Fußball News: Nagelsmann einer für den FC Bayern? Pro und Contra
Hohe Bayern-Ablöse für Nagelsmann? Ein Pro und Contra
26.04.2021 | 20:18 Uhr
Die Gerüchte um ein mögliches Engagement von Julian Nagelsmann beim FC Bayern nehmen an Fahrt auf. Doch wäre der aktuelle Trainer von RB Leipzig zum aufgerufenen Preis von 25 bis 30 Millionen Euro der richtige Mann beim Rekordmeister? Ein Pro und Contra.
Pro: Kritik an Ablösesummen für Trainer fehl am Platz
Ein Top-Team ohne Top-Trainer, ist kein Top-Team! Wenn man beim FC Bayern bleibt, lässt sich die Bedeutung eines guten Trainers sehr einfach darlegen. Niko Kovac stand bei seinem Rauswurf 2019 auf dem sechsten Tabellenplatz. Mit der exakt (!) gleichen Mannschaft hat sich Hansi Flick noch in der selben Spielzeit zum Sextuple-Trainer gemacht.
In Zeiten, in denen wir darüber sprechen, dass ein Stürmer der Güteklasse Erling Haaland oder Kylian Mbappe zwischen 150 und 200 Millionen Euro wert ist, ist Kritik an Ablösesummen für Trainer fehl am Platz. Fünf Millionen Euro für Gladbachs Marco Rose, sieben für Adi Hütter von Eintracht Frankfurt. Was ist das, verglichen mit den Summen die für einzelne Spieler gezahlt werden?
Julian Nagelsmann soll bis zu 30 Millionen Euro kosten. Für diese Summe kriegen Mannschaften mit einem neunstelligen Etat - wie der FC Bayern - vielleicht einen Ergänzungsspieler. Nicht aber den Weltklasse-Fußballer, der einen Verein zu Titel schießt, grätscht oder springt. Und Weltklasse-Format hat Nagelsmann.
Der 33-Jährige hat trotz seines Alters Erfolge vorzuweisen, die alles andere als selbstverständlich sind. Mit seinen jungen Wilden erreichte der Trainer in der vergangenen Saison das Halbfinale der Champions League und scheiterte nur um Haaresbreite an Paris Saint-Germain. Abgänge wie der von Timo Werner wurden in Leipzig mit viel Improvisation aufgefangen.
Die beiden angedachten Ersatz-Leute Hee-Chan Hwang und Alexander Sörloth kommen zusammen auf fünf Bundesliga-Treffer - und trotzdem ist Leipzig konkurrenzlos Zweiter. Nagelsmann versteht sich darauf, mit dem Material, das er zur Verfügung hat, zu arbeiten und Leistung zu bringen. Die ist mit dem jungen Coach zwar nicht garantiert, aber kalkulierbar. Will der FC Bayern den Trainerverschleiß der letzten Jahre nicht fortführen, ist die junge, zukunftsorientierte Variante ausweglos. Und damit auch finanziell ein Investment wert.
Lars Pricken
Contra: 0 Titel = 30 Millionen Euro?
Klar, Nagelsmann macht bei RB Leipzig einen guten Job und ist mit seiner Mannschaft auf dem besten Weg, die Vizemeisterschaft einzuheimsen. Auch im DFB-Pokal sind die Roten Bullen noch im Rennen. Aber: Der erst 33 Jahre junge Trainer hat noch keinen Titel vorzuweisen. Und soll dennoch bis zu 30 Millionen Euro wert sein? Eine kostspielige Investition auch für Branchenkrösus FC Bayern - vor allem in Zeiten von Corona. Hinzu kommt noch das Gehalt für den Trainer.
Beim FC Bayern musst du immer liefern! Der Druck und die Leistungsvorgabe beim Rekordmeister sind eine andere Liga als in Leipzig. Nagelmann ist ein Fußball-Fachmann, der seine Mannschaft entwickelt und seine Handschrift hinterlässt. Beim FC Bayern hat er diese Zeit aber nicht!
Das hat die Vergangenheit gezeigt, denn seit 2007 war mit Pep Guardiola nur ein einziger Trainer länger als zwei Jahre im Amt - und das trotz zwei Triplesiegen der Bayern. Eine derart hohe Ablöse für einen "Kurzarbeiter" zu bezahlen, ist also mehr als riskant, zumal es Gründe gibt, warum Nagelsmann gar nicht zum FC Bayern passt.
Beispielsweise hat Nagelsmann in München kein Mitspracherecht bei Transfers - ein Grund, warum Noch-Bayern-Coach Hansi Flick seine Segel beim Sextuple-Sieger am Saisonende streichen will.
Nagelsmann ist jemand, der eine klare Vorstellung hat, wie und mit welchem Personal er eine Mannschaft entwickelt - und dafür vom Verein die nötige Zeit bekommt. Dafür wäre der FC Bayern wahrscheinlich die falsche Adresse. Und wollen sich die Bayern-Bosse die nötige Zeit für Erfolge und Titel bis zu 30 Millionen Euro kosten lassen? Mit Sicherheit nicht.
Das heißt aber nicht, dass Nagelsmann beim FC Bayern nicht erfolgreich sein kann, aber wollen die Bayern-Bosse wirklich derart viel Geld ausgeben, um das herauszufinden? Vor allem, wenn es preiswertere Alternativen wie Erik ten Hag von Ajax gibt, der den Verein schon kennt?
Simone Trost