Frauen-EM: Deutschland scheitert im Viertelfinale gegen Dänemark
DFB-Team kann Titelambitionen begraben
30.07.2017 | 17:36 Uhr
Der Titeltraum ist geplatzt, der Dauersieger ist baden gegangen: Nach dem Regen-Chaos von Rotterdam sind die deutschen Fußballerinnen bereits im EM-Viertelfinale gescheitert. Steffi Jones will trotz Ausscheidens weitermachen.
Die Auswahl von Bundestrainerin Steffi Jones verlor ihr mit über 15-stündiger Verspätung angepfiffenes Spiel gegen Dänemark nach einer ganz schwachen Leistung verdient mit 1:2 (1:0) und verpasste sensationell nach zuletzt sechs EM-Triumphen in Serie zum ersten Mal seit 1987 den Einzug in eine EM-Vorschlussrunde.
Dabei erwischte die DFB-Auwahl zunächst einen Blitz-Start. Doch nach dem frühen Treffer per Distanzschuss von Isabel Kerschowski (3.), bei dem die ungeschickte dänische Keeperin Stina Petersen kräftig mithalf, glich erst Nadia Nadim (49.) per Kopf aus.
Nielsen landet den K.O.
Theresa Nielsen (83.) machte ebenfalls per Kopf das deutsche Debakel perfekt. Dänemark trifft in seinem sechsten EM-Halbfinale am Donnerstag in Breda auf den Sieger des Duells zwischen Österreich und Spanien am Sonntagabend.
"Uns haben die Aggressivität und die Überzeugung gefehlt. Wir haben die Torchancen mal wieder nicht gemacht. Das ist echt bitter", sagte Torhüterin Almuth Schult.
Am Samstag war das Spiel um 21.55 Uhr, 70 Minuten nach dem geplanten Anstoß, absagt und verlegt worden. Dauerregen hatte für denkwürdige Szenen im Sparta Stadion gesorgt: Die Trainerbänke standen unter Wasser und Jones half selbst in der Eimer-Kette mit, um ihren Arbeitsplatz trocken zu legen.
Isabel Kerschowski brachte das deutsche Team gleich mit dem ersten Torschuss in Führung (3.). Dänemark glich beinahe postwendend aus, doch nach einem Konter setzte Kapitänin Pernille Harder (6.) den Ball aus spitzem Winkel knapp am langen Pfosten vorbei.
Offensiv war die DFB-Auswahl vor 5251 Zuschauern anfangs spielbestimmend und zeigte teils schöne Ballstafetten, lud den Gegner mit Fehlpässen aber immer wieder zu gefährlichen Gegenstößen ein. So musste Schult gegen Katrine Veje (38.) eingreifen.
Dänemark dominiert Halbzeit zwei
Nach dem Seitenwechsel drehte Dänemark auf und ließ den großen Favoriten immer wieder alt aussehen. Beim Ausgleich pennten Dzsenifer Marozsan und Kerschowski, als sie auf einen Freistoßpfiff der Schiedsrichterin warteten, diese aber Vorteil laufen ließ.
Anschließend traf Veje aus kurzer Distanz vor dem leeren Tor die Latte (57.), Schult klärte in höchster Not gegen ihre Klubkollegin Harder im Eins-gegen-Eins (58.). Die DFB-Frauen verloren komplett den Faden und kamen nur noch selten zu konstruktiven Angriffen. Die immer größer werdenden Lücken in der Abwehr bestrafte Nielsen. Die Schlussoffensive des Olympiasiegers verlief planlos.
Jones will weitermachen
"Meine eigene Motivation ist da", antwortete Steffi Jones auf die Frage nach ihrer Zukunft auf der DFB-Bank "Die Entscheidungsträger sitzen im DFB. Und die werden sicherlich in den nächsten Tagen mit mir zusammensitzen. Dann werden wir sehen, wie es weitergeht."
Jones ging mit ihrer Mannschaft hart ins Gericht !Der Siegeswille war nicht so groß wie der von Dänemark", sagte sie, "wir haben jegliche Souveränität und Aggressivität vermissen lassen."
Grindel vermeidet Bekenntnis
DFB-Präsident Reinhard Grindel hat ein klares Bekenntnis zu Bundestrainerin Steffi Jones vermieden. "Wir werden nunmehr in aller Ruhe, unabhängig von der aktuellen Enttäuschung über das Ausscheiden, mit allen Beteiligten analysieren und überlegen, was zu tun ist, damit unsere Frauen-Nationalmannschaft wieder an frühere Erfolge anknüpfen kann", teilte Grindel mit. Er betonte, "alle beim DFB" seien sehr enttäuscht über das "frühzeitige Ausscheiden und vor allem über die spielerische Leistung" gegen die Däninnen.