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Gegen den Knick: Spitzenreiter Arminia Bielefeld kämpft für den großen Traum

Gegen den Knick: Spitzenreiter Bielefeld kämpft für den großen Traum

Bielefeld vs. Bochum
Image: Arminia Bielefeld kämpft für den großen Traum 'Bundesliga-Aufstieg'.  © Getty

115 Jahre Leidenschaft feierte Arminia Bielefeld am 3. Mai. 1905 wurde der Verein gegründet und hat seitdem einige Höhen, aber vor allem auch viele Niederschläge erlebt. Auf eine Saison, auf eine Möglichkeit wie diese haben Fans und Klubverantwortliche nach Jahren der finanziellen Schieflage lange warten müssen.

Platz eins nach 26 Spieltagen, sechs bzw. sieben Punkte Vorsprung auf die viel höher gehandelte Konkurrenz aus Stuttgart und Hamburg. Eine Entwicklung, die aufgrund der jüngeren Vergangenheit durchaus abzusehen war, in ihrem Ergebnis aber trotzdem überraschend kommt.

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Der unsichtbare Gegner

Alles schien also bereitet für den großen Triumph. Zum achten Mal im Fahrstuhl nach oben Richtung Bundesliga, Rekordaufsteiger zusammen mit dem 1. FC Nürnberg. Bis der unsichtbare Gegner kam. Die Corona-Krise hat Arminia grob aus dem gelebten Traum gerissen.

Alle Bielefelder stellen sich nun quälende Fragen: Wie wird das sein, ohne Fans den Moment des möglichen Aufstiegs zu erleben? Wie wird es sich anfühlen, nicht vor Zehntausenden auf dem Rathausbalkon feiern zu können? Und vor allem: Gelingt es sportlich überhaupt, den Lauf trotz der zwangsweisen Pause fortzusetzen und das Ziel zu erreichen? Fragen, die natürlich auch die Leitfiguren des DSC umtreiben.

Fabian Klos und der größte Moment seiner Karriere

Für Toptorjäger Fabian Klos wäre es mit 32 Jahren der größte Moment seiner Karriere. Der Kapitän ist ein Spätstarter, hat nie ein Nachwuchsleistungszentrum gesehen und sich Schritt für Schritt, Liga für Liga nach oben gearbeitet. Mit seiner "großen Liebe" Arminia diesen letzten Schritt zu gehen, wäre für ihn die sportliche Erfüllung. Klos geht voran, sorgt zusammen mit Trainer Uwe Neuhaus in diesen Tagen einmal mehr dafür, dass das Team den Fokus nicht verliert oder eben wieder aufnimmt.

Die Frage nach einem möglichen Knick aufgrund der Corona-bedingten Pause beantwortet er im Sky Interview mit einem Kopfschütteln. "Die Sorge habe ich nicht. Es ist natürlich so, dass man nichts ausschließen kann. Ich kann mich jetzt nicht hinsetzen und sagen, es ist ausgeschlossen, dass wir da einen Knick bekommen", so Klos, der dann aber direkt auf die starke Phase in der Rückrunde verweist: "Ich glaube einfach, wenn diese Saison nicht unterbrochen worden wäre, dann hätte uns so schnell niemand aufgehalten."

Die Arminen im Quarantäne-Hotel

Vermutlich richtig, nun aber ohne Belang. Mittlerweile haben die Arminen ihr Quarantäne-Hotel bezogen. In der Klosterpforte Marienfeld bereitet sich das Team abgeschottet unter Einhaltung des Hygienekonzepts der DFL auf den Restart gegen den VfL Osnabrück am Sonntag vor. Das Derby, das an einem Freitagabend im März bei Flutlicht und vollen Rängen hätte stattfinden sollen. Es wird einen völlig anderen Charakter haben, doch das Ziel der Bielefelder bleibt dasselbe: erfolgreich Fußballspielen als wäre nichts gewesen.

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"Wir haben auch in der letzten Saison schon eine sehr, sehr gute Rückrunde gespielt, haben dann in der Sommerpause gehofft, dass wir wieder ähnlich gut rauskommen und diesen Lauf weiter rüber retten können, haben das in der Winterpause gehabt und werden das natürlich auch jetzt mit den Spielern thematisieren", erinnert Sportgeschäftsführer Samir Arabi bei Sky, der natürlich die Besonderheit der aktuellen Situation nicht verkennt.

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Bielefeld-Sportchef Samir Arabi spricht bei ''Dein Verein'' über einen möglichen Aufstieg ohne die Fans. (Videolänge: 00:24 Sekunden)

Arabi ist seit 2011 im Verein, hatte damals im Sommer den Vertrag unterschrieben, ohne zu wissen, ob der angeschlagene Verein überhaupt die Drittligalizenz bekommen würde. Nach der Sanierung mit Hilfe der Vereinigung großer regionaler Wirtschaftsunternehmen im "Bündnis Ostwestfalen" wurde die Situation für den Manager komfortabler. Bei Transfers wurde der finanzielle Spielraum etwas größer.

Ein Bundesligaaufsteiger ohne Neuzugänge?

Doch die Corona-Krise trifft auch den krisenerprobten DSC. Da die finanziellen Folgen noch nicht abschließend abzusehen sind, sind Arabi unabhängig von der Ligazugehörigkeit möglicherweise die Hände gebunden: "Es kann natürlich sicherlich sein, dass wir in beiden Szenarien auch ohne Neuzugänge in die neue Saison gehen werden." Aber auch mit Neuzugängen wäre ein möglicher Klassenerhalt in der Bundesliga aus Sicht der Bielefelder ein Wunder.

Soweit ist es allerdings noch lange nicht. Neun sehr spezielle Spieltage trennen den Traditionsklub vom größten sportlichen Erfolg der letzten 15 Jahre. An dem völlig unverhofft Klos' kongenialer Partner Andreas Voglsammer wohl doch noch mitarbeiten kann. Aufgrund eines Mittelfußbruchs Ende Januar war das eigentlich ausgeschlossen. Bis Corona kam. Und so gibt es für den Sportgeschäftsführer Arabi dann doch irgendwie den ersten Neuzugang. Und für den gesamten Klub eine positive Nachricht mitten in der Krise. Egal, wie es ausgeht: Emotional wird es werden - unabhängig von den Umständen. Das war bei Arminia immer schon so in 115 Jahren bewegter Geschichte und daran ändert auch ein Virus nichts.

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