins-Status hat sie mit ihren Leistungen beseitigt. Über mangelnde Beschäftigung wird sie sich gegen Frankreich nicht beklagen können. 33 Torschüsse verzeichneten die Französinnen gegen die Niederlande.
Frankreichs Torhüterin Pauline Peyraud-Magnin hält bislang ebenfalls überzeugend. Die Juve-Keeperin ließ sich außerdem nicht nur beim letzten Länderspiel von den deutschen Spielerinnen nicht überwinden. Auch in der Champions League Vorrunde gelang den Wolfsburger Nationalspielerinnen bei der 0:2-Heimpleite gegen Juventus Turin kein Tor.
Deutschland: Frohms - Gwinn, Hendrich, Hegering, Rauch - Magull, Oberdorf, Däbritz - Huth, Popp, Brand.
Frankreich: Peyraud-Magnin - Perisset, Mbock Bathy, Renard, Karchaoui - Geyoro, Bilbault, Toletti - Diani, Malard, Cascarino.