Bayern nach Pokalpleite frustriert
24.05.2018 | 09:38 Uhr
Auf Bankettreden schlägt Karl-Heinz Rummenigge schon mal härtere Töne an. "Wir sind beschissen worden", sagte der Vorstandschef des FC Bayern vergangenes Jahr nach dem Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid. Am Samstag schlug Rummenigge leisere Töne an. "Der Einzige, der mir heute Abend leid tut, ist Jupp", sagte Rummenigge nach dem 1:3 im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt.
Die Niederlage würde die außerordentliche Karriere von Jupp Heynckes nicht schmälern, betonte der Bayern-Boss - und wählte warme Worte für den scheidenden Trainer.
"Danke Jupp. Du hast die Mannschaft im Oktober übernommen und Großartiges geleistet. Du kannst jetzt wohl verdient in deinen Ruhestand nach Schwalmtal zu Frau und Hund gehen."
Zum Abschied gab es dann noch ein Ständchen. Bei "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli sang Rummenigge leise mit - und schwenkte dabei einen Schal mit der Aufschrift "Jupp Jupp Jupp".
Heynckes schien der ganze Trubel nicht recht zu sein. "Ich denke im Moment nicht an das, was ich nächste Woche privat tue, was ich zuerst mache", hatte er zuvor auf seiner letzten Pressekonferenz gesagt: "Ich muss erst einmal Abstand gewinnen und zur Ruhe kommen."
Er sei "ja nicht mehr 40 oder 45 und weiß meine Kräfte richtig einzuschätzen. Der Job beim FC Bayern ist so anstrengend, manchmal stressig. Das können Sie nur wegstecken, wenn Sie sehr professionell sind und sehr diszipliniert leben", so Heynckes: Mit 73 weiß man nicht, wie lange man noch zu leben hat. Ab nächste Woche möchte ich mein Leben wieder genießen."
Heynckes ist kein Mann großer Worte, er lässt lieber Taten sprechen. Das Triple von 2013 konnte er nicht wiederholen, doch liebend gern hätte er sich zumindest mit dem Double verabschiedet. "Es gibt so Tage, die sind gebraucht, wir haben uns das anders vorgestellt", sagte Heynckes: "Ich hätte Ihnen lieber einen Sieg mitgebracht, lieber den Pokal."
Dass daraus nichts wurde, lag nicht nur an der höchst umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidung in der Nachspielzeit, als den Bayern ein klarer Elfmeter verweigert worden war.
Die Frankfurter hätten "verdient gewonnen", meinte Rummenigge: "Sie haben ein Stück mehr Leidenschaft, ein Stück mehr Wille in dieses Spiel reingelegt, sie wollten mit aller Gewalt gewinnen."
Die Bayern wirkten im Gegensatz dazu satt, ihnen fehlte genau dieser letzte Wille. Joshua Kimmich machte seinem Ärger über den verkorksten Saisonabschluss Luft.
"Für mich persönlich ist es eine brutal enttäuschende Saison", sagte Kimmich: "Die Liga war so früh entschieden, dass wir wussten, dass es auf die Champions League und DFB-Pokal ankommt. Wir haben keinen von den beiden Titeln gewonnen. Ich gehe mit einem sehr schlechten Gefühl in den Kurzurlaub", ergänzte der Nationalspieler.
Wie im Jahr zuvor unter Carlo Ancelotti gewannen die erfolgsverwöhnten Münchner "nur" die Meisterschaft.
Heynckes wollte sich die Saison aber nicht schlechtreden lassen. "Als wir den FC Bayern am 7. Oktober übernommen haben, hatte er fünf Punkte Rückstand und fast alle, die mit der Mannschaft gearbeitet haben, sagen, wir wären nie Meister geworden. Wir haben unabhängig vom Pokalendspiel über weite Strecken überragenden Fußball gespielt."
Im nächsten Jahr unter seinem Nachfolger Niko Kovac werde der FC Bayern "wieder angreifen".
Rummenigge erzählte, er habe im Auto auf dem Weg zum Bankett darüber nachgedacht, wann der FC Bayern zuletzt ein Finale verloren hatte - "und das war 2012 mit gleich drei Niederlagen." Damals zogen die Münchener in der Bundesliga und im Pokal gegen Dortmund den Kürzeren und verloren das "Finale dahoam" in der Champions League gegen Chelsea.
Danach sei der FCB wieder aufgestanden - und das werde er immer wieder tun, sagte Rummenigge. Es klang wie eine Drohung.