Jürgen Klinsmann rechnet in 22-seitigem Protokoll mit Hertha ab
Klinsmanns Abrechnung: "Zerstritten und inkompetent!" - Hertha reagiert
26.02.2020 | 19:21 Uhr
Jürgen Klinsmann hat 15 Tage nach seinem unerwarteten Rücktritt als Trainer von Hertha BSC in einer Generalabrechnung die Verhältnisse bei seinem ehemaligen Arbeitgeber angeprangert.
Klinsmann attackierte in einem ausführlichen Protokoll über die Zeit als Hertha-Trainer vor allem Manager Michael Preetz. Sport Bild veröffentlichte am Mittwoch das Dokument. Hertha-Boss Gegenbauer weist Klinsmann-Attacken in einem Schreiben an die Hertha-Mitglieder zurück.
Klinsmann forderte Austausch der kompletten Geschäftsleitung
Das Management von Ex-Bundestrainer Klinsmann bestätigte gegenüber dem SID die Echtheit, rätselt allerdings darüber, wie das Protokoll an die Öffentlichkeit gelangen konnte. Der Fußballlehrer habe keine Absicht, eine Abrechnung mit Hertha zu betreiben. Eine weitere Stellungnahme gab es nicht.
"Die Geschäftsleitung muss sofort komplett ausgetauscht werden", forderte Klinsmann, zudem habe es im Klub "jahrelange katastrophale Versäumnisse von Michael Preetz in allen Bereichen, die mit Leistungssport zusammenhängen", gegeben, kritisierte der Ex-Coach.
Klinsmann unterstellt Hertha Lügenkultur
Der von Preetz zusammengestellte Kader habe "zu viele ältere und satte Spieler, die keinerlei Power haben, um im Abstiegskampf zu bestehen." Zudem habe es eine Lügenkultur im Verein gegeben, die das Vertrauensverhältnis der Spieler mit Preetz zerstört habe.
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Klinsmann griff in einem Rundumschlag gegen den Verein auch andere Bereiche an. Die medizinische Abteilung sei "ohne jegliche Dynamik, zerstritten, inkompetent, den Anforderungen des modernen Profifußballs nicht gewachsen." Es gebe eine Medienabteilung, "die nur reagiert, keine Ideen hat und den Trainerstab niemals verteidigt. Es werden keine Lösungen gesucht, keine Innovationen."
Rangnick wollte nicht unter Preetz arbeiten
Klinsmann verriet zudem, dass er zunächst Ralf Rangnick als Trainer in den Verein holen wollte. Der frühere Hoffenheimer und Leipziger Coach wollte aber nicht unter Preetz arbeiten. Zudem warf Klinsmann den Hertha-Bossen vor, ihn bei der Unterzeichnung eines neuen Vertrages mit bereits ausgehandelten erweiterten Kompetenzen hingehalten zu haben.
Klinsmann hatte am 11. Februar nach 76 Tagen via Facebook überraschend seinen Rücktritt als Trainer verkündet. Seitdem trainiert sein Assistent Alexander Nouri den nach wie vor abstiegsbedrohten Hauptstadt-Klub. Am vergangenen Samstag hatte die Alte Dame zu Hause 0:5 gegen den 1. FC Köln verloren.
Hertha will würdiges Ende
Laut Sport Bild nahm Hertha BSC bereits Stellung zu dem Tagebuch. Demnach würden "nahezu sämtliche Vorwürfe und Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen". Der Verein werde sich nicht an einer öffentlichen Kontroverse beteiligen, zumal ihm auch im Interesse von Klinsmann daran gelegen sei, "diese Personalie zu einem würdigen Ende zu bringen."
Hertha-Boss Gegenbauer weist Klinsmann-Attacken zurück
"Für uns sind weder der Inhalt des Schreibens noch die Art und Weise des Vorgehens seitens Jürgen Klinsmann und seiner Berater Andre Gross und Roland Eitel nachvollziehbar", schrieb Gegenbauer in einer Mail an die Hertha-Mitglieder über das Dokument.
Der Präsident des Bundesligisten erklärte, dass man nun Zeuge werde, wie der ehemalige Trainer Klinsmann "abermals versucht, mit absurden Behauptungen seinen Rücktritt zu rechtfertigen". Ein Punkt des Rundumschlages von Klinsmanns ärgerte Gegenbauer besonders: "Die schäbigen Anschuldigungen gegen die Mitarbeiter der Abteilungen Medizin und Medien weisen wir entschieden zurück."