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Hertha BSC News: Sami Khedira über seinen Wechsel & seine Zukunft

Khedira über seinen Wechsel, Dardai, Cunha, VfB & seine Zukunft

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Sami Khedira erklärt, warum er sich für Hertha BSC und nicht für die Premier League entschieden hat (Videolänge: 1:01 Min.).

Sein Wechsel zu Hertha BSC überraschte die Fußball-Welt. Im exklusiven Interview mit Sky Sport spricht Sami Khedira über seinen Schritt in die Hauptstadt, Trainer Pal Dardai, Teamkollege Matheus Cunha, seinen Ex-Klub VfB Stuttgart und seine Zukunft.

Sky Sport: Herr Khedira, es ist keine drei Monate her, da saßen wir in Stuttgart draußen und redeten über England, Mourinho, Nagelsmann - auf Hertha wäre ich jetzt nicht gekommen. War das eventuell damals schon eine Überlegung wert für Sie?

Khedira: Die Überlegung damals war, dass ich spielen möchte. Das war, wie schon gesagt, keine einfache Situation bei Juventus. Ich fühle mich einfach danach, dass ich noch fit bin, dass ich den Ehrgeiz, die Energie und den Enthusiasmus habe, dass ich spielen möchte und nicht nur trainieren und irgendwie so den Gute-Laune-Bär gebe. Natürlich wäre England eine großartige Geschichte, aber für mich ist das Wichtigste, dass ich mich wohlfühle, dass ich zu einem Verein gehe, wo ich die Chance habe, zu spielen mit dem Sportdirektor, dem Verein und dem Trainer: Das war dann im Endeffekt Hertha. Es hilft auch nichts, wenn ich zu einem Verein gehe, der dann Elfter in der Premier League ist, aber es sich nicht richtig anfühlt. Da gab es definitiv auch Möglichkeiten, aber es hat nicht so gepasst. Deswegen habe ich das dann nicht machen wollen. Dann kam Hertha und von Anfang an hat die Chemie gestimmt. Jetzt bin ich hier und bringe mich auch ein.

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Sky Sport: Wer kam eigentlich zunächst auf Sie zu?

Khedira: Ich habe mit Arne [Friedrich, Anm. d. Red.] gesprochen, dann mit Carsten Schmidt und dann bin ich nach Berlin gekommen. Für mich ist immer der persönliche Kontakt wichtig. Weil man kann telefonieren, man kann ein Gefühl dafür bekommen: 'Braucht ihr jemand, könnt ihr damit leben, dass ich komme?' Das war dann relativ schnell klar, dass das möglich wäre. Aber dann ist natürlich auch der Austausch Face-to-Face unheimlich wichtig und das hatte ich dann, das gleiche Gefühl mit Arne, mit Carsten Schmidt, aber auch mit Pal Dardai. Mit dem Trainer muss ich tagtäglich arbeiten, wir müssen miteinander klarkommen, das ist das Wichtigste. Und ich hatte bei allen drei wirklich das Gefühl, dass es passen kann, dass eine gute Chemie herrscht, wir auf einer Wellenlänge sind und die gleiche Zielausrichtung haben. Das war das Wichtigste. Deswegen bin ich letztendlich auch den Schritt zur Hertha gegangen.

Khedira über seine Erfahrungen im Ausland

Sky Sport: Man sagt im englischen Sprachgebrauch "You can never go back home". Jetzt sind Sie nach fast elf Jahren wieder zurück in Ihrem Heimatland oder in Ihrer Heimat-Liga. Wie fühlt es sich so an, nach fast elf Jahren Abwesenheit?

Khedira: Es ist nicht so, dass ich jetzt irgendwas vermisst habe, sondern ich habe immer gesagt, ich kann mich überall relativ schnell anpassen. Ich habe es sehr, sehr genossen, im Ausland zu spielen. Es waren wundervolle zehneinhalb Jahre, sowohl in Spanien als auch in Italien, das sind Erfahrungen, die kann mir niemand mehr nehmen. Ich glaube, diese helfen jetzt auch unabhängig von der Sprache: Wir haben viele Charaktere, wir haben viele Nationen hier und es hilft mir einfach auch meine Mitspieler viel, viel besser zu verstehen, nachvollziehen, wie sie ticken, warum sie eventuell gewisse Handlungen machen. Und es ist eine richtig, richtig gute Erfahrung und auch eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich gemacht habe. Aber ich bin deutscher Staatsbürger. Ich fühle mich sehr, sehr deutsch, habe jahrelang für die deutsche Nationalmannschaft gespielt und deswegen ist es einfach schön. Es sind andere Abläufe und natürlich auch andere Mentalitäten, die jetzt hier zusammenkommen. Aber wie gesagt, ich bin irgendwo international, deswegen ist es schön, trotzdem auch nochmal hier in der Hauptstadt sein zu können und auch Fußball spielen zu dürfen.

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Herthas Neuzugang Sami Khedira spricht über seine Erfahrungen im Ausland (Videolänge: 57 Sek.).

Khedira über das Verhältnis zu jungen Spielern

Sky Sport: Sie haben mir bei unserem letzten Treffen besonders ausführlich erzählt, wie sehr es Sie reizen würde, gerade jetzt mit jungen Spielern zu arbeiten, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Jetzt klingt das wieder durch nach den ersten Tagen in Berlin mit dieser neuen jungen Mannschaft. Sie haben gleich gesagt, Sie wollen hier nicht den Boss spielen oder raushängen lassen. Wie kommen aber die Jungen auf Sie zu? Haben die so was wie den Weltmeister-Respekt oder bekommen Sie gerade von denen schon ein bisschen Feuer?

Khedira: Nein, ich denke im Allgemeinen ist das mit fast allen Menschen so, dass man erst einmal sich abtastet. Man weiß ja nicht, wie der andere tickt. Natürlich ist der gegenseitige Respekt letztendlich auch da. Aber es ist eine saulustige Mannschaft und auf dem Platz wird hart gearbeitet. Es ist auch eine sehr talentierte Mannschaft, was ich davon schon gesehen habe, aber was ich auch im Training sehe, größtenteils wirklich auch sehr ehrgeizig. Ich bin Teil des Teams und so versuche ich mich auch zu verhalten und ich glaube auch, so sehen mich auch die Jungs. Die Titel und die ganzen Sachen, die ich gewonnen habe, die kann man nicht wegdiskutieren, die sind da und das wissen auch die Jungs, das weiß ich, aber es zählt nicht. Jetzt zählt die Gegenwart, da ist es der Bundesliga-Alltag. Und mir macht es unheimlich viel Spaß mit vielen jungen Spielern zu arbeiten, weil ich sehe, dass sie den ganzen Weg noch vor sich haben. Wenn jemand etwas wissen will oder im Austausch, der ist schon da vielen Spielern, dann redet man über gewisse Erfahrungen im Ausland, dann redet man über die Titel, dann redet man was kann man alles tun, um auch mal so erfolgreich zu sein. Wir haben hier einige Spieler, die den Schritt auch gehen können und davon bin ich überzeugt. Das ist kein Schüler-Lehrer-Gespräch, sondern Mannschaftskollege zu Mannschaftskollege, Freund zu Freund und deswegen fühle ich mich einfach wohl, weil es wirklich eine sehr internationale Truppe ist und unheimlich lustig, aber gleichzeitig auch sehr ehrgeizig.

"Matheus Cunha ist ein unfassbarer Fußballer"

Sky Sport: Mal konkreter danach gefragt, wie ein Spieler wie Sie mit diesem Erfahrungsschatz die Erfahrungen weitergibt. Da haben wir zum Beispiel so einen super talentierten Matheus Cunha, mit 21 Jahren, der aber schon im Kreis der Selecao ist und dementsprechend auch selbstbewusst. Wie nehmen Sie Einfluss auf so einen, dass er vielleicht beim nächsten Mal kurz vor Schluss gegen die Bayern so eine Riesenchance nicht auslässt?

Khedira: Sie haben es schon angesprochen, Matheus Cunha ist ein unfassbarer Fußballer - was ich davor schon in Leipzig gesehen habe, jetzt auch schon immer wieder bei den Spielen mit der Hertha, aber was ich auch im Training sehe. Im Englischen sagt man, er ist "very humbled", also ein unheimlich bodenständiger Mensch. Ich konnte mir von ihm meinen eigenen Eindruck machen, konnte schon einige Male mit ihm sprechen. Wir flachsen viel. Im Trainingsspiel hat er mal gegen mich gewonnen, da freut er sich glaube ich immer noch. Aber erst er ist sehr klar im Kopf und ich habe ihm auch gesagt, wenn er klar im Kopf bleibt und wirklich an sich arbeitet und er sagt schon von sich selber, dass er weiß, dass er noch viel arbeiten muss, dann hat er die Chance, wirklich eine große Karriere zu machen. Und er war selber der traurigste Mann nach dem Spiel gegen die Bayern, weil er wusste, den muss er machen. Aber ich finde es ist auch seine Spielweise. Er hat das Freche, ein Lupfer gegen Manuel Neuer ist nicht ganz einfach. Jeder, der auch mal auf Manuel Neuer zuläuft weiß, dass es schwierig ist. Es war eine sehr, sehr gute Aktion, aber er muss den Ball gerade chippen. Aber da kann ich ihm keinen Vorwurf machen.

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Khedira über sein Debüt

Sky Sport: Wie war das denn überhaupt für Sie am letzten Freitag? Haben Sie bei Ihrer Einwechslung vielleicht gerade speziell in diesem Moment mal kurz 15 Jahre zurück gedacht? An Armin Veh, als er Ihnen im gleichen Stadion ein paar Minuten gegeben hat kurz vor Schluss. Das war Ihr erstes Bundesligaspiel.

Khedira: Das war 2006. Da war ich noch ein bisschen nervöser. Die Zeit war noch ein bisschen kürzer. Jetzt war es einfach nur eine extreme Vorfreude. Wir lagen 0:1 hinten. Ich habe die Mannschaft unheimlich agil gesehen. Mit einer großen Leidenschaft. Meines Erachtens hätten wir auch einen Punkt verdient. Aber für mich war es einfach nur: Endlich wieder Fußball spielen, endlich wieder einen Wettkampf zu haben. Alleine schon an der Außenlinie ein paar Sprints zu machen, nah an der Mannschaft zu sein, sie zu motivieren und dann endlich aufs Spielfeld zu dürfen. Das war ein unfassbares Gefühl. Das hatte ich schon lange nicht mehr. Ich habe auch nie gedacht, dass ich mal mit 33 sage: 'Was für ein geiles Gefühl, eingewechselt zu werden'. Aber das war es definitiv! Es war für mich so ein schöner Moment. Aber gleichzeitig war es auch ziemlich schade, dass wir mit null Punkten rausgegangen sind. Aber trotzdem, die Vorfreude, die war einfach schon enorm. Und jetzt bin ich, wie schon am Anfang erwähnt, unheimlich glücklich, wieder Teil einer Mannschaft und wichtig zu sein.

"Man muss da wirklich behutsam sein"

Sky Sport: Deswegen sagte ich ja gerade, dass so etwas für einen Spieler mit Ihrem Standing nicht normal ist. Der freut sich nicht auf eine Einwechslung. Vielleicht nur einmal in seiner Karriere, beim allerersten Spiel. Aber jetzt auch wieder vielleicht.

Khedira: Der Trainer hatte das auch schon gesagt. Man muss da wirklich behutsam sein. Natürlich möchte ich spielen. Aber, wenn man lange aus dem Rhythmus raus ist...ich bin fit, ich fühle mich gut. Ich möchte alle 15 Spiele, jetzt noch 14 Spiele, wirklich verfügbar sein. Das ist immer das Wichtigste. Einer der größten Fußballer aller Zeiten, mit dem ich noch vor wenigen Tagen oder Wochen zusammengespielt habe, sagt: 'Das Wichtigste ist nicht jedes Spiel zu spielen, das Wichtigste ist, in jedem Spiel verfügbar zu sein.' Da hat er vollkommen recht und das ist in meiner Situation momentan auch so. Es bringt jetzt nichts, drei Spiele über 90 Minuten oder 70 und dann erstmal raus zu sein, sondern es muss aufgebaut werden. Natürlich braucht das Spiel auch Zeit dafür. Der Trainer muss das dann auch steuern und jedem gerecht werden. Das weiß ich auch. Aber natürlich hilft mir jede Minute. Aber wie gesagt, Fußball ist Leidenschaft, ist Energie, ist Hingabe. Aber das habe ich immer wieder erwähnt. Da ist man ein kleines Kind. Da ist es auch egal, wie alt man ist oder was man erreicht hat, sondern dann geht man auf den Bolzplatz und ist froh, endlich Fußball spielen zu dürfen. So hat sich das ein bisschen angefühlt.

Sky Sport: Gianluigi Buffon hat das wahrscheinlich gesagt?

Khedira: Ein noch größerer Spieler.

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Sky Sport: Damals, 2006 standen Arne Friedrich und Pal Dardai auf der anderen Seite. Wie ist das, wenn diese ehemaligen Gegenspieler jetzt Vorgesetzte sind?

Khedira: Mit Pal Dardai hatte ich damals nicht den persönlichen Kontakt, aber mit Arne. Da ändert sich gar nichts. Es ist genau der gleiche respektvolle Umgang, den man als Mitspieler oder als Gegenspieler hat und jetzt auch als Trainer oder Manager. Ich hatte das schon einige Male. Markus Babbel, mit dem ich vorher noch zusammengespielt habe, war mein Trainer beim VfB Stuttgart, gegen Andrea Pirlo habe ich schon einige Male gespielt. Barzagli, mit dem ich gespielt habe, war später dann auch Co-Trainer. Also es sind ganz viele Spieler, Ex-Spieler, mit denen ich schon in einer anderen Funktion zusammengearbeitet habe. Deswegen, wenn man da respektvoll miteinander umgeht, dann ändert sich doch relativ wenig, außer dass der andere noch ein bisschen mehr zu sagen hat. Aber es beruht immer auf Gegenseitigkeit.

"Dardai redet nicht um heißen Brei herum"

Sky Sport: Wie ist das mit Pal Dardai? Haben sie das Gefühl, das ist genau der richtige Mann an der richtigen Stelle jetzt im Augenblick, um die Kurve zu kriegen und Hertha wieder ganz woanders hinzuführen?

Khedira: Ich kann nicht beurteilen, was Bruno Labbadia davor gemacht hat, wie die Trainer davor gearbeitet haben. Ich kann die Ist-Situation beurteilen und die ist, dass Pal Dardai ein sehr ehrlicher Trainer ist, ein sehr ehrlicher Mensch, ein sehr direkter Mensch. Das muss man auch so annehmen. Er redet nicht um den heißen Brei herum, sondern sagt, wie es ist. Er ist sehr eng an der Mannschaft. Er macht auch Späße. Aber auf dem Platz ist er sehr, sehr streng, sehr, sehr direkt. Er fordert einfach auch Disziplin ein. Aber außerhalb will er einfach auch die Leichtigkeit und den Spaß vermitteln und mir persönlich sagt das zu, weil ich mag ehrliche und direkte Menschen. Fußball ist Spaß. Natürlich ist das unsere Arbeit. Fußball funktioniert nur mit Spaß, aber gleichzeitig auch mit Ernsthaftigkeit. Und ich glaube, er verkörpert das sehr, sehr gut. Er lebt es vor. Deswegen kann ich jetzt die Situation so beurteilen, dass es der richtige Trainer ist für diese Mannschaft und hoffentlich auch für die Zukunft von Hertha BSC.

"Unruhen interessieren mich relativ wenig"

Sky Sport: Dem, was Sie jetzt sagen, würde ich entnehmen, dass die Unruhe, die bei Hertha in letzten Wochen geherrscht hat, mit den Personalentscheidungen auf der Führungsebene ihre Entscheidung nicht maßgeblich beeinflusst hat?

Khedira: Nein. Wie gesagt, Unruhen hin und her. Das interessiert mich eigentlich relativ wenig. Wenn wenn man bei Real Madrid oder bei Juventus Turin gespielt hat, da hat man tagtäglich Unruhen. Wichtig ist, was in der Mannschaft, was in der Kabine passiert und wichtig ist, was zwischen Mannschaft und Trainer passiert. Es ist für mich das Allerwichtigste und deswegen wollte ich auch nach Berlin kommen. Deswegen wollte ich auch, bevor wir über irgendetwas gesprochen haben, über Position, über das Finanzielle oder irgendwelche Geschichten, erst mal die Menschen kennenlernen. Auch, dass sie mich kennenlernen, dass sie hier nicht irgendwie das Gefühl haben, 'hier kommt irgendwie so ein Superstar her', sondern hier kommt ein ehrgeiziger junger Fußballer, der einfach Bock hat zu kicken und eine Mannschaft voranbringen möchte. Und dann lernt man sich kennen und kriegt ein Gefühl dafür. Was in den Medien geschrieben wird, das interessiert mich relativ wenig. Für mich sind die Leute, die dafür verantwortlich sind, das Entscheidende. Die haben hier einen sehr ruhigen, aufgeräumten, ganz klaren Weg vorgegeben und eine ganz klare Meinung gehabt. Und deswegen war es für mich dann auch letztendlich kein Thema.

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"Unheimlich viele Emotionen drin"

Sky Sport: Wenn über die Situation der Hertha gesprochen wurde in vergangenen Monaten, wurde oft gesagt, der Kader sei zumindest unglücklich zusammengestellt und das wurde dem ehemaligen Manager auch zur Last gelegt. Sie sind jetzt neu in diesen Kader gekommen. Ist das ein Eindruck, den Sie nachvollziehen können? Gibt es da Dysbalancen?

Khedira: Erstmal bin ich letzte Woche hier reingekommen und habe eine sehr intakte Mannschaft gesehen. Ich meine, meine Aufgabe ist es definitiv nicht, die Arbeit des Ex-Managers oder des aktuellen Managers zu beurteilen oder zu kritisieren. Und schon dreimal nicht öffentlich. Natürlich gibt es Dinge, die ich sehe. Es gibt Dinge, die verbessert werden müssen. Wenn man 17 Punkte hat und auf einem Fast-Relegationsplatz steht, sich den teilt, dann müssen Dinge besser gemacht werden, dann laufen Dinge nicht richtig. Es ist natürlich wichtig, aber es ist nicht so, dass hier ein Sauhaufen ist, dass hier nur Egos sind, das hier nur irgendwelche Schönspieler sind. Das ist definitiv nicht der Fall. Also ich glaube jeder, der hier irgendwo was schreibt und sagt, die Mannschaft ist verzogen oder nicht ernsthaft genug, der muss vorsichtig sein, weil meines Erachtens eine Analyse von außen immer sehr, sehr gefährlich ist. Jetzt habe ich zum Glück die Möglichkeit, es von innen zu sehen. Und da ist es so, dass es ein sehr harmonischer Umgang ist, aber auch ein sehr kritischer Umgang miteinander. Wie gesagt: Für mich ist das Wichtigste, was auf dem Platz passiert. Da hat man in Frankfurt schon gesehen, dass da eine sehr intakte Mannschaft auf dem Platz war und jetzt gegen Bayern hat man das auch gesehen. Ich glaube auch spielerisch war es schon sehr, sehr gut, es hat noch ein bisschen das Spielglück gefehlt. Aber auch das tägliche Training, ob das im Gym ist, ob das dann auf dem Platz ist: Wir haben gestern Schnee-Fußball gespielt, da waren unheimlich viele Emotionen drin. Und Fußball ist Emotionen und die sind da und da ist Lust, die Spieler haben Bock, zu arbeiten. Den Rest macht das Trainerteam mit der Taktik und wir setzen es dann um und holen hoffentlich schon am Samstag drei Punkte.

Sky Sport: Haben Sie Pal schon mal dezent darauf hingewiesen, dass er Sie womöglich gegen Stuttgart von Beginn an spielen lassen sollte?

Khedira: Nein. Darüber haben wir überhaupt nicht gesprochen. Meine Aufgabe ist es, auf dem Platz zu arbeiten. Meine Aufgabe ist es, noch spielfitter zu werden, wie ich schon bin. Und dann kommt irgendwann auch das Gefühl. Ich glaube der Trainer sieht das von außen, welchen Eindruck ich habe. Die Mannschaft hat es gut gemacht gegen Bayern mit Tousart, mit Ascacibar, mit Guendouzi, der reinkam. Wir haben das schon richtig gut gemacht. Ich weiß, dass ich vielleicht nochmal eine andere Form von Qualität mit reinbringen kann. Aber wie gesagt: 14 Spiele. Wir haben Zeit.

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Hertha-Trainer Pal Dardai über Sami Khedira vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart. (Videoläge: 1:02 Minuten)

Voller Fokus auf Stuttgart

Sky Sport: In den 14 Spielen, sagt Pal Dardai, müssten schon mal so 18 oder 20 Punkte noch her und in den nächsten Wochen könnte es durchaus passieren, dass bei dem Programm Sachen passieren, die nicht so toll aussehen. Wie ist Ihr Gefühl? Braucht die Mannschaft aktuell hauptsächlich eher Geduld oder eher Enthusiasmus?

Khedira: Ich denke nichts davon. Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu sagen: 'Wir sind doch eh gut genug und wir werden die Punkte schon holen'. Eins ist auch klar, wenn man auf die letzten fünf oder sechs Spiele schaut und dann gegen direkte Konkurrenten sagt: 'Dann holen wir die Punkte eben da'. Da entscheidet dann nicht mehr die Qualität, sondern da ist natürlich auch ein immenser Druck auf dem Kessel. Deswegen bin ich trotzdem davon überzeugt, dass wir auch in Stuttgart oder auch dann gegen Leipzig, Wolfsburg, dass wir da was holen können und auch holen müssen. Wir müssen uns da letztendlich nicht verstecken. Wir sind nicht in der Favoriten-Position. Das ist vielleicht auch ein kleiner Vorteil für uns und die anderen spielen dann um die Champions League. Die haben dann auch wieder was zu verlieren und deswegen will ich das jetzt nicht auf die letzten vier, fünf, sechs Spiele vertagen, sondern jedes Spiel ist eine Möglichkeit, zu punkten. Das hat man jetzt gesehen. Gegen die Bayern hatten wir auch die Möglichkeit zu punkten. Deswegen fokussieren wir uns auf Stuttgart. Wir versuchen da eine Top-Leistung abzurufen und womöglich dann auch drei Punkte mit in die Hauptstadt zu nehmen.

Sky Sport: Also steckt nicht mehr so viel VfB in Ihnen, dass sie sich mit einem Remis zufrieden geben würden?

Khedira: Warum so viel VfB?

"Der VfB liegt mir am Herzen"

Sky Sport: Sympathie für den VfB, für den ehemaligen Verein?

Khedira: Nein. Also wie gesagt, ich bin aus Stuttgart und der Verein liegt mir am Herzen. Das weiß auch jeder. Aber ich bin glaube ich Profi genug, um zu sagen, dass ich für die Mannschaft, für die ich auflaufe - das waren nicht so viele in meiner Karriere - dass ich immer alles dafür gebe. Da gibt es auch keine Freunde oder sonst irgendetwas auf dem Platz. Da zählt gewinnen, drei Punkte, nicht mehr, auch nicht weniger.

Khedira über seine Zukunft

Sky Sport: Wo Sie es gerade ansprechen: Sie waren nicht bei vielen Vereinen, Sie waren bei Ihren Vereinen immer sehr lange. Werden Sie so lange bei der Hertha sein bis die den nächsten Titel gewonnen hat?

Khedira: Das ist dieses Jahr wohl schwer. Im Pokal sind wir nicht mehr vertreten. Meisterschaft könnte eng werden. Ich habe mir jetzt das Ziel gesetzt, die Saison bei Hertha zu Ende zu spielen, so viel Spaß wie möglich zu haben, mich in eine Position zu bringen, dass ich Woche für Woche auf dem Platz stehen kann. Und dann setze ich mich mit Arne und Carsten Schmidt wieder im Mai zusammen. Dann kann Hertha die Situation beurteilen, ich kann meine Situation beurteilen und dann schauen wir, wie es dann weitergeht. Aber für mich zählen jetzt einfach diese dreieinhalb Monate voller Fokus auf Fußball. Und alles andere, in welche Richtung es dann geht, schauen wir dann im Mai. Aber jetzt gilt der Fokus ganz klar auf Fußballspielen, auf Gewinnen und Hertha wieder ins Mittelfeld zu bringen. Das wir etwas mehr Ruhe haben.

Das Interview führte Vinko Bicanic.

Sky zeigt das Bundesliga-Match VfB Stuttgart vs. Hertha BSC am Samstag, 13. Februar ab 15:15 Uhr live uns exklusive auf Sky Sport Bundesliga 3, Sky Go und mit Sky Ticket.

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