Kolumne von Lothar Matthäus: "So sehe ich das"
10.10.2017 | 15:30 Uhr
Sky Experte Lothar Matthäus ist davon überzeugt, dass die Bayern mit Jupp Heynckes wieder in die Erfolgsspur finden werden. Zudem übt er scharfe Kritik an Ancelotti und glaubt, dass er seinen Rauswurf provoziert hat.
Jupp Heynckes war 1979 mein erster Profitrainer bei Borussia Mönchengladbach. Ein überragender Mensch und Fußballlehrer. Damals war er ein wenig zu verbissen und zu ehrgeizig. Das Beste, was ihm passieren konnte, war seine Erfahrung in Spanien.
Das Lebensgefühl, die Kultur und die großen Erfolge haben ihn geformt und zu dem gemacht, was er heute ist: Weiterhin ein bescheidener, hart arbeitender und besonnener Mensch verbunden mit professioneller Lockerheit.
Jetzt kommt Jupp also wieder einmal zum FC Bayern zurück und bringt vor allem eines mit: Aufbruchstimmung. Im Gegensatz zu Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti wird Jupp Heynckes geliebt.
Jupp hat die Fans, die Medien und die Bosse auf seiner Seite und das wissen die Spieler. Fußballprofis registrieren jede Regung des Trainers, jeden Fehler, beäugen jede Entscheidung kritisch. Auch darum ist Jupp Heynckes die perfekte Lösung für die momentane Situation.
Er bringt Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge in einer friedlicheren Atmosphäre an einen Tisch. Salihamidzic wird unter Jupp wachsen und die Mannschaft freut sich auf ihren Triple-Trainer. Alle rund um den FC Bayern werden jetzt an einem Strang ziehen.
Auch wenn die Bayern-Bosse mit Heynckes eine super Wahl für den Rest der Saison getroffen haben, ist der große Erfolg nicht garantiert. Die Champions-League zu gewinnen ist auch mit Jupp nicht viel leichter geworden, aber sie ist da.
Wichtig wird sein, den Fünf-Punkte-Rückstand auf den BVB so schnell wie möglich zu verkürzen. Diesen Druck hatten die Bayern seit fünf Jahren nicht. Jetzt müssen sie wieder lernen, der Jäger zu sein. Um die Aufholjagd zu starten, ist die Stimmung ganz wichtig. Und das war das große Problem unter Ancelotti.
Schon seit Monaten war die Atmosphäre in der Mannschaft schlecht und dann kann auch kein guter Fußball dabei herauskommen. Ancelotti hat es nicht geschafft, eine harmonische Einheit zu formen.
Sein Nachtreten in den letzten Tagen war ganz schlechter Stil. Er sieht keinerlei Fehler bei sich oder seiner Arbeit. Schuld scheinen nur die anderen zu haben. Das zeigt mir mehr denn je: Ancelotti hat den FC Bayern nie wirklich verstanden und verinnerlicht. Am Ende, und dabei bleibe ich, hat er seinen Rauswurf mit der Aufstellung in Paris provoziert.
Mit Heynckes hat der FC Bayern wieder einen Trainer für die ganz besonderen Momente. Er hat es mit Real Madrid nach 32 Jahren 1998 wieder geschafft, die Champions-League zu gewinnen. Er hat nach der vielleicht bittersten Saison in der Bayern-Geschichte 2012 im Folgejahr die erfolgreichste Spielzeit der Klubhistorie hingelegt. Und nun nimmt er die nächste Herausforderung auf der Bank des deutschen Rekordmeisters an.
Ich bin ziemlich sicher, mit Erfolg.
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Folgen Sie Lothar Matthäus auf Twitter @LMatthaeus10 oder Facebook