HSV: Hamburger Sebastian Schonlau im exklusiven Sky Interview
Sky exklusiv || Schonlau: "Haben eine wunderbare Ausgangsposition"
07.04.2023 | 20:40 Uhr
Sebastian Schonlau hat seine Verletzung auskuriert und seine Gelbsperre abgesessen - wichtig für den HSV, denn der Abwehrchef ist unverzichtbar.
Nach drei sieglosen Spielen in Folge brauchen die Hamburger gegen Hannover dringend einen Dreier, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Sky Reporter Sven Töllner hat den Kapitän zum exklusiven Interview getroffen.
Sky Sport: Mit Ihnen in der Startelf ist der HSV deutlich erfolgreicher als ohne Sie. Finden Sie das gut oder schlecht?
Schonlau: Das kann man natürlich aus zwei Perspektiven betrachten. Für uns ist es wichtig zu wissen, dass wir viele richtig gute Spieler haben. Ob ich dabei bin oder nicht, ist gar nicht so entscheidend - wichtig ist, dass wir als Mannschaft auf dem Platz agieren und gewinnen wollen. Das sieht man in jedem Spiel.
Sky Sport: Schmeichelt es Ihnen nicht, dass Sie offenbar unverzichtbar sind?
Schonlau: Wir haben mehr als genug Spiele - auf jeden Fall zu viele - verloren, wenn ich auf dem Platz gestanden habe. Natürlich registriere ich das, aber es ist doch klar, dass ich in den Spielen, in denen ich nicht auflaufen konnte, lieber drei Punkte geholt hätte.
Sky Sport: Bei Fans und Medien ist wieder die Rede von der Frühjahrsflaute - nervt das?
Schonlau: Schon ein bisschen. Da wird dann viel über die Vergangenheit geredet, für die wir ja eigentlich nichts können. Natürlich hatten wir diese Phase in der vergangenen Saison - die war aus meiner Sicht übrigens deutlich ausgeprägter. Aber letztlich haben wir auch im Endspurt noch die Relegation erreicht. Jetzt haben wir eine neue Saison mit anderen Voraussetzungen. Deshalb können wir damit nicht viel anfangen. Wichtig ist, dass wir uns davon nicht beeinflussen lassen.
Sky Sport: Fällt das schwer?
Schonlau: Nein. Es liegt ja an uns, das nicht zuzulassen und stattdessen positive Gedanken zu haben. Wir haben eine wunderbare Ausgangsposition vor den letzten acht Spielen und vieles in der eigenen Hand. Wenn wir unsere Spiele gewinnen, kann uns wahrscheinlich keiner wehtun. Wir freuen uns richtig drauf.
Sky Sport: Wenn es beim HSV nicht läuft, sind die Bewertungen auf den vielen öffentlichen Kanälen meist geprägt durch Spott und Häme. Muss man lernen, damit umzugehen?
Schonlau: Ja. Das war mir natürlich klar, bevor ich zum HSV gewechselt bin, und ich wollte genau diesen Druck erleben. Daraus zieht man im Idealfall Energie. Es zeigt auch, dass sich viele Menschen mit dem HSV beschäftigen. Ein Verein dieser Größe hat aus meiner Sicht in der 2. Liga eigentlich nichts zu suchen.
Sky Sport: Die Ergebnisse waren zuletzt nicht optimal. Was muss die Mannschaft tun, um sich aus dieser Phase herauszukämpfen?
Schonlau: Das klingt mir zu dramatisch. Es gibt nun mal Phasen, in denen man zwei oder drei Spiele nicht so punktet, wie man sich das vorstellt - aber eines steht natürlich fest: Wir wollen wieder Spiele gewinnen - am besten jetzt am Samstag.
Sky Sport: Der HSV steht einen Punkt hinter Platz drei. Finden Sie, dass zu skeptisch auf den Klub geblickt wird?
Schonlau: Das sind wir natürlich ein Stück weit gewohnt - unsere Aufgabe ist es, das Gegenteil zu beweisen. Es macht im Übrigen auch Spaß, die Leute davon zu überzeugen und zu zeigen: Wir sind der HSV, und wir haben was richtig Gutes vor.
Sky Sport: Manche Fans sind besorgt…
Schonlau: Ist doch klar, dass die Fans im Hinterkopf haben, was in den letzten vier Jahren passiert ist. Aber schauen Sie sich die Unterstützung an. Daheim sowieso - aber auch auswärts platzt unser Block regelmäßig aus allen Nähten. Das zeigt doch, dass wir eine Identität geschaffen haben.
Sky Sport: Ist diese Identität, der Stil für die Gegner zu leicht zu durchschauen?
Schonlau: Wir haben eine richtig gute Fußball-Idee, von der alle bei uns restlos überzeugt sind. Diese Idee beinhaltet aber viele Optionen. Es liegt an uns, die auch umzusetzen. Das klappt mal besser, mal schlechter. Natürlich wollen wir gerne den Ball haben - das darf auch jeder wissen. Trotzdem finden wir ja immer wieder Möglichkeiten, auf die der Gegner nicht so vorbereitet ist, dass er uns dabei stören kann. Das ist unser Anspruch.
Sky Sport: Die Fans wollen offenbar ihren Teil dazu beitragen, dass die Saison für den HSV erfolgreich endet. Zuletzt waren 20.000 Anhänger mit in Düsseldorf, der Volkspark ist immer nahezu ausverkauft…
Schonlau: Das ist wirklich beeindruckend. In Heidenheim zum Beispiel: Wir liegen 0:3 zurück und die pushen uns, als würden wir 3:0 führen. Die unterstützen uns bedingungslos, und das hilft natürlich immens.
Sky Sport: Vermutlich wünschen die sich aber, dass die Mannschaft sich nicht mehr so häufig in die Situtation bringt, Moral beweisen zu müssen.
Schonlau: Das ist natürlich auch bei uns ein Thema. Wir müssen es schaffen, diese Emotionen schon mitzunehmen, wenn wir einlaufen, die Intensität einzusaugen. Unser Anspruch ist, von Anfang an dominant zu sein. Und das ist uns ja auch schon häufig gelungen.
Sky Sport: Hannover hat nach einer sehr schlechten Phase zuletzt ein Spiel gedreht - ein Gegner, der zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt?
Schonlau: Die sind natürlich besser, als es die Ergebnisse in diesem Jahr vermuten lassen. Trotzdem schauen wir auch in diesem Spiel in erster Linie auf uns. Wenn wir ein richtig gutes Spiel machen, hat es jeder Gegner schwer uns wehzutun. Das wird auch am Samstag so sein.
Sky Sport: Sechs Punkte Vorsprung auf Rang vier. Würden Sie den Relegationsplatz annehmen?
Schonlau: Nein.
Sky Sport: Es muss mindestens ein Platz höher sein?
Schonlau: Wir wollen aufsteigen. Dafür braucht man den ersten oder zweiten Platz. Wir wollen am liebsten den ersten, wenn es der zweite wird, dann können wir damit auch leben.
Sky Sport: Auf der Zielgeraden sitzt Ihnen der Stadtrivale immer mehr im Nacken. Beeinflusst Sie das?
Schonlau: Ein bisschen Abstand ist ja schon noch dazwischen… Aber sie machen es sehr gut, haben alle Rückrundenspiele gewonnen. Wir freuen uns auf das Derby, haben bis dahin aber noch zwei sehr wichtige Aufgaben zu erledigen. Gegen den FC St. Pauli haben wir aus der Hinrunde noch was gutzumachen und werden natürlich alles reinhauen, um unseren Fans das zurückzugeben, was sie sich verdient haben.
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