James Rodriguez: Der X-Faktor des FC Bayern München für die Triple-Jagd
Vor dem Viertelfinal-Hinspiel beim FC Sevilla
04.04.2018 | 07:23 Uhr
Nach einem durchwachsenen Start entwickelt sich James Rodriguez beim FC Bayern München zum Schlüsselspieler. Nun will er auch in der Champions League (Dienstag ab 19 Uhr live auf Sky) den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Spätestens seit der 6:0-Gala gegen Borussia Dortmund steht fest: München hat einen neuen Fußball-Künstler, der das Publikum verzücken kann. Einen Ballstreichler, der elegante Pässe aus dem Fußgelenk spielen kann. Wie beim Treffer zum 3:0. Einem Tor zum Zungeschnalzen.
Eine butterweiche und perfekt getimte Flanke von der linken Seite veredelte Thomas Müller per Direktabnahme. Der Weltmeister wusste ganz genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. Sein Weg führte direkt zu James Rodriguez. Der Kolumbianer glänzte 65 Minuten lang mit seiner Passsicherheit als Ballverteiler, aber auch als Balleroberer. Kurz vor jenem 3:0 luchste er Gonzalo Castro die Kugel an der Mittellinie ab. Dazu erzielte er noch ein Tor und gab zwei Vorlagen. Unter stehenden Ovationen wurde er ausgewechselt.
Wahrscheinlich hätte der Mittelfeldmann gerne weitergespielt, doch es gilt Kräfte zu sparen für die anstehenden Partien. Für das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Sevilla und das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen benötigt Jupp Heynckes seine Unterschiedsspieler in voller Frische. Einer von ihnen ist James Rodriguez.
Rummenigge: "Muss Ancelotti beglückwünschen"
Die Leihgabe von Real Madrid ist endgültig angekommen in der bayerischen Landeshauptstadt. "Er wird immer besser und fühlt sich total wohl in München sowie beim FC Bayern", bestätigt Heynckes. Mittlerweile lerne er sogar Deutsch, verriet Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Diese Entwicklung war vor einem halben Jahr noch nicht abzusehen. "Zu Beginn hatte er noch mit großen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen", erinnert sich Sky Reporter Uli Köhler.
Nach seinen Eindrücken habe der Wunschspieler von Ex-Trainer Carlo Ancelotti damals nicht richtig austrainiert und auch nicht gerade übermotiviert gewirkt. Schon in seinen drei Jahren bei den Königlichen kam er nie über die Reservisten-Rolle hinaus, daher wurde der sportliche Mehrwert schnell in Frage gestellt. "Erst unter Heynckes hat er dann die Kurve gekriegt", sagt Köhler. Und wie.
Im 4-3-3-System wird der WM-Torschützenkönig von 2014 - vor allem aufgrund seiner Handlungsschnelligkeit - als Achter auf der Halbposition aufgeboten. Dort hat er einen großen Aktionsradius, holt sich hinten die Bälle und sorgt vorne für den tödlichen Pass. "Das war ein sehr, sehr guter Transfer. Ich muss Carlo Ancelotti dafür nochmal beglückwünschen", äußert sich Karl-Heinz Rummenigge lobend über den kolumbianischen Nationalhelden, der zum absoluten Leistungsträger aufgestiegen ist.
Vom Markting-Coup zum X-Faktor?
In 28 Pflichtspielen erzielte er fünf Tore und gab elf Vorlagen. Da verwundert es nicht, dass sich die Verantwortlichen des FC Bayern nach Angaben der Marca bereits dazu entschieden haben sollen, die Kaufoption über 42 Millionen Euro zu ziehen. Ein derartiger Beschluss wäre eigentlich erst 2019 fällig.
Dass dem Rekordmeister mit der Verpflichtung des Edel-Technikers ein echter Marketing-Coup gelungen ist, darüber waren sich alle einig. Schließlich genießt der 26-Jährige Kultstatus in Südamerika und ist ein Social-Media-Schwergewicht. Bereits kurz nach seiner Vorstellung im vergangenen Juli vermeldete Rummenigge einen Zuwachs im sechsstelligen Bereich an Likes in den sozialen Netzwerken.
Ob der Mann mit der Rückennummer elf aber auch der X-Faktor ist, der den Bayern zum ganz großen Wurf in der Champions League zuletzt gefehlt hat, wird sich erst noch zeigen müssen. In den großen Spielen auf der Bühne der Königsklasse. Ein perfektes Ambiente für einen Fußball-Künstler wie James Rodriguez.