Neuanfang in Frankreich: Darum wagt Boateng den Schritt nach Lyon
06.09.2021 | 09:25 Uhr
Jerome Boateng. Langjähriger Bayern-Verteidiger, Weltmeister 2014, ausgebootet 2019 und jetzt ein Neuanfang in Frankreich. Bei Olympique Lyon erhält er eine neue Perspektive - und auch die Chance, sich für Hansi Flick und die Nationalmannschaft wieder zu empfehlen.
Kurz vor Ende der Transferperiode hat Jerome Boateng einen neuen Verein gefunden. Der Innenverteidiger wechselte ablösefrei zu Olympique Lyon in die Ligue 1. Beim einstigen französischen Serienmeister unterschrieb der gebürtige Berliner einen Zweijahresvertrag.
Bei der Mannschaft des ehemaligen Leverkusener und Dortmunder Trainers Peter Bosz wagt Boateng, der am Freitag seinen 33. Geburtstag feierte, einen Neuanfang.
Ein Neustart, der Boateng guttun wird. Im März 2019 gechasst von Joachim Löw - und nach zehn Jahren in München kein neuer Vertrag beim FC Bayern. Sein Abschied vom Rekordmeister war im Mai besiegelt. Doch für Boateng war klar: Das war es noch nicht! Also hielt er sich im Sommer gemeinsam mit Bayern-Urgestein Franck Ribery an der Säbener Straße fit. Während sein Kumpel Franck noch aktuell auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist, fand Boateng diese in Lyon.
Doch warum Frankreich? Die Ligue 1 zählt zwar zu den Top-5-Ligen in Europa, doch die Dominanz von Paris Saint-Germain zieht sich durch die komplette Spielklasse, der auftrumpfende Meister OSC Lille war ein Lichtblick in der vergangenen Saison. Und warum Lyon? Hatte Boateng noch andere Angebote?
Boatengs Antwort liegt auf der Hand: Vertrauen und Wertschätzung. "Ich habe sofort gemerkt, dass sie mir hier großes Vertrauen entgegenbringen. Sie schätzen hier meine Spielweise und auch meine Persönlichkeit", sagte Boateng bei seiner Vorstellung. Vertrauen und Wertschätzung, zwei Attribute, die er weder bei der Nationalmannschaft unter Löw noch beim FC Bayern am Ende unter den Bayern-Bossen erhalten hat.
Olympique Lyon hat "sich so sehr um mich bemüht", erzählte Boateng. "Jetzt bin ich glücklich und freue mich auf das neue Kapitel."
Boateng ist happy über seinen Neustart und hochmotivert für das neue Abenteuer in Frankreich. "Ich will mein Bestes geben, damit wir unsere Ziele erreichen können. Jetzt geht es für mich darum, meine neuen Mitspieler kennenzulernen." Einen Mitspieler kennt Boateng bereits - sogar bestens. Mit Xherdan Shaqiri trifft er auf einen ehemaligen Bayern-Teamkameraden. Beide gewannen mit dem FCB 2013 das historische erste Triple der Vereinsgeschichte.
In Lyon will der Weltmeister von 2014 mit Leistung und als Teamplayer überzeugen. Und vielleicht kann er damit auch den neuen Bundestrainer Hansi Flick beeindrucken. Bereits beim FC Bayern haben beide bereits knapp zwei Jahre zusammen gearbeitet.
"Ich finde es gut, dass er einen Verein hat, der auch international spielt", meinte Flick am Samstag zu Boatengs Wechsel nach Lyon. Auch seinen Weg zurück zu alter Stärke lobte der Bundestrainer: "Er hat in den letzten zwei Jahren wirklich eine enorme Entwicklung gemacht, zurück auf ein sehr, sehr gutes Niveau."
Boateng jedenfalls kann sich eine Rückkehr zur deutschen Nationalmannschaft vorstellen. "Wenn es gut läuft, bekommt man vielleicht wieder seine Chance", sagte der ehemalige Münchner bei Sport1 und betonte: "Das ist aber eine Entscheidung des Bundestrainers. Ich muss mich bei Lyon gut präsentieren. Dann wird man sehen, was passiert."
Und auch Flick lässt die Tür für den Innenverteidiger offen: "Wenn wir Spieler haben - egal, welchen Alters - die in der Lage sind, uns weiterzuhelfen, sind sie herzlich willkommen."
In Lyon schlägt Boateng ein neues Kapitel auf. Und vielleicht wird er nicht nur bei Cheftrainer Peter Bosz belohnt, sondern bekommt auch möglicherweise das Vertrauen von Hansi Flick entgegengebracht. Das Alter jedenfalls ist für den Bundestrainer kein Maßstab, nur die Leistung zählt.
Boateng setzt damit seine Karriere nicht nur in Lyon fort, sondern schlägt möglicherweise auch ein neues Kapitel in der deutschen Nationalmannschaft auf.