Can & die zwei K-Fragen
02.08.2024 | 14:18 Uhr
Konkurrenz und Kapitänsbinde: Im Trainingslager von Borussia Dortmund steht Emre Can vor der Herausforderung, für Einsatzzeit und die Rolle als Kapitän kämpfen zu müssen. Die Zukunft des Spielführers ist unklar.
Für Emre Can muss es sich wie ein Traum angefühlt haben: Zwei Tage vor dem Auftaktspiel der Heim-EM wird der Sechser von Borussia Dortmund für den erkrankten Aleksandar Pavlovic nachnominiert. Can wird gegen Schottland für zehn Minuten eingewechselt - und trifft. Mit Ausnahme des Unentschiedens gegen die Schweiz kommt der 30-Jährige bei allen Partien der Europameisterschaft zum Einsatz. Ein krönender Abschluss für eine Saison voller Verantwortung für Can. Beim BVB trat er für Marco Reus die Nachfolge als Träger der Kapitänsbinde an.
Doch mit einem neuen Trainer und teuren Neuverpflichtungen von Pascal Groß und Waldemar Anton stehen Fragezeichen über Cans Zukunft bei den Schwarzgelben: Kann sich der Nationalspieler gegen die Konkurrenz auf seiner Haupt- und Nebenposition durchsetzen und so als Konsequenz auch seine Kapitänsrolle wahren?
Während sich die EM-Fahrer im Urlaub erholen, entwickelte sich bei der Asien-Reise des BVB Julian Brandt zum Gesicht der Dortmunder. Neben seiner begehrten Präsenz abseits des Platzes bei diversen Marketingterminen trug der 28-Jährige, der als dienstältester Profi der Borussen die Rückennummer 10 übernommen hat, bei zwei Testspielen die Kapitänsbinde. Spekulationen machten die Runde - ein Hinweis?
"Es ist kein Zeichen", erklärte Trainer Nuri Sahin im exklusiven Sky Interview. Zu einem Wechsel der Rolle im Team sei erstmal "nichts angedacht". Dafür wäre es ohnehin zu früh. Erst zum Trainingslager in Bad Ragaz stoßen die EM-Stars aus dem Urlaub zurück zur Mannschaft und können sich auf dem Rasen präsentieren.
In der Schweiz wird wohl Klarheit geschaffen. Nach Sky Informationen werden vor Ort der Mannschaftsrat und Kapitän ernannt. Vorher setzt Sahin auf Kommunikation: "Erstmal rede ich mit meinen Spielern und danach kommuniziere ich das", erklärte er im Sky Interview.
Der Trainer wird auch mit Can reden. Beim Wintertrainingslager in Marbella reflektierte dieser noch über die Verantwortung des Amtes. "Am Anfang dachte ich, ich kann die Welt retten oder muss die Welt retten. Ich hab mich ein bisschen zu wenig um mich selbst gekümmert, mehr um andere", erklärte er. Hineinwachsen müsse man in die Rolle, dazugelernt habe er schon. Genug für die Zukunft?
Can konnte bei der EM deutlich mehr Spielzeit verbuchen als Groß, was sein Standing trotz einer eher wechselhaften Saison weiter verbesserte. In der Kabine ist der gebürtige Frankfurter hoch angesehen. Zudem pflegt der Spieler eine gute Beziehung zum frisch gebackenen Trainer, der im übrigen auch den selben Berater hat wie Can. Alles in allem keine schlechte Ausgangslage für den (Noch-)Spielführer.
Ohnehin ist die Rollenverteilung auf dem Rasen noch unklar. Die deutlich offensivere Ausrichtung von Groß könnte auch Systeme zulassen, in denen Can weiterhin Platz findet. Gemeinsame Einsätze sind möglich. Im Trainingslager des Klubs wird Sahin seinen gewünschten Erlebnisfußball erproben. Für Can ist es die Chance, sich zu zeigen und auf und neben dem Spielfeld seinen Platz zu sichern.
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