Kolumne: Lothar Matthäus analysiert die Situation des FC Bayern
Matthäus: Gegner haben die Angst vor Bayern verloren
11.12.2019 | 13:56 Uhr
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. In dieser Woche befasst er sich mit der Situation des FC Bayern und erklärt, warum der FCB derzeit nur auf Platz sieben liegt.
Nach der 1:2-Niederlage der Bayern in Gladbach steht der Rekordmeister auf Platz sieben. Das ist nach 14 Spieltagen eine sehr große Überraschung.
Auffällig ist für mich vor allem eines: Ausgerechnet gegen die beiden Mannschaften, die jetzt ganz oben in der Tabelle stehen - nämlich Gladbach und Leipzig - hat Bayern jeweils eine Weltklasse-Halbzeit gezeigt. Das waren sowohl im Borussia-Park als auch in Leipzig 45 Minuten, die eigentlich reichen müssen, um diese Spiele zu gewinnen. Genauso wie letzte Woche daheim gegen Leverkusen.
Martinez und Boateng fehlt der Speed
Man kann wirklich nicht sagen, dass die Bayern schlecht spielen. Aber es fehlt ihnen etwas, sonst wären sie jedes Mal als Gewinner vom Platz gegangen. Sie nutzen ihre Vielzahl an Großchancen nicht, sind weder effektiv noch kaltschnäuzig. Das sind eigentlich typische Bayern-Merkmale.
Aufgrund der Verletzungen von Niklas Süle und Lucas Hernandez fehlt es der Defensive an Tempo. Die beiden Ausfälle haben die Mannschaft sehr geschwächt.
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Geschwindigkeit ist das A und O im modernen Fußball. Aktuell müssen immer wieder Martinez oder Boateng in der Viererkette aushelfen. Ihnen fehlt der Speed, der gegen schnelle, junge Spieler nötig ist, wenn es hinten gefährlich wird. Ich bin ein Fan von Javi Martínez, aber dann, wenn er auf der Sechs spielt. Er war noch nie der geborene Sprinter, hat im defensiven Mittelfeld aber die Qualitäten, die man dort benötigt. Er kann auch in der Viererkette spielen, allerdings nur, wenn die Bayern etwas tiefer stehen, denn dann wird er nicht regelmäßig in der Rückwärtsbewegung in Sprint-Duelle verwickelt.
Den Bayern fehlt es an Balance
Sowohl gegen den Leverkusener Bailey als auch gegen den Gladbacher Thuram war dieses Tempodefizit mit ein Grund für die Niederlage. Vielleicht müsste die Mannschaft aktuell, bis Süle und Hernandez wieder zur Verfügung stehen, ein bisschen von ihrer Philosophie abrücken und für ein paar Wochen in der Grundordnung etwas tiefer stehen.
Man kann auch dann noch dominant auftreten, ohne ständig ins offene Messer zu laufen. Eventuell wäre das cleverer. Die Bayern bestrafen sich momentan oft selbst. Javi hätte in Gladbach in der entscheidenden Aktion überhaupt nicht grätschen müssen. Dann hätte es weder den Platzverweis noch den Elfmeter gegeben. Und wenn er grätscht, dann muss er Ball treffen. Ähnlich war es bei der frühen roten Karte für Boateng in Frankfurt.
Bayern-Aufstellung hat mich überrascht
Insgesamt fehlt es dem Team von Hansi Flick an der Balance. Die Aufstellung vom Wochenende hat mich auch überrascht. Wieso musste Kimmich plötzlich wieder hinten rechts ran? Weshalb war Müller auf der rechten Außenbahn, auf der seine Stärken nicht so zur Geltung kommen und warum wurde der schnelle Pavard nicht berücksichtigt? Ich habe diese Entscheidungen nicht ganz verstanden.
Nun sind die Münchner sechs Punkte hinter Leipzig und sieben hinter Gladbach. Die vier weiteren Teams, die vor ihnen stehen, sind nicht so weit entfernt. Es wird in dieser Saison viel schwieriger als in der letzten, irgendwann die Tabellenführung zu übernehmen. Mussten sie im letzten Jahr nur die Dortmunder jagen, sind es aktuell zwei Teams mit größerem Abstand sowie Leverkusen, Schalke, Freiburg und der wiedererstarkte BVB.
Gegner haben die Angst verloren
Die Gegner haben die Angst und die Ehrfurcht vor Bayern München verloren. Selbst wenn Mannschaften in Rückstand geraten, glauben sie noch an einen Sieg und einige schaffen das auch. Sowas gab es in der Vergangenheit äußerst selten.
Die Qualität von Mannschaft, Trainer und Management sowie die Ruhe und Gelassenheit in Gladbach und Leipzig spiegeln sich in den tollen Ergebnissen und dem herrlichen Fußball, den sie spielen, wieder.
Wenn die Bayern weiter schwächeln und Gladbach, Leipzig oder Dortmund konstant so toll weiterspielen, haben wir bis zum Ende Spannung in unserer Liga. Bis auf die Bayern und deren Fans freut das jeden. Dass man den Rekordmeister aber niemals abschreiben darf, dürfte jeder wissen.