Innenverteidiger schuftet fürs Comeback
25.05.2018 | 13:11 Uhr
Jerome Boateng vom FC Bayern München kämpft nach einer Muskelverletzung verbissen um den Anschluss. Seine WM-Teilnahme ist noch offen.
Während Manuel Neuer weiter Fortschritte macht und das große Zittern um den Fuß der Nation allmählich etwas abflaut, bangt Fußball-Deutschland nun um die Adduktoren der Nation.
Denn Jerome Boateng wird möglicherweise nicht wie geplant am Freitag ins Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft nach Eppan/Südtirol anreisen. Der Weltmeister wird sich nach seiner Adduktorenverletzung erst noch einer Abschlussuntersuchung in München unterziehen, "danach werden wir entscheiden, wann er kommt. Vielleicht auch erst am Samstag oder Sonntag", kündigte Bundestrainer Joachim Löw am Donnerstag an.
Aktuell dreht Boateng seine Runden noch einsam in München. Bayerns Abwehrhüne gehe im Lauftraining "schon wieder ziemlich an die Grenze", berichtete Löw. Alles sei "im Plan. Wir wollen jetzt keinen Fehler machen. Ich will auch keinen genauen Zeitpunkt nennen. Aber ich denke, dass er im Laufe der nächsten Woche ins Mannschaftstraining oder zumindest teilweise ins Mannschaftstraining einsteigen kann."
"Wir wollen jetzt keinen Fehler machen", „ich will keinen genauen Zeitpunkt nennen". Ich denke, ich glaube. Klingt doch eher so, als müsse man sich tatsächlich doch noch Sorgen um eine WM-Teilnahme des 29-Jährigen machen.
Ein fitter Boateng würde neben Mats Hummels sicher die deutsche Innenverteidigung bei der WM bilden. Doch was ist, wenn er ausfällt? Oder erst später ins Turnier einsteigen kann? Welche Alternativen hat Löw?
Ein Blick auf den vorläufigen WM-Kader offenbart vier mögliche Ersatzkandidaten. Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Matthias Ginter und Jonathan Tah.
Ginge es nach der Erfahrung im DFB-Team, wäre Rüdiger die erste Wahl. Der Verteidiger vom FC Chelsea bringt es bisher auf 23 Länderspieleinsätze gefolgt von Gladbachs Ginter (17), Bayerns Süle (9) und Leverkusens Tah (3).
Der 25-jährige Rüdiger absolvierte in der abgelaufenen Premier-League-Saison 27 Spiele, gewann 52,9 Prozent seiner Zweikämpfe und gehörte zu den Stützen im Team von Antonio Conte.
Allerdings wird dem 1,90 Meter großen Verteidiger ein gewisser Schlendrian nachgesagt.
Neben Rüdiger dürfte wohl Süle die besten Chancen haben, im Notfall für Boateng einzuspringen. Der 22-Jährige wechselte im Sommer 2017 zum FC Bayern und fügte sich auf Anhieb mit starken Vorstellungen ins Münchner Starensemble ein. In der Liga kam er 27 Mal zum Einsatz. 63,8 Prozent der Duelle entschied er für sich. Zudem brachte er 93,6 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler.
Auch Cristiano Ronaldo biss sich an dem 1,95 Meter großen und 97 Kilogramm schweren Hünen schon die Zähne aus. Nach Boatengs Verletzung im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen Real Madrid schlug Süles Stunde. Er rückte an die Seite von Mats Hummels.
Sowohl im Hin- als auch im Rückspiel legte er CR7 nahezu still - Ronaldo erzielte kein Tor. Weiteres Argument für den Confed-Cup-Gewinner: Er würde mit Hummels ein eingespieltes Duo bilden.
Derweil dürften Tah und Ginter eher nur Außenseiterchancen auf einen Einsatz in der Innenverteidigung haben. Dem 22-jährigen Tah fehlt vor allem noch die internationale Erfahrung.
In der Werkself gehörte er allerdings zu den absoluten Leistungsträgern. In 28 Bundesligaspielen kam er zum Einsatz, und 70,7 Prozent gewonnene Zweikämpfe sprechen eine deutliche Sprache.
Der 24-jährige Ginter spielte mit Gladbach eine durchwachsene Saison, absolvierte aber sämtliche 34 Ligapartien und unterstrich damit seinen Wert für die Fohlen. Seine Zweikampfquote lag bei 63,1 Prozent.
Dennoch gelten beide als potentielle Streichkandidaten, wenn Löw am 4. Juni seinen endgültigen WM-Kader benennen muss.