Jürgen Klopp exklusiv: "Drama passiert, wenn ich in der Nähe bin"
Liverpool-Coach vor dem CL-Finale im Sky Interview
27.05.2018 | 00:22 Uhr
Am Samstag steigt das große Champions-League-Finale zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid (ab 19:00 Uhr live auf Sky Sport HD 1 und hier im Liveblog).
Reds-Trainer Jürgen Klopp sprach im Vorfeld der Partie im exklusiven Interview mit Sky Moderator Patrick Wasserziehr über den Weg seiner Mannschaft ins Endspiel in Kiew, der mit der Qualifikation gegen die TSG Hoffenheim begann, und seine Erwartungen für die Partie gegen die Königlichen.
Sky Sport: Wird in Kiew gekrönt, was in Sinsheim begann?
Jürgen Klopp: Das ist der Plan, um ehrlich zu sein. Auch wenn wir wissen, dass es einigermaßen schwer ist. Was die Jungs bisher gemacht haben, war interessant, intensiv, herausragend. Es ist etwas sehr Spezielles. Es war super schwer, diesen Weg zu gehen. Jetzt ist es wahr und wir sind bereit.
Sky Sport: In Liverpool kennt man sich mit dramatischen Endspielen aus. Auch Sie haben ein Faible fürs Drama. Wird das Endspiel gegen Real eine emotionale Grenzerfahrung?
Klopp: Ich habe kein Faible fürs Drama - es passiert nur ständig, wenn ich in der Nähe bin. Das ist ein bisschen das Problem. Es wird auf jeden Fall eine Grenzerfahrung, ist ja klar. Mit der Drucksituation, auch wenn sie positiv ist, müssen die Jungs erstmal umgehen. Bis hierhin haben sie es außergewöhnlich gut gemacht. Das müssen sie wieder machen. Dann sind wir schwer zu spielen, und wenn wir schwer zu spielen sind, dann können wir auch gewinnen.
"Das hat zu einigen blutigen Nasen geführt"
Sky Sport: Sie haben von All-inklusive-Fußball gesprochen. Was bedeutet das für Ihren Fußball?
Klopp: Wir sind in einem Entwicklungsprozess, wir können jetzt nicht so tun, als wären wir die Abgezockten, die Erfahrenen. Wir haben eine relativ junge Mannschaft. Sicher stehen wir für viele überraschend im Finale. Aber aufgrund der Art und Weise, wie wir es versucht haben, Wir sind das Ganze sehr lebendig angegangen. Das führt dazu, dass du ab und zu ein paar Lücken lässt, die bei der Qualität der Gegner auch schmerzhaft sein können. Das ist uns passiert und hat zu einigen blutigen Nasen geführt. Es hat uns aber nicht davon abgehalten, trotzdem hier zu sein. Es ist einfach groß! Wir können nicht wie Real, Barca, Bayern oder Juve spielen…
Sky Sport: Was ist der Schlüssel?
Klopp: Wir müssen unser Spiel durchziehen. Es ist von Leidenschaft geprägt und eigentlich auch gut organisiert - auch wenn man das nicht immer sieht (lacht). Wir müssen für alles bereit sein. Meine Mannschaft ist super fair bis hierher. Wir machen keine ekligen Fouls. Wenn wir von Aggressivität sprechen, dann meinen wir die richtige Aggressivität - das müssen wir auch sein. Wir müssen alles reinschmeißen, mutig sein. Das ist richtig wichtig. Wenn Madrid eins nicht richtig mag, dann ist es zu verteidigen. Es ist nicht so, dass sie es nicht können. Sie können es sogar sehr gut. In der Offensive ist alles herausragend, was sie machen - von jeder Position weg. In dem Moment, in dem der Gegner den Ball hat, hat es nicht genau die gleiche Qualität, ist aber immer noch richtig gut. Wir müssen selbst auch Fußball spielen.
Sky Sport: Tempo?
Klopp: Ja, im richtigen Moment hilft. Aber du kannst das Spiel aber nicht kontrollieren, wenn du ständig höchstes Tempo gehst. Das Spiel gegen Manchester City war schon ein Beispiel dafür. Es wird auch Momente geben, in denen wir als ganzes Team verteidigen müssen. Real ist eine Mannschaft, die nichts wirklich anfasst. Denen ist ja wurscht, ob sie 0:1 zurückliegen oder was auch immer. Sie kennen ihre Qualität und spielen schon lange genug zusammen, sind zusammen super erfahren. Es ist hochspannend, das muss man einfach sagen. Es verspricht ein geiles Spiel zu werden.
"Wir sind eine Top-Mannschaft, Real ist eine Weltklassemannschaft"
Sky Sport: Wird die individuelle Klasse entscheidend sein?
Klopp: Wir haben auch schon individuelle Klasse. Wir sind eine Top-Mannschaft, Real ist eine Weltklassemannschaft. Da gibt es schon noch Unterschiede. Das ist aber gar nicht so entscheidend. Wir rücken Mo (Mohamed Salah, Anm. d. Red.) nicht in den Mittelpunkt. Wir haben unterschiedliche Wege. Wenn Mo am Ende den Ball reinschießt, ist das wunderbar. Aber es sind ganz viele Aufgaben zu erfüllen. Nur eine davon ist, den Ball rein zu schießen. Mo sieht das selbst auch so. Er möchte Champions-League-Sieger werden und nicht Torschützenkönig, was auch nicht mehr wirklich möglich ist. Es geht darum, dass wir diese Saison als Mannschaft krönen.