Matthäus: ...dann steht Haaland eine Weltkarriere bevor
21.01.2020 | 18:13 Uhr
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. In dieser Woche blickt er auf BVB-Neuzugang Haaland, seine Sturmkonkurrenten Robert Lewandowski und Timo Werner sowie auf das Titelrennen in der Bundesliga.
Wer Titel holen - bzw. Deutscher Meister werden will - braucht einen super Torjäger. Das war bereits in den Zeiten von Uwe Seeler und Gerd Müller so und das ist auch 2020 nicht anders. Die drei Top Favoriten im Titel-Krimi Bayern, Leipzig und Dortmund haben jeweils einen.
Die Bayern-Fans erfreuen sich seit Jahren an Robert Lewandowski, Timo Werner aus Leipzig ist in der Form seines Lebens und Borussia Dortmund hat mit Erling Haaland nun auch einen Mittelstürmer, wie er im Buche steht.
Mit 19 Jahren beim Bundesliga-Debüt drei Tore in 20 Minuten zu schießen und damit ein Auswärtsspiel zu drehen, ist eine Wahnsinns-Leistung. Dieser Transfer war für Borussia Dortmund einfach nur perfekt.
Auch wenn das Transfervolumen nicht ganz so günstig ist, wie es manchmal dargestellt wird, dürfte diese Verpflichtung jeden Euro wert sein. Ich denke, Haaland ist sofort zu einem der Topverdiener in Dortmund aufgestiegen. Zusammen mit Kapitän Marco Reus und Abwehrchef Mats Hummels ist das Gehalt des jungen Norwegers mit großer Wahrscheinlichkeit im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich und das zurecht.
Spieler, die liefern - so ähnlich wie Lewandowski - und dabei nie verletzt sind, dürfen sich von mir aus die Summe auf dem Gehalts-Scheck selbst eintragen. Wenn Borussia Dortmund etwas gefehlt hat in den letzten Jahren, dann war das eine richtige Nummer "neun". Natürlich darf man das jetzt nicht gleich übertreiben, aber wenn der neue Star der Bundesliga von schweren Verletzungen verschont bleibt, dann steht ihm eine Welt-Karriere bevor.
Es ist genau das, was jeder Fußball-Fan sehen möchte und wovon jeder kleine Junge träumt. Tore machen, Spiele gewinnen, Titel holen. Dafür stehen in der Bundesliga - wie keine anderen - die drei Mittelstürmer der Top-drei-Klubs.
Der Bayern-Star hat natürlich den Vorteil der Erfahrung, der Reife und der besten Mitspieler. Der Pole war viermal Torschützenkönig der Bundesliga, fünfmal Deutscher Meister und siebenmal in Folge Polens Sportler des Jahres. Er ist zwar mit 31 Jahren deutlich älter als Werner und Haaland, aber dafür so wahnsinnig fit, dass das noch kein Nachteil ist. Außerdem trifft er mit allen Körperteilen und von überall. Mit rechts, links und dem Kopf sowie Freistöße und Elfmeter. Ich bin ein großer Fan von ihm.
Timo Werner hat am Wochenende zwei Weltklasse-Tore erzielt. Er ist frei im Kopf und selbstbewusst. Das sind die beiden wichtigsten Voraussetzungen für einen Stürmer. Sein Vorteil ist, dass er von allen die höchste Geschwindigkeit mitbringt.
Ich habe ihn am Samstag live in Leipzig erleben dürfen und es ist eine wahre Freude. Obwohl er in der ersten Halbzeit aufgrund der Position kaum zu sehen war, hat ihm das überhaupt nichts ausgemacht. Er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt, hat in den zweiten 45 Minuten wieder im Zentrum gespielt und mit zwei unglaublichen Toren das Spiel entschieden. Toll, dass wir so einen Nationalspieler in unserer Liga bewundern dürfen.
Und für Dortmund scheint die Suche nach der Sturmspitze endlich ein perfektes Ende genommen zu haben. Abgesehen von diesem Glücksfall namens Haaland sind sie nun in der Verfolger-Rolle und das liegt ihnen viel mehr, als der Favorit zu sein.
Bester Beleg dafür ist die großartige Aufholjagd in Augsburg. Die Dortmunder schlagen lieber zurück, als dass sie eine sichere Führung ins Ziel retten. Und auch im Titelkampf könnte das für sie positiver sein, als ständig die Tabellenführung verteidigen zu müssen wie im letzten Jahr. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie sowohl Bayern als auch RB einholen müssen.
Lewandowski, Werner, Haaland. Wer schießt seinen Klub zum Titel? Diese Frage wird uns bis zum 34. Spieltag Spannung bescheren.