Sport, Facetime & Sprache lernen: So geht es Weigl in Portugal
22.03.2020 | 22:04 Uhr
Julian Weigl spielt seit Beginn der Rückrunde bei Benfica. Im Gespräch mit Sky Sport News HD verrät der Ex-Dortmunder, wie die Lage in Portugal während der Coronakrise ist und wie er sich zuhause die Zeit vertreibt.
Sky Sport: Herr Weigl, wie geht es Ihnen?
Julian Weigl: "Mir geht's gut, ich bin gesund."
Sky Sport: Wie ist aktuell die Lage in Portugal? Wie sehr ist das Leben aufgrund der Coronakrise dort eingeschränkt?
Weigl: "In Portugal ist es auch mehr geworden. Es sind jetzt, glaub ich, 1600 Betroffene. Es gibt jetzt auch eine Ausgangssperre. Man darf nur noch raus, um die nötigsten Besorgungen zu machen und zum Arzt zu gehen."
Sky Sport: Was bedeutet das für Sie und das Training bei Ihrem Verein?
Weigl: "Wir Spieler sind seit acht Tagen nur noch zuhause. Wir haben Kraftpläne bekommen und machen Fitness."
Sky Sport: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Weigl: "Ich bin eigentlich nur zuhause, außer wenn ich mit dem Hund spazieren gehe. Einmal am Tag mache ich meine Session. Wir versuchen schon einen Tagesablauf zu haben, was schon ein bisschen komisch ist, wenn nicht mehr alles so durchgetaktet ist. Ich versuche mit meiner Verlobten trotzdem einen Tagesablauf zu entwickeln. Am Morgen machen wir gemeinsam Sport. Ansonsten bin ich dabei, die Sprache zu lernen, da habe ich jetzt Zeit dazu. Wir haben natürlich Lernbücher und haben uns Karteikarten geschrieben, wie in der Schule früher. Die Sprache ist nicht einfach, aber so langsam kommen wir voran."
Sky Sport: Unterhalten Sie sich dann auf Portugiesisch?
Weigl: "Nein, soweit sind wir leider noch nicht. Wir versuchen uns, auf Portugiesisch zu begrüßen oder zu fragen, wie es uns geht, aber ganze Sätze können wir noch nicht sprechen. Aber wir sind ja auch noch nicht so lange hier."
Sky Sport: Wie halten Sie Kontakt mit Ihren Teamkollegen?
Weigl: "Gerade mit Haris Seferovic, mit dem ich hier am besten befreundet bin, weil wir beide deutsch sprechen, bin ich täglich in Kontakt. Mit dem ein oder anderen 'facetimt' man, so wie ich es auch mit der Familie mache. Deswegen sind wir viel am Telefonieren und am 'Facetimen'.
Sky Sport: Wann haben Sie Ihre Familie zuletzt gesehen?
Weigl: "Vor einem Monat war mein Vater hier bei einem Spiel. Aktuell rede ich mit meiner Familie fast täglich über 'Factime'. Meine Schwester hat gerade Nachwuchs bekommen, da will man natürlich die Eindrücke mitbekommen. Ich habe auch mit meiner Oma 'gefacetimt'. Es war schön, sie zu sehen."
Sky Sport: Wie trainieren Sie aktuell?
Weigl: "Wir haben für jeden Tag unseren Plan mit Übungen, die wir machen müssen, mit Bildern und Videos. Dann haben wir natürlich Läufe, dass wir unsere Fitness behalten. Es ist eine komische Situation, nicht zu wissen, wann es weitergeht. Unser Manager von Benfica hat es gut gesagt: 'Wir können nicht entscheiden, wann wir zurückkommen, aber wie.' Man weiß, dass es womöglich bald weitergehen kann, dann muss man bereit sein und kann nicht mit Übergewicht wiederkommen."
Sky Sport: Wie geht es in der portugiesischen Liga weiter?
Weigl: "Soweit wir das mitbekommen haben, gibt es jede Woche eine Tagung mit den ganzen Vereinen und dem Gouvernement. Wir wissen leider noch gar nicht, wann genau es weitergehen kann und wird. Das Schwierigste ist diese Ungewissheit, aber die hat jeder im Moment. Wir können nicht mehr machen, als den Anweisungen zu folgen und zu hoffen, dass alles besser wird."
Sky Sport: Joshua Kimmich und Leon Goretzka haben ja die Spendenaktion "We Kick Corona" ins Leben gerufen. Sie haben sich daran beteiligt. Wie kam es dazu?
Weigl: "Ich habe mich auch gefragt: Wie kann man helfen und wie können wir Fußballer, die ein privilegiertes Leben haben, den Menschen helfen, die es nicht so einfach haben oder in den Supermärkten, Krankenhäusern und Apotheken alles am Laufen halten, helfen. Da kam die Aktion genau richtig und dann habe ich mich gerne angeschlossen. Ich kenne die beiden ja gut und ich war dann auch sofort dabei. Es sind jetzt schon 2,5 Millionen Euro zusammengekommen, die bitter benötigt werden."
Das Interview führte Gregor Teicher